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Fleischerei in Rehmsdorf Fleischerhandwerk: Rehmsdorfer schmeißt den Laden in der dritten Generation

Von Yvette Meinhardt 20.01.2019, 10:02
Jens Voigtsberger ist Fleischermeister mit Leib und Seele. Im Februar feiert das Familienunternehmen in Rehmsdorf sein 40-jähriges Bestehen.
Jens Voigtsberger ist Fleischermeister mit Leib und Seele. Im Februar feiert das Familienunternehmen in Rehmsdorf sein 40-jähriges Bestehen. René Weimer

Rehmsdorf - Ein verführerischer Duft von frisch geräucherter Wurst steigt dem Kunden in der kleinen Fleischerei in Rehmsdorf in die Nase. Im Kessel im Schlachthaus dampft es. Frische Roster werden hier gerade bei 80 Grad Celsius gebrüht. Anschließend kommen sie in eiskaltes Wasser und werden heruntergekühlt. „Gegrillt wird mittlerweile nicht mehr nur im Sommer, sondern zu jeder Jahreszeit“, erzählt Fleischermeister Jens Voigtsberger. Diese bestellten Roster bekommt die Feuerwehr.

Fleischermeister aus Rehmsdorf: Leidenschaft für Wurst liegt in der Familie

„Die Rezepte stammen alle noch von meinem Vater,“ verrät Voigtsberger. Denn schon sein Vater und Großvater waren Fleischer. Damals allerdings lebte die Familie noch in Predel. „Schon als Kind stand für mich fest, dass ich in die Fußstapfen meines Vaters und Großvaters trete“, sagt Voigtsberger. Er ist heute 52 Jahre alt und habe seine Entscheidung nicht bereut. „Ich würde es immer wieder tun“, sagt der 52-Jährige. So feiert die kleine ländliche Fleischerei in Rehmsdorf am 13. Februar ihr 40-jähriges Bestehen.

Geschlachtet wird in der Fleischerei Rehmsdorf längst nicht mehr

Jeden Werktag steht Voigtsberger in der Fleischerei. Doch geschlachtet wird hier längst nicht mehr, sondern Teilstücke zugekauft und daraus frische Wurst gemacht. Zwischen 20 und 30 Sorten entstehen hier nach traditioneller Art. Die Rezepte stammen aus der eigenen Familie. „Am beliebtesten sind Jagd- und Bratwurst, Kochsalami, Wiener und Bockwurst“, erzählt er. Natürlich waren während der Festtage vor allem Wiener, Bockwürste und Schinken gefragt.

In der Wendezeit hat Jens Voigtsberger seinen Meister gemacht. „Es war nicht immer leicht, im Wettstreit mit großen Supermärkten überhaupt zu überleben“, erzählt der Handwerksmeister weiter.

Unfalltod des Vaters ließ Jens Voigtsberger plötzlich allein im Laden stehen

Der schwere Schicksalsschlag war der Unfalltod seines Vaters im Jahr 2001, so dass Jens Voigtsberger von einem Tag auf den anderen alleine im Betrieb stand. Hinzu kam der Bau der Umgehungsstraße, so fahren heute viele Autos um Rehmsdorf herum, halten also auch nicht mehr beim Fleischer im Ort. Im Altkreis Zeitz sind die Fleischer eine Seltenheit geworden. Dabei hatte früher fast jedes Dorf solch eine traditionellen Versorger.

„Vor zwei, drei Jahren habe ich kurz überlegt, das Geschäft aufzugeben, doch inzwischen läuft es wieder deutlich besser“, sagt der 52-Jährige. „Denn heute sind wir im Dorf wieder enger zusammengerückt, arbeiten zum Beispiel mit der benachbarten Gaststätte Dorfkrug zusammen“, sagt der Fleischer. Und auch die Zahl der Kunden wächst langsam wieder.

Sich gesund zu ernähren, liegt wieder im Trend

Ein Grund dafür sieht der Handwerksmeister in dem wachsenden Bewusstsein, sich gesund zu ernähren. „Viele Kunden fragen heute nach, was alles in der Wurst für Inhaltsstoffe sind und vor allem Allergiker entscheiden sich für den kleinen ortsansässigen Fleischer. So kommen auch immer mehr Allergiker zu uns in den Laden“, fährt Voigtsberger fort. Die Arbeit in der Fleischerei macht ihm bis heute Spaß. Dazu gehören auch Catering und Plattenservice.

Nur den bürokratischen Teil seines Jobs mag er nicht besonders. „Fast jeden Abend sitze ich am PC. So müssen Herkunft, Zutaten und deren Verarbeitung für jede Wurst einzeln dokumentiert werden. Es gibt sehr viele Auflagen von dem Hygieneamt und natürlich auch vom Finanzamt“, fährt Voigtsberger fort. Als Forderung vom Finanzamt musste er sich zum Beispiel eine sehr teure elektronische Waage kaufen.

Und wie stellt sich Voigtsberger seine Unternehmensnachfolge vor? „Ich habe drei Söhne, die beiden Großen sind 21 und 30 Jahre alt und haben beruflich ganz andere Wege eingeschlagen“, sagt Voigtsberger. Der Jüngste ist zwölf Jahre alt und geht noch zur Schule. Da steht eine Berufswahl noch an. „Ich glaube nicht, dass meine Kinder die Fleischerei weiterführen wollen“, sagt der 52-Jährige. (mz)