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Firmenbesuch  Firmenbesuch : Naumburger Betrieb bleibt in der Familie

Von Harald Boltze 28.03.2019, 08:28
Ronny Jänicke betreut den firmeneigenen Reifenservice der Firma Matthes auf dem Gelände an der Bahnhofstraße.
Ronny Jänicke betreut den firmeneigenen Reifenservice der Firma Matthes auf dem Gelände an der Bahnhofstraße. Biel

Naumburg - „Wir sind zufrieden. Das Geschäft läuft ordentlich“, berichtete Seniorchef Heinz Matthes am Mittwoch Landrat Götz Ulrich, der auf Unternehmensbesuch auch bei der Naumburger Speditionsfirma Matthes Transporte in der Bahnhofstraße Station machte. „Sie können stolz auf sich sein“, erwiderte Ulrich. „So viele Familienmitglieder wie hier angestellt sind. So eine gute Geschäftsübergabe bekommt nicht jeder hin. Respekt.“ Der Landrat bezog sich dabei auf den Plan, dass Seniorchef Matthes die Firma im Oktober, wenn er 67 Jahre alt wird, an seine Kinder Heinz, Annett (nun Matthes-Herfurth) und Doreen (nun Kötschau) übergeben will.

Rund 70 Mitarbeiter ist die Firma groß. Mit 52 Kippern, vor allem Drei- und Vierachsern, werden Schüttgüter aller Art, zudem Bau- und Betonteile transportiert. Wie der Landrat von Matthes senior erfuhr, kommen die Aufträge hauptsächlich von regionalen Baufirmen - ITS, Melioration -, aber auch der Strabag, Mibrag oder Dornburger Zement. Für Entsorgungen ist man ebenso zertifiziert, etwa kontaminiertem Schotter der Deutschen Bahn.

Eine eigene Werkstatt ist auf dem Firmengelände, dem früheren ZBE-Standort, vorhanden. Der tägliche Blick gilt natürlich den Treibstoffpreisen. „Ein paar Cent hoch oder runter machen bei einem Monatsverbrauch von 80.000 Litern Diesel in der Hochsaison schon einen großen Unterschied“, so Matthes junior.

Nachdem der Landrat bei seinem ersten Firmenbesuch des Tages beim Feuchttücherspezialisten Innovate großes Klagen über den Fachkräftemangel gehört hatte, fiel dies im Hause Matthes gedämpfter aus. „Wir haben einen guten Mitarbeiterstamm und kaum Fluktuation. Aber klar, es wird schwerer, gutes Personal zu finden. Heute überlegt man zweimal, ob man lospoltert, wenn einer unzuverlässig ist“, so Matthes senior. Es gelte, die Mitarbeiter mit Anreizen wie Kita-Zuschüssen bei Laune zu halten. Eher die harte Schiene, vor allem, wenn windige Bauunternehmer nicht zahlen wollten, fuhr der Seniorchef Mitte der 90er. Da wurde der breitschultrige Schlosser mitgenommen, um Respekt einzuflößen.

Nachdem Matthes senior im Landbaukombinat gearbeitet hatte, versuchte er sich in der Wendezeit mit einer Kneipe in seinem Heimatdorf Rehehausen. 1992 besann er sich aber auf sein Faible für Technik und Bauwesen und gründete eine Spedition. Zunächst fuhr er allein, bald schon wuchs man auf acht Lkw. „Alte Tatra, die gingen genau so gut wie die teuren Mercedes oder MAN.“ Für 50 D-Mark bekam Heinz Matthes zudem einige W50, die eigentlich auf den Schrott sollten. Sie taten für die Firma aber noch einige Jahre gute Dienste und brachten sogar Geld, als sie als Ersatzteilspender gen Asien verkauft wurden.

Heute ist die Technik bei Matthes natürlich viel moderner. Nur einen Wunsch gibt es: schnelleres Internet. Das werde für die GPS-basierte Software oder das Auslesen der Fahrzeugdaten gebraucht. Götz Ulrich versprach Besserung. Spätestens in einem Jahr soll der Breitbandausbau abgeschlossen sein.