Fetischprodukte für Erotikbranche Fetischprodukte für Erotikbranche: Wie aus einem Bäcker ein Lederschneider wurde

Osterfeld - Gleichmäßig saust die Nadel über den Stoff, während Jörg-Andreas List diesen sorgfältig unter dem Nähfuß der Maschine hindurch schiebt. „Angefangen habe ich mit einer 40 Jahre alten Singer-Nähmaschine, die hier ist Hightech“, erzählt der 46-Jährige und zeigt auf das hochmoderne Nähgerät, das er heute benutzt.
Dessen Einstellungen machen es möglich, auch besonders dicke und feste Materialien zu vernähen. Und das braucht der 46-Jährige auch. Denn List arbeitet vor allem mit dem Naturstoff Leder, betreibt ein Gewerbe als Lederschneider in seinem Haus am Osterfelder Kirchberg. Ein Zunftzeichen über seiner Haustür weist Kunden den Weg zu einem Handwerk, das fast ausgestorben ist.
Seine Mtter brachte ihm den Umgang mit Nadel, Faden und Stoffen bei
Dabei ist dem gebürtigen Sachsen die Näherei förmlich in die Wiege gelegt worden, denn schon seine Mutter arbeitete als Schneiderin, brachte ihm den Umgang mit Nadel, Faden und Stoffen bei. „Für mich war es schon als Kind ganz selbstverständlich zu nähen oder Sachen zu ändern“, berichtet List. Doch das Nähen sollte lange Zeit nur Hobby bleiben, denn beruflich hatte er ganz andere Pläne.
Weil er auch gerne malte und es ihm alte Bilder angetan hatten, wäre er gerne Restaurator geworden, doch für diesen Berufsweg hätten seine Zensuren nicht ausgereicht, berichtet Jörg-Andreas List. So entschied er sich letztlich für seine zweite Berufsalternative und machte eine Lehre als Bäcker. „Ich bin eine richtige Naschkatze und außerdem konnte ich auch in diesem Beruf kreativ und handwerklich tätig sein“, begründet List diese Entscheidung.
Zehn Jahre arbeitete er bei verschiedenen Bäckereien
Zehn Jahre arbeitete er bei verschiedenen Bäckereien, bevor ihn gesundheitliche Probleme stoppten und er nicht mehr im Beruf arbeiten konnte. Nach einer Umschulung zum Maschinenschlosser setzte nach neun Jahren die Gesundheit der neuen beruflichen Laufbahn wiederum Grenzen. „Irgendwann kam ich dann auf die Idee, mich mit meinem Hobby selbstständig zu machen, obwohl ich das nie so gesehen hatte“, berichtet der Osterfelder.
Das war vor zehn Jahren, als er noch in Baden-Württemberg lebte. Dass es ihn nach 25 Jahren in Süddeutschland wieder nach Mitteldeutschland verschlagen hat, ist der Liebe zu verdanken. Denn sein jetziger Ehemann lebte und arbeitete im Thüringischen. Und als das Haus in Osterfeld zum Verkauf stand, griff das Paar zu, denn das bot nicht nur Platz zum Wohnen, sondern auch für Werkstatt und Ausstellungsräume. Und die nahe Autobahn sei für seine Kunden perfekt, die durchaus international sind und von Paris bis Wien stammen.
List hat sich als Lederschneider einen Namen gemacht
Wenngleich viel über das Internet abgewickelt werde. Denn längst hat sich Jörg-Andreas List als Lederschneider einen Namen gemacht. Zumal sein Spektrum vielfältig ist und von der Fertigung maßgenauer Lederbekleidung über das Beziehen von Sitzmöbeln bis hin zu Anfertigungen von Fetischprodukten für die Erotikbranche reicht. Selbst die Reparatur von Ledertaschen oder den Neubezug von Motorradsätteln gehören zu seinen Tätigkeiten. „Mich reizt bei meiner Arbeit all das, was ich vorher noch nie gemacht habe, deshalb liebe ich auch das Fertigen eigener Kreationen“, sagt List, dem Qualität sehr wichtig ist.
Es sei wie beim Backen, wenn man da schlechte Zutaten verwendet, werde der Kuchen auch nicht gut, schlägt er einen Bogen zu seinem früheren Beruf. (mz)

