Erfurter Unternehmen prüft Einstieg Erfurter Unternehmen prüft Einstieg: Hoffnung für Landarztpraxis in Casekirchen

Casekirchen - In das Ringen um die Fortführung der von Schließung bedrohten Allgemeinärztlichen Praxis in Casekirchen scheint Bewegung zu kommen. Die dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Dreiländer-Eck GmbH zugehörige ärztliche Anlaufstelle im Molauer Land soll zum 31. März dieses Jahres den Betrieb einstellen, weil der dort seit Oktober 2020 tätige Dr. Zsolt Kocsis aus privaten Gründen in seine Heimat nach Ungarn zurückkehrt.
„Es war leider nicht möglich, für Herrn Dr. Kocsis in dem erforderlichen Zeitraum einen Nachfolger für den Standort in Casekirchen zu gewinnen“, teilte Susanne Neubauer von der Unternehmenskommunikation des MVZ Dreiländer-Eck mit. Indes hat Kerstin Beckmann, die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde (VG) Wethautal, Kontakte zum in Erfurt ansässigen MVZ Dr. med. Kielstein Ambulante Medizinische Versorgung GmbH aufgenommen, welches unter anderem bereits in Weißenfels, Prittitz sowie in dem nur wenige Kilometer von Casekirchen entfernten thüringischen Schkölen Allgemeinärztliche Praxen übernommen hat beziehungsweise aktuell betreibt. „Ich habe von Dr. Kielstein eine freundliche Mail erhalten, dass er sich eine Fortführung des Standorts in Casekirchen grundsätzlich vorstellen kann, sich aber bei einem Vor-Ort-Termin erst einmal ein genaueres Bild von den konkreten Umständen machen will“, so Kerstin Beckmann, die just am Dienstag ihre Einladung an den Erfurter MVZ-Chef zwecks baldigen gemeinsamen Termins in Casekirchen noch einmal bekräftigte.
Zweigniederlassung eine mögliche Variante?
Nach Aussage der Verbandsgemeindebürgermeisterin solle beispielsweise die Variante geprüft werden, inwieweit Casekirchen quasi eine „Zweigniederlassung“ des Schkölener MVZ-Standorts werden könne. „Es wäre ja schon viel gewonnen, wenn in Casekirchen wenigstens an zwei oder drei - und natürlich gern mehr - Tagen der Woche weiterhin allgemeinärztliche Sprechstunden stattfinden könnten“, nennt Kerstin Beckmann das Minimalziel.
Derweil hat sie auch bei Dr. Karin Erfurth, die über viele Jahre in dem einstigen Landambulatorium praktizierte und Eigentümerin der Immobilie ist, erfolgreich um „Rückenwind“ geworben. „Frau Dr. Erfurth ist es ebenfalls ein sehr großes Anliegen, dass es weitergeht. Selbst Umbauten könnte sie sich vorstellen.“
Mehrere Politiker schalten sich in Bemühungen ein
Während sich die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalts (KVSA) eher allgemein äußert - „Die KVSA wird sich mit dem MVZ Dreiländereck in Verbindung setzen…“, so die Antwort auf die Tageblatt/MZ-Anfrage - haben sich neben Molauer Land-Bürgermeister Rolf Werner auch Landrat Götz Ulrich sowie der Naumburger Landtagsabgeordnete Daniel Sturm in die Bemühungen eingeschaltet. Sturm, der den Praxisstandort in Casekirchen gut kennt und in dem Gebäude mehrfach Bürgersprechstunden (freilich politischer Natur) durchgeführt hat, lotet Unterstützungsmöglichkeiten auf Landesebene aus.
Götz Ulrich als Chef der Kreisverwaltung will gemeinsam mit VG-Bürgermeisterin Beckmann - und wie zuvor geschildert - auf die umliegenden ärztlichen Versorgungszentren in Richtung Schkölen zugehen und sich überdies mit dem MVZ des SRH-Klinikums Burgenlandkreis in Verbindung setzen. Ziel aller genannten Akteure ist die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung vor Ort - gerade mit Blick auf die älteren und nicht mehr so mobilen Bevölkerungsgruppen im Molauer Land, für die die Casekirchener Praxis bis dato kurze und wohnortnahe Wege gewährleistet.
„Generell bleibt das Problem, das nicht zuletzt vor dem Hintergrund der zunehmenden Ökonomisierung des Gesundheitswesens das Betreiben einer Arztpraxis in den - dünner besiedelten - ländlichen Regionen zusehends unattraktiv geworden ist“, beklagt Kerstin Beckmann.
Sie sieht bei Bundes- und Landespolitik zwar gut gemeinte, im Detail letztlich aber fehlgreifende Konzepte, um daran etwas zu ändern - beispielsweise über finanzielle Anreize: „Wenn der Zuschuss für eine Praxis auf dem Land davon abhängt - und regelmäßig daran scheitert -, dass im betreffenden Landkreis insgesamt, also im Durchschnitt und bezogen auf alle Einwohner, eine Unterversorgung vorliegen muss: Dann wird die Unwucht zugunsten der Städte fortbestehen“, meint die VG-Chefin.
MVZ sucht Arzt für Naumburg
Eine Einschätzung, die der bisherige Casekirchener Praxis-Betreiber in seinem aktuellen Statement nur noch zu bestätigen scheint: „Für unser MVZ Dreiländer-Eck konnten wir für den Standort in Weißenfels ab 1. Juni Frau Dr. Bliedtner als neue Hausärztin gewinnen. Wir suchen außerdem aktuell einen Hausarzt beziehungsweise eine Hausärztin für Naumburg, um auch für die Patienten in diesem unterversorgten Bereich eine ambulante Versorgung anbieten zu können“, heißt es im Schreiben an Tageblatt/MZ.