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Einstige Reichsflugschule Laucha Einstige Reichsflugschule Laucha: Kunst belebt Lost Place

Von Constanze Matthes 31.07.2019, 09:56
Auf dem historischen Gelände auf dem Lauchaer Flugplatz gibt es Kontraste zu entdecken.
Auf dem historischen Gelände auf dem Lauchaer Flugplatz gibt es Kontraste zu entdecken. Biel

Laucha - Aus der Ferne erscheint die einstige Reichsflugschule, über der Stadt Laucha und dem Unstruttal gelegen, als ein „Lost Place“, als ein verlorener Ort. Das Areal auf dem Flugplatz, das nach dem Weltkrieg als Krankenhaus genutzt wurde, stand lange Zeit leer. Allmählich zieht indes wieder Leben ein, obwohl das Gelände verfallen wirkt. Mit kaputten Fenstern, bröckelndem Putz.

Besondere Gemeinschaft wirkt vor Ort

Nach einigen Festivals in der Vergangenheit wird es mit „Szene zeigen“ Künstlern und Ensembles aus dem Theater-Bereich vom 9. bis 11. August einen besonderen Raum und eine spezielle Kulisse geben. Seit einigen Wochen laufen die Vorbereitungen, wird gewerkelt. Die Mitglieder des Organisationsteams, die aus verschiedenen Professionen und allen vier Himmelsrichtungen stammen, wohnen in dieser Zeit in dem historischen Gebäude und pflegen eine besondere Gemeinschaft. „Bei uns geht es sehr demokratisch zu. Wir führen eine freie Kommunikation und stimmen gemeinsam über weitere Schritte ab“, erzählt Stephanie Zurstegge, die als freie Bühnen- und Kostümbildnerin tätig ist, aktuell eine Assistenz am Maxim Gorki Theater Berlin bekleidet.

Bis zu 100 Helfer im Hintergrund

Das Areal habe Potenzial, ist sie sich mit Lucie Friederike Müller sicher. Die 26-Jährige studiert derzeit an der Kunsthochschule Kassel und gehört ebenfalls dem Organisationsteam an, das derzeit noch in überschaubarer Größe wirkt. Kurz vor dem und während des Festivals werden bis zu 100 Helfer erwartet. Hinzu kommen die Künstler und Ensembles, die nach einer offenen Ausschreibung verpflichtet worden sind. Hinter „Szene zeigen“ steht eine Interessengemeinschaft, die sich um den Dresdner Verein „Tagträumer Kulturförderung“ gebildet hat, der in Kontakt zum Eigentümer, der Familie Heinisch, kam.

Organisiert wird das Festival von verschiedenen Orten aus. Theaterschaffende vereinen dabei ihre Erfahrungen und ihr Wissen aus den verschiedenen Bereichen. „Wir verwenden für die Kommunikation untereinander verschiedene Social-Media-Kanäle und Datenbanken“, erzählt Stephanie Zurstegge. Die Künstler nutzen nicht nur das Gebäude nebst Außenfläche. Sie verändern sie auch - mit Absprache des Eigentümers. „Wir haben die Räume gesichert, Schlösser eingebaut und Strom- sowie neue Wasserleitungen gelegt“, schildert Lucie Friederike Müller. Eine Investition in die Zukunft, denn langfristig soll der Ort Kultur- und Kunstschaffenden, lokalen wie regionalen Initiativen, Raum geben - zum Ausprobieren und Initiieren weiterer Projekte.

Unterstützung haben die Veranstalter auf verschiedene Weise erhalten, sowohl finanzielle Mittel als auch Sachspenden (siehe Beitrag „Lauchaer ...“). Im Mittelpunkt stehen der Saal im Haus mit seinen 100 Plätzen und das sogenannte „Forum der Unterschiedlichkeiten“ unter freiem Himmel, das besonders das Konzept des Festivals verdeutlichen soll. „Mit Hilfe des Theaters sollen die Menschen miteinander ins Gespräch kommen - zu den verschiedensten Themen“, sagt Stephanie Zurstegge.

Nach jeder Aufführung wird es eine Debatte geben. Zudem sei es ein Anliegen, die Vielfältigkeit des Theaters zu zeigen, auch eher theaterunerfahrenen Gästen sowie allen Generationen. Das Thema ökologische Nachhaltigkeit wird ebenfalls großgeschrieben: Derzeit wird an Komposttoiletten gebaut, ist bereits eine Hochbeet-Kläranlage in Betrieb.