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Corona im Burgenlandkreis Corona im Burgenlandkreis: Amtsärztin: Fälle bisher eher mild

Von Martin Walter 30.03.2020, 10:55
Coronatests sollen laut Amtsärztin Ina Schmidt großzügig, zugleich aber nur unter bestimmten Voraussetzungen durchgeführt werden.
Coronatests sollen laut Amtsärztin Ina Schmidt großzügig, zugleich aber nur unter bestimmten Voraussetzungen durchgeführt werden. DPA

Weissenfels - Wie läuft die Arbeit im Gesundheitsamt während der Coronakrise ab und wie gut sind die Krankenhäuser vorbereitet? Darüber sprach MZ-Reporter Martin Walter mit der Amtsärztin Dr. Ina Schmidt.

Wie beurteilen Sie die derzeitige „Coronalage“ im Burgenlandkreis?

Ina Schmidt: Stand Freitag haben wir 28 positiv getestete Personen im Burgenlandkreis. Davon bedurfte nur eine Person der stationären Behandlung. Die Infizierten im Burgenlandkreis sind mit einem Durchschnittsalter von 48 Jahren eher jung. Die Erkrankungen verlaufen bisher ohne Komplikationen.

Bisher können wir auch noch alle Fälle zurückverfolgen. Es sind meistens Rückkehrer aus Risikogebieten, vor allem Skiurlauber. Aktuell steigen die Fallzahlen nur mäßig an. Dies soll ja auch durch die getroffenen Maßnahmen der Quarantänen und Kontaktvermeidung erreicht werden.

Wie schätzen Sie die Lage in den hiesigen Krankenhäusern ein? Sind sie einem möglichen Ansturm von Infizierten gewappnet?

Das Gesundheitsamt steht in engem Kontakt mit allen Kliniken im Burgenlandkreis. Die Krankenhäuser sind derzeit gut vorbereitet und haben die nötigen hygienischen Schutzmaßnahmen getroffen. So gibt es zum Beispiel extra Eingänge für Kranke mit grippalen Symptomen. In diesen Bereichen arbeitet das Personal nur in Schutzkleidung. Für Krankenhäuser und Pflegeheime besteht ein Besuchsverbot.

Das ist zwar schwer für die Angehörigen, aber eine nötige Maßnahme. Planbare Operationen wurden verschoben, so dass genügend Klinik- und Beatmungsplätze zur Verfügung stehen. Die Rehabilitationskliniken im Landkreis stellen auch Bettenkapazitäten zur Verfügung.

Zeigen die Maßnahmen der Eindämmungsverordnung schon Erfolge?

Wenn sich die Menschen daran halten, ist es auch wahrscheinlich, dass die Maßnahmen wirken. Aber eine genaue Auswertung der ergriffenen Maßnahmen kann derzeit noch nicht erfolgen. Ich kann nur noch einmal den Appell an die Erkrankten richten, zu Hause zu bleiben. Bei einem Verdacht auf eine Corona-Virus-Erkrankung sollte man zuerst telefonischen Kontakt zum Hausarzt oder zum Gesundheitsamt aufnehmen.

Es ist wichtig, dass man sich nicht ins Wartezimmer setzt und damit das medizinische Personal und andere Patienten gefährdet. Außerdem sollen die direkten Kontakte zu älteren Menschen möglichst eingeschränkt werden, um diese vor einer Erkrankung zu schützen. Dazu gibt es keine Alternative, da es noch keine Medikamente und Impfstoffe gibt.

Wie läuft die Arbeit im Gesundheitsamt gerade ab? Können Sie und Ihre Mitarbeiter im Home-Office arbeiten?

Unsere 39 Mitarbeiter sind vor allem dafür zuständig, die Infektionsfälle zu erfassen. Dazu erhalten wir die Arzt- und Laborbefunde. Dann geht es darum, alle Kontaktpersonen zu ermitteln und sie in Quarantäne zu schicken, um die weitere Ausbreitung zu minimieren. Außerdem gehen sehr viele Anrufe von beunruhigten Bürgern ein, bei denen die Mitarbeiter medizinische Aufklärung leisten.

Einige Tätigkeiten wie Schuluntersuchungen und andere verschiebbare Arbeiten müssen derzeit leider ruhen. Fast alle Mitarbeiter sind mit der Bearbeitung der bereits genannten Aufgaben betraut. Wir bekommen Unterstützung von anderen Ämtern und es ist geplant, Medizinstudenten zur Hilfe hinzuziehen. Home-Office spielt bei uns eine geringe Rolle. Die Arbeit muss ja zum allergrößten Teil hier vor Ort erfolgen.

Halten Sie die Anzahl der Tests, wie sie bisher getätigt werden, für ausreichend oder sollten vermehrt Tests auf das Virus vorgenommen werden?

Es soll natürlich großzügig getestet werden. Aber es macht medizinisch nur Sinn, Personen zu testen, die Krankheitssymptome aufweisen, auch wenn diese nur leicht sind. Die Inkubationszeit beträgt bis zu zwei Wochen und die meisten können erst vier bis sechs Tage nach der Ansteckung positiv getestet werden.

Wenn ich jemanden teste, der aus einem Risikogebiet kommt, aber keine Symptome hat, dann wird man wahrscheinlich einen Negativbefund erhalten, obwohl er sich möglicherweise angesteckt hat und dann die Krankheit drei Tage später ausbricht. Und wenn Gesunde getestet werden, schafft das nur eine falsche Sicherheit.

Welche Symptome zeigen die Leute, die bisher positiv getestet wurden?

Die Symptome können sehr unterschiedlich sein. Die Bandbreite reicht von Husten, Fieber und Durchfall über starke Kopf- und Gliederschmerzen bis hin zu Atemnot. Aber die meisten Fälle bei uns zeigten zum Glück bisher nur leichte Symptome.

Wie hoch schätzen Sie die Dunkelziffer der Corona-Infizierten im Burgenlandkreis ein?

Das ist schwer zu sagen. Es gibt Schätzungen, dass vielleicht bereits zehn Prozent der Bevölkerung infiziert sein könnten. Das kann aber keiner mit Sicherheit ermitteln.

Wie geht es Ihnen persönlich? Ich kann mir vorstellen, dass Sie gerade die stressigsten Arbeitstage Ihres bisherigen Lebens durchmachen.

Es ist stressig, das muss ich schon sagen. Aber mir persönlich geht es gut. Außerdem habe ich ein tolles Team im Gesundheitsamt. Alle arbeiten sehr engagiert mit und geben ihr Bestes.