Caravan-Liebe Caravan-Liebe: Warum Urlaub im rollenden Heim für viele im Landkreis so attraktiv ist

Weissenfels/Zeitz/Naumburg - Campingurlaub boomt derzeit. Campingerfahrene lieben die Flexibilität und das Freiheitsgefühl unterm Zeltdach oder im Wohnmobil. Neueinsteiger schwören in Zeiten von Corona dem Hotelurlaub ab und setzen auf ein geringeres Infektionsrisiko im Ferienheim auf Rädern.
Viele Campingplätze bereits ausgebucht
Doch kann man für diesen Sommer noch ein mobiles Heim bekommen? „Kurzfristig nicht, bestenfalls ab September haben wir noch einige Lücken“, sagt Caravanhändler Ralf Kulmann von Kulmann-Freizeitmobile aus Zeitz. Auch weiß er, dass viele Campingplätze in den touristischen Hotspots wie Ostsee, Mecklenburger Seenplatte oder Spreewald in den Ferien schon ausgebucht sind. Dafür hätten Städte wie Dresden kurzfristig neue Stellplätze ausgewiesen.
Seit mehr als zehn Jahren bietet Kulmann als Fachhändler für Wohnmobile und Wohnwagen Fahrzeuge in der Elsterstadt sowohl zum Verkauf als auch zur Vermietung an. 15 eigene Reisemobile sowie acht Wohnwagen stehen dabei für die Vermietung zur Verfügung. Eigentlich sei sein Geschäft ein Saisongeschäft, das sich zu zwei Dritteln auf den Sommer konzentriere.
Nachfrage für Kauf eines Wohnmobils wegen gesunkener Mehrwertsteuer deutlich gestiegen
Doch derzeit habe man den Eindruck, als wenn im Moment das gesamte Jahresgeschäft ablaufe, spricht Kulmann von großem Stress für sich und seine Angestellten. Denn auch Reparaturen und Reinigungsarbeiten müssten in Windeseile über die Bühne gehen, weil alles zeitlich eng geplant ist. „Und da wir in diesem Jahr auch viele Neulinge haben, die die Materie noch nicht so kennen, ist das Schadensaufkommen auch höher“, macht Kulmann deutlich.
Selbst die Nachfrage für den Kauf eines Wohnmobils sei auch wegen der gesunkenen Mehrwertsteuer deutlich gestiegen. „Wir können derzeit gar nicht alle Kunden zufriedenstellen. Allerdings sollten sich die Kunden gut überlegen, welcher Wagen zu einem passt. Denn einen Schnellschuss zu machen, macht keinen Sinn“, sagt der Firmenchef.
Caravanbranche boomt: Viele wollen rollendes Heim für den Urlaub
Mehr Glück, für den Campingurlaub noch ein fahrbares Heim zu bekommen, könnte man bei der Firma Gerth-Mobile in Weißenfels haben. Sowohl bei Wohnmobilen als auch bei Campinganhängern seien noch einige Kapazitäten vorhanden. „Allerdings liegt unser Hauptaugenmerk auf dem Verkauf. Für die Vermietung haben wir nur wenige Fahrzeuge zur Verfügung“, berichtet Firmeninhaber Sören Gerth.
Doch der Verkauf boome seit sechs bis acht Wochen so stark wie nie. Die Leute würden die Musterfahrzeuge gleich so wie sie seien, vom Fleck weg kaufen. Deshalb sei die Auswahl schon eingeschränkt. Gut 15 bis 20 Prozent mehr Kaufinteressenten als sonst hätten in den vergangenen Wochen angefragt, darunter viele Campingneulinge.
Keine Lust mehr auf große Hotels im Ausland
„Die Leute erzählen, dass sie keine Lust mehr haben, in die großen Hotelanlagen in die Türkei oder Ägypten zu fliegen, sondern dass sie lieber im eigenen Bett schlafen und sich Deutschland anschauen würden“, berichtet Sören Gerth, dessen Fachbetrieb seit 1992 in der Saalestadt vertreten ist und der auf einer Fläche von 2.000 Quadratmetern seine mobilen Urlaubsunterkünfte präsentiert.
Auch in Naumburg bei Caravan Rossol kann man noch kurzfristig für die Sommerferien mit einem fahrbaren Feriendomizil rechnen. „Ein paar Lücken bei der Vermietung haben wir noch, auch in den Ferien. Allerdings muss der Kunde terminlich flexibel sein“, sagt Juniorchef Andreas Rossol. Seit 30 Jahren ist die Naumburger Firma im Geschäft und kann gerade bei der Vermietung auf eine Flotte von 90 Wohnmobilen und 15 Campinganhängern zurückgreifen.
Umbau- und Optimierungsarbeiten im Corona-Lockdown
Die Nachfrage nach dem rollenden Urlaubsdomizil boomt auch hier. „Anfang des Jahres lief im Verkauf und bei den Mietvorbestellungen noch alles gut. Dann kam Corona und damit auch die Stornierungen und Verschiebungen bei den Vermietungen auf das kommende Jahr. Jetzt, wo doch wieder etwas geht, kommen die Leute zurück“, beschreibt Rossol das bisherige Geschäftsjahr.
Das sollte für die Firma eigentlich ein wahres Jubiläumsjahr werden, doch im Frühjahr musste man den Laden und die Vermietung coronabedingt für zwei Monate schließen, konnte lediglich den Werkstattbereich offen halten. Doch die fast kundenfreie Zeit sei für Umbau- und Optimierungsarbeiten in der Firma genutzt worden.
Neulinge sollte sich erstmal ein rollendes Heim mieten und schauen
Zu den vielen Stammkunden seien in diesem Jahr auch viele Wohnmobilneueinsteiger dazu gekommen, die etwa ein Drittel der Gesamtkundenzahl ausmachen. Seit drei Jahren verzeichne man zudem in der Caravan-Branche steigende Zuwächse, was auch die Naumburger zu spüren bekommen. Im Handel beispielsweise könne man trotz Corona 15 bis 20 Prozent Plus verbuchen.
„Wir sind die Guten, wir schicken die Leute in den Urlaub. Trotzdem rate ich den Neulingen, die mit dem Kauf eines Wohnmobils liebäugeln, sich erstmal ein Fahrzeug zu mieten und zu schauen, ob das etwas für einen ist“, rät Andreas Rossol, der selbst eingefleischter Campingfan ist und sich ärgert, dass die Infrastruktur und die Stellplatzangebote nicht mitwachsen. (mz)