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Campingplatz in Kirchscheidungen Campingplatz in Kirchscheidungen: Mit Traute gegen den Strom

Von Andreas Löffler 12.06.2020, 09:15
Jens Bellmann reinigt die zum Verleih stehenden Kanuboote.
Jens Bellmann reinigt die zum Verleih stehenden Kanuboote. Löffler

Kirchscheidungen - Das Beispiel von Jens und Yvonne Bellmann zeigt, wie Erfolg bringend es sein kann, wenn man sich einfach mal was traut: In der Woche vor Ostern - der Kanuvermietungs- und Campingplatzbetrieb „Outtour“ des Paares am Bootsanleger in Kirchscheidungen war wie sämtliche Freizeiteinrichtungen wegen Corona bereits seit drei Wochen geschlossen - schickte Jens Bellmann eine Anfrage an das hiesige Landratsamt.

„Ich hatte einen Artikel in der Märkischen Oderzeitung gelesen, demzufolge dort unter Auflagen wieder Boote vermietet wurden. Und da die Bewegung an frischer Luft innerhalb des eigenen Hausstands ja inzwischen wieder erlaubt war, habe ich mich bei Ordnungs- und Rechtsamt einfach rückversichern wollen, dass meine Lesart, also zumindest an Familien wieder Kanus verleihen zu dürfen, korrekt ist.“ Da aus der Kreisverwaltung keine Einwände kamen, konnten Bellmanns „auf Sparflamme“ bereits zu Ostern wieder loslegen.

„Seit Mitte Mai dürfen wir auch wieder Wohnmobil-Touristen aus Sachsen-Anhalt und seit Pfingsten aus allen Bundesländern empfangen“, sagt der 42-Jährige, der aktuell besonders viel zu tun hat. „Locker mindestens sechs Stunden pro Tag hänge ich am Telefon oder an unserem E-Mail-Account, um Anfragen zu bearbeiten. Statt des nach wie vor auf Eis liegenden Gruppengeschäfts mit Klassenfahrten, Vereins- oder Betriebsausflügen gibt es jetzt jede Menge individuelle Einzelbuchungen.“

Seit sieben Jahren ansässig

Ordentlich Traute hatte der aus Sangerhausen stammende Mann bereits vor 15 Jahren bewiesen, als er - „in jugendlichem Leichtsinn“, wie er lachend sagt - von der Gemeinde Kirchscheidungen das Campingareal an der Unstrut-Bootsanlegestelle pachtete. „Ich hatte während meines Studiums an der Naumburger Kanustation gejobbt und fand Gefallen an dem Gedanken, in dem schönen Winzerdorf noch etwas neues Schönes entstehen zu lassen“, sagt Bellmann, der von Haus aus diplomierter Betriebswirt für den Sozialbereich ist.

Anfangs nur in der Sommersaison, seit sieben Jahren nun ortsansässig und im Vollzeiterwerb mit seiner Frau Yvonne, hat er den Campingplatz mitsamt Kanuverleih Schritt für Schritt zu einem wahren „Schmuckkästchen“ weiterentwickelt und sogar zwei sogenannte Schäferwagen, umgebaute Bauwagen für das Nächtigen in urig-rustikaler Gemütlichkeit, aufgestellt.

In einschlägigen „Branchenbibeln“ wie „Cool Camping“ und „Camping-Glück“ wurde das „Outtour“-Areal als „Deutschlands bester Platz für Paddler“ geadelt. „Die Reisezeitschrift ,Geo Saison’ reihte uns unter die Top 15 der deutschen Campingplätze ein. Im Vorjahr waren wir zudem Sachsen-Anhalts bestbewerteter Platz in einem führenden Internet-Portal für Wohn- und Reisemobile“, so Yvonne Bellmann.

Ursprüngliches Camping-Gefühl

Dazu beigetragen hat längst nicht nur die beschaulich-idyllische Lage zwischen den touristischen Hotspots Naumburg/Freyburg sowie Nebra/Memleben, sondern auch und vor allem die unkonventionelle, sozusagen skandinavisch-entspannte Herangehensweise des Betreiber-Duos: „Wir begrüßen unsere Gäste nicht mit der Platzordnung und seitenlangen Verboten, sondern setzen auf Selbstverantwortung und ursprüngliches Campinggefühl. Parzellen, Dauerstellplätze oder Gartenzwerge gibt es bei uns nicht.“

Idylle pur: Der von Bellmanns betriebene Campingplatz an der Unstrut wurde auf verschiedenen Portalen als einer der schönsten in ganz Deutschland bewertet.
Idylle pur: Der von Bellmanns betriebene Campingplatz an der Unstrut wurde auf verschiedenen Portalen als einer der schönsten in ganz Deutschland bewertet.
Löffler