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Campingplatz am Blütengrund  Campingplatz am Blütengrund : Badesee? Um Gottes Willen!

Von Harald Boltze 19.05.2017, 16:11
Das mittlerweile stehende Gewässer auf dem Campingplatz: Viele würden es gern wieder als Freibad sehen, der Platzbetreiber nicht.
Das mittlerweile stehende Gewässer auf dem Campingplatz: Viele würden es gern wieder als Freibad sehen, der Platzbetreiber nicht. Torsten Biel

Naumburg - Mit Internetbewertungen ist es so eine Sache. Was die einen als „großzügige, gepflegte Grünflächen“ bezeichnen, ist für andere „lieblos“ oder „in die Jahre gekommen“. Das zum Beispiel kann man so auf dem großen Portal „Camping.info“ über den Naumburger Campingplatz am Blütengrund lesen. Über eines sind sich deren Nutzer aber weitgehend einig: den Zustand der Sanitäranlagen. „Katastrophe“ oder „unterhalb der Hygienegrenze“ kann man da lesen.

Deutliche Worte fand in dieser Woche auch Stadträtin Hannelore Rossol in der Diskussion rund um den Bau einer öffentlichen Toilette neben der Campingplatz-Einfahrt: „Ich schäme mich als Naumburgerin für den Zustand des Campingplatzes.“ Und ihr Urteil hat in diesem Fall sogar einiges an Gewicht, betreibt Rossols Familie doch den größten Caravan-Betrieb weit und breit. „Unsere Kunden aber schicke ich lieber nach Bad Kösen“, sagt sie.

Doch wie schlimm sind die Zustände wirklich? Bei einem Vor-Ort-Termin am Freitag empfängt uns Geschäftsführer Randolf Schran. Die Grasflächen für die Camper sind gemäht, es liegt kein Müll herum. Schämen braucht man sich da nicht. Na, klar, sprießt allerorts das Unkraut. „Es ist unheimlich schwer, eine acht Hektar große Fläche in Schuss zu halten“, gibt Schran zu. Man sei eben ein Drei- und kein Fünf-Sterne-Platz. „Und der wollen wir auch nicht sein. Denn dann müssten wir Preise nehmen, die niemand bezahlen kann. Außerdem: Fünf-Sterne-Hotels gibt es in unserer Region ja auch nicht. Die drei Sterne sind schon eine ehrliche Bewertung.“

Vieles erinnert auf dem Gelände noch an die DDR-Zeiten. „Wir haben viele Gäste, die mögen dieses Flair“, sagt Schran. Wie eingangs erwähnt: Was die einen „natürlich“ oder „rustikal“ finden, ist für andere „heruntergekommen“. Und die Toiletten? Machen einen zumindest ordentlichen Eindruck. Modern ist zwar anders. Aber eine „Katastrophe“ muss man sie nun auch nicht nennen. Wenngleich die Putzkolonne gerade durch und der Andrang der Gäste an diesem Freitagmorgen überschaubar ist.

Dass dennoch an dem Sanitärgebäude etwas getan werden muss, hat Schran erkannt. Eine Fachfirma erstellt gerade ein Konzept, unter anderem für eine bessere Belüftung. „Dass es hier manchmal nicht optimal aussieht, liegt aber auch an den vielen Toilettennutzern, die gar keine Campinggäste sind“, so Schran. Er unterstützt deshalb die Idee der Stadt, eine öffentliche Toilette zu bauen. Dafür will er auch ein Stück seiner gepachteten Fläche hergeben.

Noch besser gefällt Schran aber eine andere, allerdings kaum spruchreife Idee: „Wir würden gerne die alte Kino-Halle abreißen, da wir sie nicht mehr benötigen. Dort könnte die Stadt eine Art Welcome-Center, dass sie ja eh für die Touristen plant, bauen. Inklusive öffentlicher Toiletten. Wir könnten dort mit der Rezeption einziehen. Das ergäbe Synergie-Effekte“, so Schran.

Der Campingplatz laufe ansonsten gut. Über 25000 Gäste habe man 2016 gezählt. Tendenz leicht steigend. Den tiefen Einschnitt aus dem Hochwasser-Jahr 2013 habe man, auch dank Hilfe von der Stadt, langsam überwunden. In 2017 war es aber bisher zu kalt. Vor allem deshalb, aber auch wegen des Fehlens der Saale-Schifffahrt sei bisher am Blütengrund wenig los gewesen.

Nun steht Männertag an. Auf der alten Bühne vor dem weggerissenen Minigolfplatz werden da ab 10 Uhr die Naumburger Countrymusiker von „Easy Rider“ spielen. Dann kommt Pfingsten, der einzige Termin im Jahr, an dem der riesige Campingplatz tatsächlich mal voll ist.

Und die Frage aller Naumburger, die nach der Zukunft des Badesees? „Um Gottes Willen. Dann wäre es hier mit sanftem Tourismus vorbei“, meint Schran. Es herrsche amtlich verordnetes Badeverbot, und das sei gut so. „Sonst rollen hier Blechlawinen an, wo selbst die neuen Parkplätze am Wochenende nicht ausreichen. Und finanziell lohnen sich Freibäder sowieso nicht“, sagt er.

Auf der Rasenfläche links vorm Eingang will die Stadt ein öffentliches Toilettenhäuschen bauen.
Auf der Rasenfläche links vorm Eingang will die Stadt ein öffentliches Toilettenhäuschen bauen.
Biel