Bildung Bildung: Bekommt Naumburg eine neue Sekundarschule?

Naumburg - In Naumburg soll eine neue Sekundarschule mit 460 Plätzen gebaut werden. Sie ersetzt die in der Kösener Straße gelegene Albert-Schweitzer-Schule, deren Gebäude saniert werden muss, und nimmt weitere Schüler der Alexander-von-Humboldt-Schule auf. Ein Erweiterungsanbau an deren Gebäude am Theaterplatz wäre damit nicht mehr notwendig.
Diese Empfehlung liegt dem Bau- und Umweltausschuss sowie dem Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss des Kreistages vor. Beide Ausschüsse haben in ihrer gemeinsamen Sitzung am kommenden Mittwoch als erste Gremien über eine entsprechende Beschlussvorlage zu befinden. Am 23. Januar wollen sich der Finanz- und der Kreisausschuss in einer ebenfalls gemeinsamen Tagung mit dem Thema beschäftigen.
Die Entscheidung über den Neubau obliegt dem Kreistag, der sich am 30. Januar zu seiner ersten Sitzung im neuen Jahr in Naumburg trifft. Fällt dessen Votum positiv aus, würde der Kreistag Landrat Götz Ulrich (CDU) und die Kreisverwaltung beauftragen, die Vorbereitungen für eine Standortentscheidung zu treffen und den Räten einen Finanzierungsvorschlag für den Neubau zu unterbreiten. Als Träger der Sekundarschulen ist der Burgenlandkreis auch für den geplanten Bau verantwortlich.
Als Hilfe für ihre Entscheidung liegen den Kreisräten sowohl die Bewertung von vier anderen Varianten vor, mit denen auf einen Neubau verzichtet würde (siehe Beiträge unten), als auch die fiktive Planung für ein neues Gebäude. Außerdem werden jeweils Kostenschätzungen vorgenommen. Das Planungspapier wurde im Auftrag des Burgenlandkreises vom Naumburger Büro Boy und Partner erarbeitet. Die vier Varianten beziehen sich auf die Standorte Albert-Schweitzer-Schule, ehemalige Juri-Gagarin-Schule und Humboldtschule jeweils in Naumburg sowie die ehemalige Borlachschule in Bad Kösen. Ebenfalls in die Untersuchung einbezogen wurden die Kreisvolkshoch- und die Kreismusikschule in der Seminarstraße, die jedoch abschließend nicht mehr berücksichtigt wurden.
Eine Lösung des Naumburger Sekundarschul-Problems ist dringend notwendig. Denn nach Schließung der Gagarinschule sowie der Borlachschule reichen die Räume nicht mehr aus. So werden in der Schweitzer-Sekundarschule derzeit 334 Schüler unterrichtet. In der Humboldtschule sind es 431. „Die Leitungen beider Schulen zeigen gegenüber dem Schulträger bereits seit mehreren Jahren erhöhten Raumbedarf an. Auch auf den beträchtlichen Sanierungsstau für die Gebäude beider Schulen wurde seitens der Schulleitungen wiederholt hingewiesen“, heißt es in der Beschlussvorlage für den Bau- und den Bildungsausschuss. So müsse vor allem das Plattenbau-Gebäude der Schweitzerschule dringend saniert werden. Rund zehn Millionen Euro, so die Schätzung der Planer, werden dafür benötigt. Der Neubau dagegen wird mit Kosten von zwölf Millionen Euro einschließlich der Aufwendungen zur Ertüchtigung eines Grundstückes veranschlagt. Außerdem würde er weitere Vorteile bieten.
In der Beschlussvorlage, die dem Bau- und Umweltausschuss sowie dem Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss des Kreistages vorliegt, heißt es zum möglichen Neubau einer Sekundarschule in Naumburg für 460 Schüler: „Diese Variante unterstellt, dass kein An- und Umbau an der Alexander-von-Humboldt-Sekundarschule stattfindet und der Standort der Albert-Schweitzer-Sekundarschule vollständig aufgegeben wird. Der derzeit bestehende Raumbedarf an der Humboldtschule wird am neuen Schulstandort gelöst und der Einzugsbereich der Humboldtschule so reduziert, dass das Gebäude ausreicht.“
Bei dem untersuchten Neubau handelt es sich um ein dreigeschossiges Gebäude mit den Maßen von etwa 61 mal 38 Metern. Als Grobkostenschätzung hat das Planungsbüro rund zehn Millionen Euro für die Errichtung des Gebäudes ermittelt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Burgenlandkreis über keine eigene Liegenschaft in Naumburg für einen Neubau verfügt. Die Suche geeigneter Grundstücke ist noch nicht abgeschlossen. Ein Standortvorschlag muss daher zu einem späteren Zeitpunkt dem Kreistag noch unterbreitet werden. Bisher wurde bereits ein geeigneter Standort ausfindig gemacht und näher betrachtet. Das betreffende Grundstück am Flemminger Weg gehört der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Bei einer möglichen Grundstücksgröße von rund 10.000 Quadratmeter sind 550.000 Euro durch den Landkreis zum Ankauf bereitzustellen.“ Hinzu kommen, so wird weiter festgestellt, Kosten zur Ertüchtigung des Grundstückes.
Weiter heißt es in der Abwägung zur Beschlussvorlage: „Ein Neubau hat den Vorteil, dass sämtliche Gebäudefunktionen optimal angeordnet werden können, ohne auf Kompromisse des Altbaus angewiesen zu sein. Zu berücksichtigen ist weiterhin, dass in einem Schulneubau Unterricht stattfinden kann, welcher die UN-Behindertenrechtskonvention ohne Einschränkungen ermöglicht. Das heißt, mit einem Schulneubau wird dieser nicht nur barrierefrei im Sinne von rollstuhlgerecht umgesetzt, sondern weitere Behinderungen wie sensorische und kognitive Einschränkungen könnten gleichsam beachtet werden.“
„Ausschlaggebend für die vorgeschlagene Variante eines Neubaus“, so geht abschließend aus der Abwägung hervor, „war auch, dass der Oberbürgermeister der Stadt Naumburg diese Variante bevorzugt, die Schulleitungen beider Sekundarschulen in Naumburg zugestimmt haben und die Elternvertretung der Albert-Schweitzer-Sekundarschule mit deutlicher Mehrheit für den Neubau anstelle der Nutzung der ehemaligen Borlachschule votiert hat.“ Allerdings hatten sich in Bad Kösen mehrere Befürworter für die Variante Borlachschule ausgesprochen, die als kreiseigene Immobilie nach einem Neubau weiter ungenutzt leerstehen würde. Die Nutzung des Hauses dagegen, so ein weiteres Argument, würde Bad Kösen neue Impulse geben.