Beengte Feuerwehr in Taucha Beengte Feuerwehr in Taucha: Umziehen in Besenkammer

Taucha - Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Taucha, einem Ortsteil von Hohenmölsen, sind sauer. Seit Jahren soll das Gerätehaus umgebaut werden, aber es passiert nichts. Die Stadtverwaltung scheiterte bislang mit ihren Fördermittelanträgen.
Dabei tut ein Umbau Not. Die noch am einfachsten zu ertragende Sorge ist, dass beim modernen Feuerwehrfahrzeug die Außenspiegel angeklappt werden müssen, damit es in die Garage passt. Gebaut wurde sie einst für einen LO, einen kleineren DDR-Lkw. Das zweite Fahrzeug der Wehr steht 500 Meter weg an einem anderen Stellplatz.
Umkleideraum in einem kleinen schlauchartigen Raum
Viel schwerer wiegt nach den Worten von Lars und Marcus Schmoranzer, dass die Bedingungen für die 22 Mitglieder der Einsatzabteilung sowie die anderen Mitstreiter unter anderem aus der Kinder- und Jugendwehr nichts mit einigermaßen für das Jahr 2017 zu akzeptierenden Standards zu tun haben. Die Frauen und die Nachwuchsmitglieder haben ihren Umkleideraum in einem kleinen schlauchartigen Raum, einer Art Besenkammer.
Die 22 aktiven Brandschützer ziehen sich - egal ob bei einer Übungen oder im Ernstfall - auf vier Quadratmetern zwischen Feuerwehrfahrzeug und Gerätehänger um. Schon erstaunlich, dass bei dem Gedränge am Schluss jeder seine Ausrüstung an hat und nicht die des Nachbarn. Für alle zusammen - Männer und Frauen - gibt es eine Toilette und ein Waschbecken. Dusche ist bislang für die Feuerwehrwehrmitglieder ein Fremdwort.
„Wir wollen keinen Luxus, aber wenigstens ordentliche Bedingungen“
„Wir wollen keinen Luxus, aber wenigstens ordentliche Bedingungen“, sagt Marcus Schmoranzer. Die beiden jungen Männer sind Brüder. Die Feuerwehr liegt der Familie im Blut. Der Vater ist dabei und hat beide zur Wehr gebracht, die Frau von Lars ist dabei, auch seine beiden Kinder. Der Nachwuchs von Marcus ebenso.
Für sie und die anderen Mitglieder war es daher eine gute Nachricht, als sich 2013 die Stadt Hohenmölsen dazu bekannte, in Taucha die Situation zu verbessern. „Aber bislang sind wir mit allen Versuchen gescheitert“, sagt Bürgermeister Andy Haugk. Die Crux ist, dass die Stadt die 170.000 Euro Investitionskosten nicht selbst aufbringen kann. „35.000 Euro Eigenmittel haben wir aber seit Jahren im Haushalt fest geplant“, sagt Haugk.
Antrag nicht gemäß den Brandschutzrichtlinien
Ein erster Versuch, 2014 Fördermittel zu bekommen, scheiterte, weil der Antrag nicht gemäß den Brandschutzrichtlinien gewesen sei, sagt der Bürgermeister. Dem nächste Anlauf, Geld aus Dorferneuerungsprogrammen zu bekommen, ging es nicht anders. Dann war plötzlich der Förderzeitraum abgelaufen. „Aber wir bekamen die Empfehlung, es über das europäische Leaderprogramm zu versuchen. Das haben wir 2016 getan“, beschreibt Haugk.
Das waren sogar zwei verschiedene Anträge, einer wurde beim Landesverwaltungsamt, der andere beim Amt für Landwirtschaft, Forsten und Flurneuordnung eingereicht. Ablehnung kam von beiden. Haugk hat mittlerweile mit einem Widerspruch gegen die Entscheidungen reagieret, hat aber wenig Hoffnung, damit erfolgreich zu sein.
Brandschutz eine städtische Pflichtaufgabe
Ihn ärgert vor allem, dass er regelmäßig hört, das Projekt passe nicht in die Programme, weil es sich beim Umbau eines Feuerwehrgerätehauses um eine Stadtangelegenheit handele, denn Brandschutz sei nun einmal eine städtische Pflichtaufgabe. „Es gibt keine Akzeptanz, dass wir damit auch etwas für das Dorf tun, denn die Feuerwehren in den Dörfern sind soziale und kulturelle Einrichtungen und haben eine dorfgemeinschaftliche Funktion“, schimpft der Bürgermeister.
Ihn stört zudem eine gewisse Arroganz der genehmigenden Stellen. „Das Vorhaben ist in der lokalen Leader-Aktionsgruppe geprüft und auf die Prioritätenliste 2017 gesetzt worden. Aber das wird von anderen einfach in den Kamin gekehrt.“ Man stehe nach vier Jahren wieder am Anfang, das sei bitter. Haugk erwägt mittlerweile sogar eine Klage. „Aber das will ich erst einmal rechtlich prüfen lassen.“
Für die Feuerwehrmitglieder um Lars und Marcus Schmoranzer heißt es, weiter warten. Dabei würden sie übrigens vieles selbst machen, aber eine Rolle für die Genehmigungen spielt das nicht. (mz)

