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Bahnhof Bad Kösen  Bahnhof Bad Kösen : Das Prestigeobjekt steht

Von Michael Heise 11.12.2018, 09:15
Der Bad Kösener Bahnhof ist fertiggestellt, die historische Halle flankiert von neuen Anbauten, in die Bistro und Tourist-Info einziehen sollen.
Der Bad Kösener Bahnhof ist fertiggestellt, die historische Halle flankiert von neuen Anbauten, in die Bistro und Tourist-Info einziehen sollen. Torsten Biel

Bad Kösen - Die Vorbehalte waren mindestens genauso groß wie die euphorischen Bekundungen für das Projekt, jetzt ist es zum Ende gekommen: Der Bahnhof Bad Kösen hat ab sofort wieder ein ansehnliches und vor allem nutzbares Gebäude, am Montag ist es nach rund zweijähriger Bauzeit feierlich eingeweiht worden. Mit etwas Verspätung zwar, da Landesverkehrsminister Thomas Webel (CDU) im Stau stand, aber immer noch pünktlich genug mit dem obligatorischen Banddurchschnitt. Auch Rüdiger Malter, Chef der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH, wegen des Bahnstreiks diesmal nicht im Zug angereist, war im Verkehr stecken geblieben.

Insgesamt 2,6 Millionen Euro Fördermittel aus zwei Töpfen sind in den Um- und Neubau des Bahnhofsgebäudes samt seiner Außenanlagen investiert worden; die Stadt Naumburg hatte 20 Prozent dazugegeben. Ein anspruchsvolles Vorhaben, das weit und breit noch als Ausnahmefall gilt - nachdem viele Gebäude von der Deutschen Bahn nicht mehr gewollt und an einen Luxemburger Investor verkauft worden waren. Zum Schluss verfielen sie.

Die Stadt Naumburg schließlich erwarb den Bahnhof 2012 mit dem Ziel, ihn nicht nur wieder funktionstüchtig zu machen, sondern ihm auch seinen Ortsbild prägenden Charakter zurückzugeben. Der Großteil des Ensembles wurde wegen Baufälligkeit abgerissen, geblieben aber ist die markante Empfangshalle, die nunmehr nicht nur in neuem Glanz erstrahlt, sondern auch neue Anbauten erhalten hat. „Der Bahnhof wertet das Gesamtbild des Heilbades weiter auf“, findet Minister Webel, der zugleich auf dessen Bedeutung im mitteldeutschen Bahnnetz hinweist. Zwischen Bad Kösen und Halle sowie nach Erfurt ergäben sich sogar halbstündliche Verbindungen ohne Umstieg. Oberbürgermeister Bernward Küper (CDU) sieht auch einen stadtplanerischen und sozialen Aspekt: „Wenn wir diesen Platz aufgegeben hätten, hätten wir auch die Altstadt aufgegeben. Ich möchte sagen, der Bahnhof mit seinem Durchgang ist so etwas wie ein Brückenkopf, er wird zur Belebung beitragen.“

Steht die Frage, wie der Bahnhof sich selbst am Leben erhalten kann. Groß soll zwar das Angebot in seinem Umfeld sein mit Taxiständen und Bushalten, einer E-Bike-Station und einem Leitsystem für Sehbehinderte, womöglich schon nächstes Jahr wird ein Fahrstuhl für Bahnsteig eingebaut und frischt die Stadt die Unterführung auf - doch ist der Einzug von Nutzern existenziell. Geplant ist deshalb ein Bistro, das wohl auch die Toilette betreiben muss, die Ausschreibung dafür ist bereits erfolgt. Auch der Einzug der Tourist-Information soll dazu beitragen, dem Bahnhof Leben einzuhauchen. Im April, so OB Küper auf Nachfrage, werde das passieren - um den Preis allerdings, dass der jetzige Standort im Ritterbad-Carré entfällt. Erst dann - und mit Abschluss aller Arbeiten auch im Außenbereich - wird das Gebäude eröffnet. Bis dahin ist es nicht zugänglich.

Derweil: Ob gelungen oder nicht - der neue Bad Kösener Bahnhof wird weiter für Gesprächsstoff sorgen. Viele einstige „Bahner“ sind der Einweihung fern geblieben, es sei nicht mehr „ihr Bahnhof“, so bekannte Argumente. Auch Klaus-Dieter Fichtner, Historiker und mit der Bahnhofsgeschichte vertraut, sieht die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. „Es ist schön, dass er wieder da ist, die Alternative wäre wohl der Verfall gewesen. Sein Schicksal ist allerdings daran geknüpft, dass ihn andere bewirtschaften. Das sehe ich kritisch.“

Noch zu begrünende Betonmauern ersetzen als Schallschützer alte Gebäude. Schnurbäume sollen einmal Schatten spenden.
Noch zu begrünende Betonmauern ersetzen als Schallschützer alte Gebäude. Schnurbäume sollen einmal Schatten spenden.
Biel
Der Durchgang zur Altstadt ist noch hässlich. Verkehrsminister Webel und anderen wird der Anblick nicht erspart. Die Renovierung steht jedoch in Aussicht.
Der Durchgang zur Altstadt ist noch hässlich. Verkehrsminister Webel und anderen wird der Anblick nicht erspart. Die Renovierung steht jedoch in Aussicht.
Biel