Bagel Bakery Bagel Bakery Droßdorf: Warum Mitarbeiter der Insolvenz gelassen entgegen sehen

Droßdorf - Von Torschlusspanik keine Spur: Entspannt sitzen Ellen Nitz und Matthias Henschel im Pausenraum der Droßdorfer Bagel Bakery und trinken vor Schichtbeginn noch ein Glas Saft. Die Mundwinkel zeigen eher nach oben als nach unten. Keinerlei Anzeichen, dass die Mitarbeiter des Droßdorfer Unternehmens Angst um ihre Arbeitsplätze oder wenigstens um eine pünktliche Bezahlung ihrer Löhne hätten. Dabei hat das Unternehmen erst vor kurzem Insolvenz angemeldet.
„Nein, wir haben überhaupt keine Angst, dass hier die Lichter ausgehen könnten. Wir machen so weiter wie bisher“, sagt Henschel und Nitz bemüht die Parole der Bundeskanzlerin. „Wir schaffen das, da bin ich mir hundertprozentig sicher“, so Nitz. Der Optimismus der Maschinenführerin und des Lagerarbeiters wurde gleich bei der Bekanntgabe der neuen Situation durch Geschäftsführer Christian Kiefer genährt. „Uns wurde sofort klargemacht, dass sich im Arbeitsablauf nichts ändern wird. Und, dass niemand seinen Job verlieren wird“, so Henschel.
Eigenverwalter soll Bagel Bakery aus der Misere holen
Der Hintergrund: Der Bagel Bakery wurde kein Insolvenzverwalter, sondern ein sogenannter Eigenverwalter unterstellt. Dieser soll zusammen mit Kiefer das Unternehmen sanieren und damit aus der Misere holen. Die 180 Mitarbeiter erhalten in den ersten drei Monaten Insolvenzgeld und danach will Bagel Bakery wieder selber die Löhne und Gehälter überweisen. Eine hohe Investition und ausgebliebene, aber zugesagte Aufträge hatten für den Engpass gesorgt.
„Wir haben davon überhaupt nichts gemerkt. Erst, als wir per Handynachricht über einen besonderen Termin informiert wurden, wussten wir, dass was im Busche sein musste“, sagt Henschel. Und Nitz erwähnt einen roten Zettel vor dem Werkstor, was ebenfalls ungewöhnlich gewesen sei.
Bagel Bakery meldet Insolvenz an: So erfuhren die Mitarbeiter davon
„Für jede Schicht gab es im Pausenraum eine Versammlung, bei der sich die Verantwortlichen viel Zeit für die Kollegen genommen und alles genau erklärt haben. Die Mitarbeiter durften auch Fragen stellen, das alles lief in einer sehr angenehmen Atmosphäre ab“, sagt Claudia Liebscher.
Sie ist im Personalwesen bei der Bagel Bakery tätig und habe vollstes Vertrauen in die Geschäftsführung. „Ich arbeite jetzt seit fünf Jahren mit Herrn Kiefer zusammen und bin tief überzeugt, dass alles so weitergeht wie bisher“, so Liebscher.
Insolvenz angemeldet: Laut Bagel Bakery drohen keine Kündigungen
Allerdings müsse in naher Zukunft die Effizienz gesteigert werden, „dazu werden die Produktionsvorgänge optimiert. Denn unsere Auftragsbücher sind voll. Hier wird jeder gebraucht“, erklärt sie. Und damit sei auch klar, dass es keinerlei betriebsbedingte Kündigungen gegeben habe und auch nicht geben werde.
Aber auch auf der anderen Seite habe kein Mitarbeiter bisher von sich aus gekündigt. Ganz im Gegenteil habe Liebscher weitere Stellen in Produktion und Lager ausgeschrieben, die Bagel Bakery sucht also dringend weitere Mitarbeiter. „Niemand macht jetzt einfach mal so krank, es gibt hier keine Meuterei“, sagt Matthias Henschel und lacht dabei. Die Stimmung sei gut, Kritik sei völlig unnötig.
„Ich glaube, wir haben alle in den vergangenen Tagen gemerkt, was uns die Bagel Bakery bedeutet“, meint Claudia Liebscher. „Ich arbeite gerne hier, wir sind ein gutes Team. Man findet nicht so oft Leute, mit denen man Hand in Hand arbeiten kann“, so Ellen Nitz. Und der 58-jährige Zeitzer Matthias Henschel ist sich sicher, „dass ich bis zu meiner Rente bei der Bagel Bakery bleiben werde.“ (mz)