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Apolda European Design Award  Apolda European Design Award : Das Salz in der Textilwelt

Von Jana Kainz 08.05.2017, 07:54
Ganz in Weiß: Gesine Försterlings Entwürfe für die Kollektion „Coming of age“ basieren auf der Frage: Wie fühlt man sich heute, wenn man 14 Jahre alt ist?
Ganz in Weiß: Gesine Försterlings Entwürfe für die Kollektion „Coming of age“ basieren auf der Frage: Wie fühlt man sich heute, wenn man 14 Jahre alt ist? Biel

Apolda - Ob verrückt, schrill, experimentell, verspielt oder klassisch - junge Designer „kämpfen“, wie Peter Paul Polte, Präsident des Europäischen Modeinstituts, sagte, „um die Zukunft der Schönheit“. Aller drei Jahre tun sie dies auch in Thüringen, wenn im Land der Kreativwirtschaft der Apolda European Design Award ausgetragen wird. Allerdings geht es für den Designernachwuchs um noch viel mehr: um die Aufmerksamkeit namhafter Unternehmen aus der Textil- und Modebranche und um ein stattliches Preisgeld. Insgesamt 320000 Euro galt es in der neunten Auflage des zweitältesten deutschen Modedesignpreises an die drei besten Kollektionen sowie an das gelungenste experimentelle Design zu verteilen. Am Sonnabend ging der Wettbewerb mit einer Präsentation, die glamourösen Modenschauen kaum in etwas nachstand, und der mit Spannung erwarteten Preisverleihung zu Ende. Während der Gala-Veranstaltung tauchten die aus Wirtschaft, Kultur und Politik geladenen Gäste in eine von inspirierender Kreativität erfüllten Apoldaer Stadthalle ein.

Models präsentierten je fünf ausgewählte Outfits aus 32 Kollektionen, die 33 delegierte Modedesign-Absolventen von 16 europäischen Design-Hochschulen aus zehn Ländern eigens für den Apoldaer Modepreis entworfen hatten. Bereits im März hatte eine hochkarätig besetzte Jury die Wahl ihrer Favoriten getroffen. Als sie im Hotel am Schloss Apolda die Entwürfe unter die Lupe nahm, ließ sie „Kuhgebimmel“ aufhorchen. „Wir dachten, bei glücklichen Kühen in der Schweiz zu sein“, gab Polte zu Beginn der Preisverleihung in Anspielung auf jenen Entwurf zum Besten, der Mann mit vielen unterschiedlich großen Glocken an zweireihig gekreuzten Bändern auf die Straße schickt. „Das hat uns herausgefordert“, umschrieb Polte, den nach all den Jahren in der Modebranche nichts mehr schockiere und schrecke.

Dass Kreativität grenzenlos und furchtlos ist, dafür stand auch der diesjährige Design Award wieder. Interesse weckte Dana Renée Harels originelle Kollektion „Salt und Paper“. Für diese schaffte es die Absolventin der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, Salzkristalle auf einer textilen Fläche zu züchten. Für ihre Kollektion erhielt sie den mit 7500 Euro dotierten Sonderpreis. Die drei ersten Preise, ausgelobt mit 10000, 7500 und 5000 Euro, gingen an junge Absolvetinnen aus Berlin und Helsinki, die Outfits entwarfen, die trotz ihrer Tragbarkeit, Bodenständigkeit und Funktionalität originelle, inspirierende Ideen transportieren.

Preise gingen an dem Abend an noch 23 ganz andere kreative Köpfe - an jene der an der Bauhaus-Universität Weimar Studierenden. Wie schon 2014 haben sie in dem Filmprojekt „Fashion Clips“ von jedem der 32 Kollektionen kurze Filme produziert, die im Foyer an der Wand und auf vielen Bildschirmen als Dauerschleife gezeigt wurden.

Wie innovativ das 1993 ins Leben gerufene und seither von der Stadt Apolda, dem Kreis Weimarer Land und der Wirtschaftsförder-Vereinigung Apolda organisierte Award-Projekt selbst ist, zeige sich darin, „dass im November 2016 im Rahmen des Projektes erstmals die Stelle eines Designers in Residence in Apolda besetzt wurde“, wie in anderen Städten die Stelle des Stadtschreibers, sagte Hans Jürgen Giese am Rande der Veranstaltung. Er hob einst den Award mit aus der Taufe, gewann namhafte Mitstreiter für die Jury wie deren langjährige Vorsitzende Iris von Arnim. Die bekannte Hamburger Modedesignerin ist immer wieder mit Begeisterung in Apolda dabei. „Das Projekt ist so einzigartig und mit so einer Großzügigkeit gemacht, alle Beteiligten werden zur Gala eingeladen“, so die Designerin, die in dem Apolda-Team nicht nur kreative Mitstreiter, sondern auch Freunde gefunden hat. 2020 in der Jury nicht mehr mit von der Partie zu sein, traue sie sich gar nicht, meint sie augenzwinkernd. Wichtiger aber noch ist für sie: „Ich habe einfach Lust dazu.“