Alte Schmiede Naumburg Alte Schmiede Naumburg: Vierter Stern aber auch Nöte

Naumburg - Wie geht es weiter mit dem Tourismus an Saale und Unstrut? Über dieses Thema sprachen am Dienstag der Unternehmer Christian Künzer und Landrat Götz Ulrich miteinander. Zwei Menschen, die sich damit auskennen: Künzer führt mit der Kette „CK Domstadt-Hotels“ mehrere Häuser in Naumburg und Freyburg. Ulrich ist unter anderem Vorsitzender der Arbeitsgruppe Kultur und Tourismus in der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland.
„Trostlose Zeit“ bis Ostern
Der Anlass des Gesprächs war ein positiver. Darf sich doch Künzers Hotel „Zur Alten Schmiede“ am Lindenring als einziges in Naumburg nun mit vier Sternen schmücken. Die Klassifizierung erfolgte jüngst durch die Dehoga Sachsen-Anhalt. Landrat Ulrich nutzte dies für einen Rundgang und meinte: „Wir wissen, dass wir in der Region leider viel zu wenig Beherbergung im gehobenen Segment anbieten können.“ Er lobte den ehemaligen Chef der Leisslinger Mineralbrunnen GmbH für dessen Engagement in Naumburg. Künzer hingegen forderte, dass es in der Region noch besser gelingen muss, die „trostlose Zeit“ zwischen Ende Oktober und Ostern mit attraktiven Angeboten zu füllen.
Außerdem ein ständiges Thema im Hotel- und Gastrogewerbe: das Personal. So verdeutlichte Künzer den Wert von Ausbildung und freute sich, „dass wir im Gegensatz zu anderen Betrieben überhaupt noch Lehrlingsbewerbungen bekommen“. Man habe auch ein Gespräch mit der Arbeitsagentur in puncto Beschäftigung ausländischer Mitbürger geführt. Jedoch gebe es bürokratische und auch sprachliche Hürden. Götz Ulrich hatte aber gleich einen Tipp bezüglich eines Praktikanten: „In der Wohngemeinschaft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Thalwinkel gibt es einen 17-Jährigen, der kocht wie ein Weltmeister. Das hat er dieses Wochenende sogar bei mir zu Hause gezeigt.“
Kritik an der Stadtverwaltung Naumburg äußerte Künzer im Gespräch mehrfach. So über die Wartezeit im Rahmen einer Bauvoranfrage oder über die aus seiner Sicht völlig unpassende Absperrung des Marktes zur Walpurgisnacht. Lobend erwähnte Künzer die Idee der Eislaufbahn in der Weihnachtszeit, die bereits in Weißenfels funktioniert habe. Überhaupt meinte der vielerorts nicht unumstrittene Unternehmer: „Früher lief Weißenfels immer Naumburg hinterher. Mittlerweile macht man dort aber einen deutlich besseren Job in der Stadtverwaltung als hier.“ Landrat Götz Ulrich meinte dazu lediglich vielsagend: „Auch wir arbeiten sehr gerne mit der Stadt Weißenfels zusammen.“
In Künzers Kritik spielt womöglich auch die Enttäuschung rund um die geplatzte Investition auf dem Gelände der ehemaligen Justizvollzugsanstalt (JVA) hinein.
„Aus Altersgründen nun erledigt“
Nach eigener Aussage habe er 2015 ein offizielles Konzept abgegeben, das die Sanierung des Schwurgerichtes für kulturelle Zwecke (auch Theater) sowie Anbauten für ein großes Kongresszentrum, für Hallen-Tennisplätze und einen 2000 Zuschauer fassenden Bühnenraum umfasste. Er habe jedoch keine Rückmeldung von Stadt und Land erfahren. Deshalb und vor allem aus Altersgründen sei das Projekt für ihn nun erledigt. Auf Anfrage unserer Zeitung ließ der Landtagsabgeordnete Daniel Sturm (CDU) jedoch wissen, dass Künzer einen extra anberaumten Gesprächstermin damals habe platzen lassen.
Auf Nachfrage sagte Wolfgang Borchert, Pressesprecher des Ministeriums der Finanzen des Landes Sachsen-Anhalt: „Der Unternehmer Dr. Christian Künzer ist nach Information aus dem Bau- und Liegenschafts-Management (BLSA) im Zusammenhang mit einem Verkauf der ehemaligen JVA Naumburg nicht bekannt. Alle Interessenten oder Bewerber erhalten eine Antwort oder eine Eingangsbestätigung, wenn entsprechende Unterlagen beim BLSA eingehen. Deshalb bitten wir Herrn Künzer, dass er seine Unterlagen bitte beim Bau und Liegenschafts-Management einreicht.“ Das Finanzministerium des Landes ist Eigentümer des JVA-Geländes.