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Abwasserzweckverband Unstrut-Finne  Abwasserzweckverband Unstrut-Finne : Kunden empört über neue Gebühren

Von Gerd Stöckel 23.02.2018, 08:14
Molkerei Bibra
Molkerei Bibra NT

Bad Bibra/Freyburg - Helle Empörung an Unstrut und Finne. Nun ist es angekommen bei den rund 5 000 Kunden des hiesigen Abwasserzweckverbandes (AZV): Die Abwassergebühren sollen drastisch steigen - im Raum Laucha-Bad Bibra womöglich von 2,90 Euro auf sechs Euro pro Kubikmeter, im Raum Nebra von 2,59 Euro auf 4,02 Euro.

Dieser Tage hat der Verband seinen Kunden mitgeteilt, dass er, auch wenn die genauen Gebührensätze noch nicht feststehen, die Abschläge für 2018 schon mal angepasst hat, „um hohe Nachzahlungen zu vermeiden.“

„Wir wollten nicht, dass die Kunden am Jahresende auf einen Schlag eine Riesen Nachzahlung zu leisten haben“, sagt Geschäftsführer Michael List. Doch wer vorerst weiter die alten Sätze zahlen möchte, könne das tun. Man habe bei den Vorausbescheiden den zu erwartenden Kostensatz zudem noch nicht ganz angelegt, sondern sei von 5,50 Euro im Raum Laucha, von 3,50 Euro im Raum Nebra ausgegangen. Mit anderen Worten: Es kann noch teurer werden.

Damit aber haben die Haus- und Wohnungsbesitzer im Verbandsgebiet konkrete Beträge auf dem Tisch, und nun schlagen die Wogen hoch. Michele Klingenstein, die in Wetzendorf einen Friseursalon betreibt und zu den Betroffenen gehört, hat vor einigen Tagen im Internet über „openPetition“ eine Unterschriftensammlung initiiert. Zeitweise unterschrieben und kommentierten die Unterstützer im Sekundentakt. Über 900 waren es gestern Abend, davon über 500 aus dem Unstruttal und von der Finne, alle mit Name und Adresse, womit die Zahl erreicht ist, ab der „openPetition“ zusagt, die Stellungnahme vom „zuständigen gewählten Vertreter“ einzuholen.

„Mit Resonanz habe ich gerechnet, dass sie aber so groß ist, hätte ich nicht erwartet“, sagt Michele Klingenstein. Zudem wird die Kommentarfunktion rege genutzt. Tenor: „Der Kleine Mann darf nicht für das Versagen anderer zur Kasse gebeten werden.“

Die Petition ist überschrieben „Gemeinsam gegen die Willkür des AZV Unstrut Finne.“ Adressiert ist sie an Jana Grandi, die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Unstruttal. Die allerdings macht aufmerksam, sie sei nicht die richtige Ansprechpartnerin. Zwar sitzt sie in der Verbandsversammlung des AZV und hat dort, ebenso wie ihre Amtskollegin Monika Ludwig von An der Finne Stimmrecht, doch sei die jetzige Situation allein durch die Schließung der Molkerei Bad Bibra entstanden „Da kann man uns und dem Verband nichts vorwerfen“, findet Grandi, und sie fügt hinzu: „Die Petition sollte mit ihren Formulierungen nicht an der Sache vorbeigehen.“ Sie wünscht sich da vielmehr Rückenwind für Vorstöße in Magdeburg.

Das ist inzwischen auch zur Initiatorin der Petition durchgedrungen. Gestern zeigte sich diese im Gespräch mit Tageblatt/MZ aber unbeirrt. „Für mich ist die Verbandsgemeindebürgermeisterin die erste Ansprechpartnerin. Sie wird wissen, an wen sie sich zu wenden hat.“ Auch das Ansinnen, Formulierungen in der Petition zu ändern, stieß bei Michele Klingenstein auf wenig Verständnis. „In meinem Friseurgeschäft erlebe ich jeden Tag, wie die Menschen das empfinden. Und das soll die Petition auch so zum Ausdruck bringen.“

Nach Auffassung von Grandi und ihrer Amtsschwester Monika Ludwig ist das Land gefordert, habe es doch eine solche Situation im Abwasserbereich bisher nicht gegeben. Mit den prognostizierten Gebühren würden Haushalte im Raum Laucha und Bad Bibra doppelt so viel zahlen, wie im Landesdurchschnitt, gab List Auskunft. Der Verband und die Kommunen erhoffen vom Land Hilfe in zweierlei Hinsicht. Zum einen ist das Klärwerk in Laucha nach Schließung der Molkerei nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. Es muss stillgelegt und das Abwasser anderswo gereinigt werden. Die Umstrukturierung wird viel Geld kosten. Inzwischen gibt es laut Grandi aus dem Umweltministerium ermutigende Signale, dass das Land da helfen wird. Das zweite und schwierigere Problem ist, den Abwasserpreis in akzeptablen Grenzen zu halten, bis die Umstrukturierung greift. Hier, so Grandi, sind weitere Gespräche mit den zuständigen Ministerien notwendig. Sie denkt an zweckgebundene Zuweisungen an die Kommunen oder Liquiditätshilfen, damit ein Teil der erhöhten Kosten über Umlagen gedeckt werden kann.

Die Petition ist auf der Plattform "openpetition.de" zu finden.