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BUGA 2007 BUGA 2007: Spektakuläre Landschaftsarchitektur in Ronneburg

19.04.2007, 08:42
Blick auf eine Seilscheibe vom ehemaligen Uranerzbergbauschacht 40 in der «Neuen Landschaft Ronneburg», die an die Geschichte der Wismut in der Region erinnert. (Foto: dpa)
Blick auf eine Seilscheibe vom ehemaligen Uranerzbergbauschacht 40 in der «Neuen Landschaft Ronneburg», die an die Geschichte der Wismut in der Region erinnert. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Gera/Ronneburg/dpa. - In sechs Jahren ist dort eine gigantischeTagebau-Wüste atemberaubend schön der Natur zurückgegeben worden. DieLeipziger Landschaftsarchitekten Gabriele und Dirk Seelemann sind dieSchöpfer der Neuen Landschaft Ronneburg.

«Wir wollten die Erinnerung an Bergbau in der Region erhalten undkeine namenlose Landschaft schaffen, die beliebig bleibt», sagtChefplaner Dirk Seelemann. Viel Vorstellungskraft brauchte er, als er1999 begann, die Mondlandschaft vor seinem geistigen Augeumzukrempeln. Damals prägte das heutige BUGA-Gelände ein 230 Metertiefes und zwei Kilometer langes Tagebauloch, aus dem Jahrzehnte langUran gefördert wurde. Seither wurden 140 Millionen KubikmeterErdreich und Gestein bewegt - das würde 50 Cheops-Pyramidennebeneinander entsprechen. Die Pyramide aus dem ägyptischen Gizehgilt als höchste Pyramide der Welt.

Unter dem Motto «Landschaftsfolge - Folgelandschaften» wurdeRonneburg ein «Balkon» ins Gessental eröffnet, der neben Erholung inder Natur auch neue Frischluftquelle für die Stadt ist. «Dieses Bildmusste im Wettbewerb neu gedacht werden. Den Ronneburger Balkon hattedie Stadt an die Wismut und den aufgeschütteten Bahndamm verloren»,sagt Chefplaner Seelemann. Marc Seelig, der leitendeLandschaftsarchitekt in Ronneburg, würdigt das Konzept als «Huldigungan den Bergbau und Liebeserklärung an die Natur.»

Die «Lichtenberger Kanten» zeigen die typischen Tagebauterrassen.Der aufgeschüttete Lichtenberg soll an die Spitzkegel erinnern. «Mitden Terrassen und Balkonen überwinden wir insgesamt 25 MeterHöhenunterschied im BUGA-Gelände.

Über dem Gessental mit seinen strengen geometrischen Formenschwingt in sich gedreht und geschwungen Europas längste Holzbrücke.Mit 240 Metern Länge gibt sie aus 25 Metern Höhe die Blicke frei aufmehr als 100 000 Rosen, Stauden und Blumen. Für die Präriestauden-Anlage erhielt die Magdeburger Landschaftsgärtnerin Petra Pelz alsbisher einzige Deutsche in den USA den «Blumen-Oscar».

Auch der Baumgarten «Aboretum» mit mehr als 400 Baumarten dernördlichen Erdhalbkugel ist in der BUGA-Geschichte einzigartig. «Oderkennen sie den Urweltmammutbaum, die Kaukasus-Tanne und dieJapanische Kirschmandel», fragt Seelig.

Als Kontrapunkt dazu stehen die «Thüringer Welten», in denen inkleinen Gärten die Besonderheiten des Bundeslandes zusammengetragenwurden. Da darf die Bratwurst nicht fehlen. So kann er Besucher durcheine riesige Bratwurst laufen und aus dem Inneren heraus auf dieZutaten schauen: «Von Kräutern bis zum Schwein ist alles dabei», sagtSeelig. Der an einer Mauer rostende Trabant ist kein vergessenerSchrott, sondern soll an die deutsch-deutsche Geschichte erinnern.«Grenzland - grünes Band» heißt dieser Themengarten, der erzählt,dass in Thüringen bis 1990 die längste innerdeutsche Grenze verlief.

Was der geübte BUGA-Besucher aus den vergangenen Jahren vermissenkönnte, sind üppige Wasserspiele. «Das lässt die Natur nach derGrundwasserabsenkung für den Uranbergbau nicht mehr zu. Was da untenfließt, sollte niemand hochholen», sagt Ideengeber Seelemann. «Wirwollen nicht verschweigen, dass auch zehntausende Strafarbeiter imUranabbau ihre Gesundheit oder gar ihr Leben gelassen haben», sagtBUGA-Geschäftsführer Ernst-Hermann Kubitz zu dem dunklen Kapitel derWismut. Aufwendige Brauchwasseraufbereitungssysteme sind für denBesucher unsichtbar erbaut und Drainagen verlegt worden, um dasentseuchte Gebiet sauber zu halten.

So können Kinder unbedenklich die Themenspielplätze nutzen, dieden Ur-Elementen Feuer, Wasser, Erde und Wind gewidmet sind. Auch ein20 Meter hoher Entdeckerturm mit Kletterwand verspricht Spaß. Deshalbist sich BUGA-Chef Kubitz sicher: «Wer Gartenschauen mag, wird dieNeue Landschaft Ronneburg lieben.»