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Brand in Kirche zu Schimmel Brand in Kirche zu Schimmel: Feuer zerstört Altar und Kanzel

Von Jana Kainz 19.06.2015, 10:31
Kirchenratsältester Rolf Graul schaut sich nach dem Brand in der Schimmeler Kirche fassungslos um. Mit viel Eigeninitiative war das Gotteshaus in den vergangenen Jahren in Ordnung gebracht worden. Die Kirche soll auch wieder hergerichtet werden, aber gestern herrschte vor allem Verzweiflung.
Kirchenratsältester Rolf Graul schaut sich nach dem Brand in der Schimmeler Kirche fassungslos um. Mit viel Eigeninitiative war das Gotteshaus in den vergangenen Jahren in Ordnung gebracht worden. Die Kirche soll auch wieder hergerichtet werden, aber gestern herrschte vor allem Verzweiflung. Behrens Lizenz

Schimmel - Das 49-Seelen-Dorf Schimmel steht unter Schock. Sonntag feierten Jung und Alt noch einen Gottesdienst in der Kirche. Seit gestern ist deren Inneres verwüstet. Ein Brand hinter dem Kirchenaltar hat vermutlich einen Schaden von über 100.000 Euro angerichtet. „Unbekannte haben sich auf bisher ungeklärte Weise Zutritt zur Kirche verschafft und ersten Ermittlungen zufolge hinter dem Altar ein Feuer entzündet“ sagt Jörg Bethmann, Pressesprecher des Polizeireviers Burgenlandkreis. Kriminaltechniker sicherten deshalb Spuren und nahmen Ermittlungen auf. Einen Zusammenhang zum Brand einer Scheune und eines Vereinsheims in Reinsdorf in der Nacht zum Mittwoch sehe man derzeit nicht, man könne ihn „aber nicht grundsätzlich ausschließen“, so Bethmann.

Orgel hat Totalschaden

Während einer ersten Bestandsaufnahme in Schimmel zeigte sich: Die Kanzel und der Altar, auf die die Flammen übergegriffen hatten, wurden zerstört. „Die Orgel“, meint Pfarrer Michael Schlauraff auf den ersten Blick, „hat einen Totalschaden. Die Zinkpfeifen sind durch die große Hitze weggeschmolzen, ob die Holzpfeifen überlebt haben, bleibt abzuwarten, das muss sich ein Fachmann ansehen. Die Orgel steht schwarz da.“ Ebenso präsentiert sich der gesamte Innenraum. Die Bänke sind vom Ruß schwarz, dürften aber wie auch die Empore nicht beschädigt worden sein, hofft der Pfarrer. Die Gemälde an der Kanzel und das Abendmahl-Bild jedoch sind nicht mehr zu sehen. Sämtliche Farbanstriche haben sich durch die große Hitze gelöst. Die Glasscheiben der Fenster sind gerissen. Zum Glück seien die Fenster so robust gebaut, dass sie der Hitze Stand hielten und so der Sauerstoff schnell aufgebraucht war. „Wenn Sauerstoff dazugekommen wäre, hätte es richtig böse werden können, dann wäre die gesamte Kirche abgebrannt, um die dicht Häuser stehen“, so Schlauraff, der vom „Glück im Unglück“ spricht.

Zu diesem Glück hatte, neben den Einsatzkräften, auch die Besatzung eines DRK-Transporters beigetragen. Als dieser gegen 7?Uhr durch den Ort fuhr, entdeckten die Insassen, dass schwarzer Rauch aus dem Kirchturm zog. Kurzerhand alarmierten sie die Feuerwehr. Kurz darauf ertönte auch die Sirene in Schimmel, obwohl die Gemeinde seit einigen Jahren keine freiwillige Feuerwehr mehr unterhält. Währenddessen ist auch Gemeindearbeiter und Kirchenratsältester Rolf Graul zur Kirche geeilt. Als er die Kirchentür öffnete, schlug er sie schnell wieder zu, weil „alles top schwarz“ und voller Rauch war.

Feuerwehren aus Bad Bibra, Eckartsberga, Steinbach und Laucha

Mit aufgesetzten Atemschutzgeräten betraten wenig später die Einsatzkräfte - angerückt waren die freiwilligen Feuerwehren aus Bad Bibra, Eckartsberga, Steinbach und Laucha - die Kirche. Die Drehleiter, die die Lauchaer mitgebracht und ausgefahren hatten, wurde nicht benötigt. Das Feuer hatte sich weder auf den Dachstuhl noch auf den Turm ausgebreitet. Durch die Hitze war jedoch die Tür zum Turm aufgesprungen, wodurch der aufsteigende Rauch nach oben abziehen konnte. Der Brand konnte schnell gelöscht werden. „Das Löschwasser hat wenig Schäden angerichtet, es gab kaum Pfützen. Durch die große Hitze ist das Wasser wohl gleich verdampft“, vermutet Pfarrer Schlauraff.

Der Bereich hinter dem Altar, indem es brannte, wird von der kleinen Kirchengemeinde - etwa die Hälfte der Einwohner sind Christen - als Abstellraum genutzt. In einem Schrank und in Kartons bewahrte sie Dekorationsartikel, Utensilien für das Krippenspiel, Werkzeug und ein paar alte Fenster aus der Kirche, die nach der Sanierung aufgehoben wurden, auf. Elektroleitungen gibt es nicht. Das Gotteshaus hat keinen Stromanschluss. Die Orgel wurde stets mit dem Blasebalg betrieben. Erhellt wurde die Kirche, wenn zu den monatlich stattfindenden Gottesdiensten nötig, mit Haushaltskerzen. Dafür waren Metallkerzenhalter an den Empore-Pfosten angebracht. Für den Weihnachtsstern wurde ein Kabel vom Nachbarhaus gezogen. Allerdings sollte in nächster Zeit ein Stromanschluss installiert werden. Vorbereitungen dafür waren getroffen worden. Es wäre das vorerst letzte Projekt gewesen. „Wir waren froh, stolz und glücklich“ so Graul, „dass die Kirche soweit in Ordnung war. Wir werden sie bestimmt auch wieder in Ordnung bringen, aber heute ist es nur deprimierend.“ (mz)