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Bodenschätze Bodenschätze: Wettlauf um den Kali-Abbau

Von CAROLINE BERTHOT 13.02.2009, 19:51

ROSSLEBEN/MZ. - Heute ist von dem einstigen Kali-Boom in der 6 300 Einwohner zählenden Stadt nichts mehr zu spüren. Eine Situation, die, wenn es nach Roßlebens Bürgermeister Rainer Heuchel geht, bald der Vergangenheit angehört. Ihm kann es nicht schnell genug abwärts gehen, unter die Erde, wo bis zu 180 Millionen Tonnen Kalisalz lagern.

"Die Vorstellung, den Abbau in Roßleben wieder zu beleben, hat mich nicht mehr losgelassen", sagt SPD-Mann Heuchel. Er will Geld und Arbeit in die strukturschwache Region holen. Als sich Kalisalz in den letzten Jahren zu einem gefragten Rohstoff entwickelte, ging er auf die Suche nach Partnern. Und Heuchel wurde fündig. Mit Ämtern und Kreisverwaltungen startete er eine länderübergreifende Kali-Initiative. Inzwischen steht die Lagerstätte Roßleben zum Verkauf, von einer halben Milliarde Investitionen und mindestens 500 Arbeitsplätzen ist die Rede.

Gleich zwei große Spieler auf dem weltweiten Kalimarkt buhlen um den Zuschlag. Der deutsche Platzhirsch Kali und Salz AG (K+S) mit Sitz in Kassel und ein Konsortium um die israelische ICL-Gruppe. In letzterem findet sich ein regionaler Salzbergbau-Experte, die Glückauf Sondershausen Entwicklungs- und Sicherungsgesellschaft (GSES) in Sondershausen. "Wir hatten immer großes Interesse am Abbau in Roßleben", sagt Jaap van Engers, einer der Geschäftsführer. Doch es sei klar gewesen, dass die Gesellschaft das nie alleine stemmen könnte. Indem man den weltweit agierenden Kaliproduzenten ICL ins Boot holte, wurden die Thüringer zum ernstzunehmenden Konkurrenten.

Das sieht auch Kali und Salz so: "Wir wissen, dass beim Mitbewerber die erforderlichen Kompetenzen und Erfahrungen vorhanden sind", sagt Firmensprecher Ulrich Göbel. Nun müssen die Konzepte entscheiden, doch die ähneln sich. Mehr als 500 Millionen Euro wollen beide investieren, 600 bis 700 Arbeitsplätze sollen entstehen. Vier bis fünf Jahre wird es dauern, bis die erste Tonne Kali gewonnen wird - im Trockenverfahren, ohne dass umweltschädliche Laugen entstehen. Mehr als eine Million Tonnen Kali-Magnesium-Dünger sollen jährlich produziert werden.

Wo die Produktion stattfinden soll, bezeichnet van Engers als "Politikum", schließlich geht es um hunderte Arbeitsplätze und Steuern. Letztlich entscheiden ganz praktische Gründe. Da fast 90 Prozent des Kali-Vorkommens in Sachsen-Anhalt liegen, soll in der Mitte der Felder bei Reinsdorf (Burgenlandkreis) ein neuer Schacht in die Erde getrieben werden. Dort soll nach den Plänen beider Bewerber produziert werden. Die zwei verschlossenen Schächte in Roßleben würden auch geöffnet. Da die Vorkommen dort aber fast komplett abgebaut sind, dienen sie eher zur Belüftung, zum Transport und als Lagerort für den Abraum. Die Verwaltung soll in Roßleben sitzen.

Die Investitionen sollen sich durch den bis zu 50 Jahre dauernden Abbau amortisieren. Und obwohl das Kali-Vorkommen bundesweit das einzige ist, über das es sich laut Kali-und-Salz-Sprecher Göbel zu reden lohnt, birgt es doch ein Risiko. "Es gibt ein großes Fragezeichen, was man unter Tage vorfindet", räumt auch van Engers ein. Während K+S vor einem Kauf die Zusammensetzung des Salzes prüfen lassen will, will GSES auf jeden Fall einsteigen. Sollte sich dann herausstellen, dass die Qualität nicht stimmt, müsste man die Schächte eben wieder verschließen. Zehn Millionen Euro Verlust würde das für das Unternehmen mit knapp 190 Mitarbeitern bedeuten. "Das ist ein ganz normales unternehmerisches Risiko", sagt Firmenchef van Engers. Auch durch die geplante ICE-Trasse, die über die Abbaufelder verlaufen soll, wollen sich die Thüringer im Gegensatz zu K+S nicht abschrecken lassen. Auch wenn auf den Abbau von bis zu 50 Millionen Tonnen Kali-Salz verzichtet werden muss.

Wer den Zuschlag letztlich bekommt, dass entscheidet die bundeseigene Gesellschaft für Verwahrung und Verwertung stillgelegter Bergwerke, der die Lagerstätte gehört. Derzeit werden die Konzepte geprüft, erste Gespräche mit den Bewerbern sollen Anfang März folgen, sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Hartwig. "Ich bin optimistisch, dass wir im Sommer eine Entscheidung treffen können."