Export nach Hollywood Birkenstock: Alsa Gmbh in Görlitz will weiter wachsen

Görlitz - Christof Kepa hält sich an den Rhythmus der Maschine. Er greift nach zwei Jute-Sohlen und legt sie in zwei gegenüberliegende metallische Formen. Sie erinnern an einen Fußabdruck.
Durch ein Rohr ergießt sich darauf Sekunden später ein Teig aus Kork und Latex. Per Hand modelliert Kepa das Fußbett leicht vor. Dann verschwinden die befüllten Formen unter Druck für zehn Minuten in einem Ofen bei 75 Grad.
Hilmar Knoll steht neben dem neuen Kork-Latex-Automaten. Der 56-Jährige ist Geschäftsführer der Alsa GmbH in Görlitz. „Vor drei Jahren haben wir den Brei noch per Hand eingefüllt“, sagt der Marathonläufer. Damals arbeiteten 300 Mitarbeiter am Standort - in diesem Sommer soll die 1000er-Marke geknackt werden.
15 Millionen Euro für neue Anlagen
Rund 15 Millionen Euro will das hundertprozentige Tochterunternehmen von Birkenstock in diesem Jahr an seinem östlichsten Standort investieren - so viel wie im vergangenen Jahr. Das Geld fließt unter anderem in neue Anlagen. Auch eine neue Produktionshalle mit einer Fläche von 20.000 Quadratmetern ist geplant. Vor zehn Jahren hatte sich die Birkenstock-Tochter in Görlitz niedergelassen.
Christof Kepa kommt wie sein Kollege Erwin Czesnukawski aus Polen. Etwa jeder zweite Mitarbeiter stammt aus dem nahen Nachbarland. „Die Schuhindustrie ist eine lohnniedrige Branche. Es ist schwer, Leute zu finden. Die polnischen Mitarbeiter sehen die Arbeit hier als Chance, schnell gutes Geld zu verdienen“, sagt Knoll.
Etwa ein Drittel der Arbeiter beginnt als Leiharbeiter bei der Alsa GmbH. Die meisten wechseln nach einem halben Jahr in die Festanstellung. Gezahlt wird den Angaben zufolge mehr als Mindestlohn. Zusätzlich gebe es bis 20 Prozent Leistungs- und Qualitätsprämien, so Knoll.
Öko-Image längst abgelegt
Diese Leiharbeiter machen es der IG Metall jedoch schwer, bei der Birkenstock-Tochter einen Fuß in die Tür zu bekommen. „In Görlitz gibt es keinen Betriebsrat, am zweiten Birkenstock-Standort in Bernstadt wird demnächst eine Arbeitnehmervertretung gegründet“, sagt Gewerkschaftssekretär Uwe Garbe. Birkenstock-Unternehmenssprecher Jochen Gutzy sagt: „Die betriebliche Mitbestimmung steht auf der Tagesordnung. Wir wollen mit motivierten Mitarbeiten wachsen“.
Ohne sie laufen die 18 Kork-Latex-Automaten in der Halle nicht. Mehr als 1000 Fußbetten können hier gleichzeitig „gebacken“ werden. 75.000 Fußbetten aus portugiesischem Kork entstehen täglich in drei Schichten für die einst als Gesundheitslatschen bekannten Schuhe. Jeden Tag werden 25 000 Paar Schuhe fertig. Am Ende des Jahres sollen es 30.000 sein.
Das Öko-Image hat die Birkenstock-Sandalette längst abgelegt. Selbst Heidi Klum und Hollywood-Star Leonardo DiCaprio stehen auf diese Schuhe. Damit befindet sich die Firma in guter Gesellschaft. „Herstellern von Komfortschuhen - wie Birkenstock, Rieker oder Josef Seibel - geht es allen gut“, sagt Claudia Schulz, Sprecherin des Bundesverbands der Schuh- und Lederwarenindustrie. „Sie haben den Spagat geschafft, nicht nur bequeme, sondern auch modische Schuhe zu fertigen.“
Mit ihren Markenschuhen „Made in Germany“ legte die Alsa GmbH, die noch ein Werk in Steinau-Uerzell (Hessen) hat, nach Unternehmensangaben in den USA beim Umsatz derzeit über 20 Prozent zu. In Deutschland liege die Wachstumsrate auch im zweistelligen Bereich.
3000 Birkenstock-Beschäftigte
Die deutsche Schuhindustrie dagegen wächst deutlich schwächer. Nach Angaben des Bundesverbands erzielte die Branche 2015 mit 32,8 Millionen bundesweit produzierten Schuh-Paaren lediglich ein Umsatzplus von einem Prozent auf einem hart umkämpften Markt.
39 Betriebe mit je mehr als 50 Beschäftigten gebe es bundesweit. 650 Millionen exportierten Schuhpaaren - viele davon von deutschen Herstellern im Ausland produziert - stünden 237 Millionen importierte Paare gegenüber, so Hauptgeschäftsführer Manfred Junkert.
Die deutsche Schuhproduktion konzentriert sich derzeit noch in Rheinland-Pfalz. Doch der Osten Sachsens legt nach. Die Oberteile für die Görlitzer Fußbetten kommen aus dem 25 Kilometer entfernten Bernstadt. Dort arbeitet die S.P.P. GmbH als eine Birkenstock-Tochter mit 400 Mitarbeitern.
Und nochmals sieben Kilometer weiter werden in Markersdorf die Schnallen und Nieten für die Birkenstockgruppe hergestellt. Nach Unternehmensangaben gibt es insgesamt 3000 Birkenstock-Beschäftigte, davon arbeiten 2900 in Deutschland. (dpa)