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Besondere "Tankstelle" im sächsischen Kitzen Besondere "Tankstelle" im sächsischen Kitzen: Milch zum Selbstzapfen

12.10.2015, 08:16
Ein Milchautomat am Gelände der Agrarproduktion Kitzen e.G., aufgenommen am 28.07.2015 in Kitzen (Sachsen).
Ein Milchautomat am Gelände der Agrarproduktion Kitzen e.G., aufgenommen am 28.07.2015 in Kitzen (Sachsen). dpa Lizenz

Kitzen - Haike Goltzsch kramt einen Euro aus ihrer Tasche. Ihr Enkelsohn steckt die Münze in einen Schlitz, drückt einen Knopf, und aus einem Hahn fließt frische Milch in eine Flasche. „Ich kenne das noch von früher“, sagt die 53-Jährige. Zwei Mal in der Woche kommt sie zur Agrarprodukte eG im sächsischen Kitzen, wo sie seit Juli ihre Milch selber zapfen kann. Das Geschäft läuft. Bald soll eine zweite „Tankstelle“ der Agrargenossenschaft in Leipzig eröffnen.

„Ich freue mich über den Zuspruch“, sagt Hans-Uwe Heilmann. Der Landwirt sitzt gemeinsam mit Thomas Rößner im Vorstand der Genossenschaft. „Es ist aber auch verrückt: Für zwei Liter Milch fahren die Leute auch mal 50 Kilometer.“ Seine Kunden kämen für ein paar Tropfen frischer Milch nicht nur aus den umliegenden Dörfern, sondern selbst aus dem rund 25 Kilometer entfernten Leipzig.

130 Liter Milch pro Tag

Von 5 bis 22 Uhr können sie mit Kannen, Kübeln oder vor Ort gekauften Glasflaschen zapfen. Rund 130 Liter kämen jeden Tag aus dem Automaten, sagt Heilmann, an Spitzentagen auch weitaus mehr. Ist die Milch alle, wird die Zentrale per SMS informiert, dann kommt Nachschub.

Die Schlange hinter Haike Goltzsch wächst derweil. „Den ersten Schluck trinke ich direkt im Auto“, sagt sie und verschwindet mit ihrem Enkel und drei Flaschen aus dem kleinen Häuschen, in dem der Automat steht. „Die Milch kommt daher, wo sie herkommen soll“, sagt Mirko Barth. Nur ein paar Meter von der Zapfanlage entfernt steht der Kuhstall des Agrarbetriebs. „Frische Milch schmeckt besser als die aus dem Tetrapack“, wirbt Heilmann. Seine Kundschaft schätze das. Daher boome die Direktvermarktung, wie er vermutet.

Geschmack und Imagepflege

Dem Landwirt ist es bei der Milchautomaten-Idee aber nicht nur um den Geschmack gegangen. „Wir wollten unser Image pflegen." Es gebe zwei große Probleme: Milch werde mit Massentierhaltung assoziiert und sie sei nichts mehr wert. „Wir bekommen 26,5 Cent pro Liter, wenn wir die Milch an eine Molkerei abgeben. Daran verdienen wir nichts.“ Am Automaten in Kitzen kostet der Liter Milch einen Euro. (dpa)

Von 5 bis 22 Uhr ist der Milchautomat im sächsischen Kitzen geöffnet.
Von 5 bis 22 Uhr ist der Milchautomat im sächsischen Kitzen geöffnet.
dpa Lizenz
Anlagenleiter Stephan Viehweg zapft an einem Milchautomat einen Liter Rohmilch am Gelände der Agrarproduktion Kitzen e.G., aufgenommen am 28.07.2015 in Kitzen (Sachsen).
Anlagenleiter Stephan Viehweg zapft an einem Milchautomat einen Liter Rohmilch am Gelände der Agrarproduktion Kitzen e.G., aufgenommen am 28.07.2015 in Kitzen (Sachsen).
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Eine Flasche Rohmilch wird vor ein Schild mit der Aufschrift «Frisch ab Hof - Milch 0 - 24 Uhr» am Gelände der Agrarproduktion Kitzen e.G. gehalten, aufgenommen am 28.07.2015 in Kitzen (Sachsen).
Eine Flasche Rohmilch wird vor ein Schild mit der Aufschrift «Frisch ab Hof - Milch 0 - 24 Uhr» am Gelände der Agrarproduktion Kitzen e.G. gehalten, aufgenommen am 28.07.2015 in Kitzen (Sachsen).
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