Bedrohte Arten in Sachsen-Anhalt Bedrohte Arten in Sachsen-Anhalt: Diese sieben Tierarten gilt es zu schützen

Großtrappe
Magdeburg - Vor etwa 55 Jahren konnten noch auf fast allen Acker- und Grünlandgebieten im Land Großtrappen gefunden werden. Heute kann das Tier, das zu den schwersten flugfähigen Vögeln der Welt gehört, hauptsächlich nur noch im Fiener Bruch (Jerichower Land) gefunden werden. „In Sachsen-Anhalt gibt es nur noch 61 Individuen“, sagte Henrik Watzke vom Förderverein Großtrappenschutz in Nennhausen. Der Straßenbau und die Landwirtschaft hätten starke Verluste des Lebensraums dieser Vogelart zur Folge gehabt. Hinzu kommt, dass auch Windkraftanlagen die Großtrappe verscheuchen und die Tiere so in ihrer Umgebung nicht brüten können.
Heldbock
Der schwarzbraune und circa zwei bis fünf Zentimeter große Käfer lebt in Sachsen-Anhalt vor allem im Biosphärenreservat Mittelelbe und in der Colbitz-Letzlinger-Heide nördlich von Magdeburg. Die Hälfte der gesamten Population in Deutschland ist im Land heimisch. Doch die Brutplätze des Heldbocks, etwa 200 Jahre alte Eichen, werden künftig knapp. „Die Bäume müssen ein gewisses Alter, Umfang und Besonnung haben, um für den Heldbock geeignet zu sein“, sagte der Dezernent des Landesamtes für Umweltschutz in Halle, Peer Hajo. Doch da sich die Larven von den Eichen ernähren und die Forstwirtschaft auch an den Bäumen interessiert sei, werde der Heldbock in 20 bis 40 Jahren große Probleme kriegen.
Fledermäuse
Auch Fledermausarten haben es in Sachsen-Anhalt aufgrund der vielen Windkrafträder nicht leicht. „Man kann sagen, dass 12 Tiere pro Anlage im Jahr verenden“, sagte Bernd Ohlendorf von der Landesreferenzstelle Fledermausschutz Sachsen-Anhalt in der Gemeinde Südharz (Landkreis Mansfelder Land). Besonders die Rauhautfledermaus und der Kleinabendsegler seien bedroht. „Fledermäuse ziehen wie Zugvögel in den Süden. Etwa 60 Prozent aller europäischen Individuen, sogar aus Frankreich oder Litauen, ziehen durch Sachsen-Anhalt“, sagt Ohlendorf. Helfen würde nur, die Windkraftanlagen abzustellen.
Bienenfresser
Der Bienenfresser ist einer der buntesten Vögel Europas. „Die Vogelart bevorzugt hohe Julitemperaturen und wenig Regen. Deswegen fühlt er sich besonders im Regenschatten des Harzes und im Saaletal wohl“, sagte Martin Schulze vom Büro für Ökologie und Naturschutz RANA in Halle. Etwa 550 bis 600 Brutpaare des türkisblauen und rostbraunen Vogels würden im Land leben, dass mache etwa 50 Prozent der Gesamtpopulation in Deutschland. Doch die Brutplätze in aktiven oder stillgelegten Steilwänden von Abbaugruben oder Tagebauen werden immer weiter zerstört. Steilwände würden abgeschlagen oder Gruben aufgefüllt. Ungenutzte So könnten dem Bienenfresser geeignete Nistplätze ausgehen.
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Rotbauchunke
Auch die Lebensräume der Rotbauchunke schwinden in Sachsen-Anhalt. Die Unke mit der roten Färbung am Bauch fühlt sich vor allem in Auensümpfen wohl, die aber immer weniger werden im Land. „193 Fundorte sind kartiert, 1990 waren es aber noch 470“, sagte Schulze. Hinzu komme, dass auch nur noch sehr wenige Tiere pro Fundort auftreten. Auch die Hochwasser der vergangenen Jahre haben die Rotbauchunke aus ihren Lebensräumen gespült. Schulze rechnet hoch, dass es nur noch mehrere tausend Rotbauchunken gibt. Nur in der Elbaue gebe es noch stabile Bestände.
Torf-Mosaikjungfer
Saure Moore mit Torfmoosbeständen - das ist der Lebensraum, in dem sich die Torf-Mosaikjungfer wohlfühlt. Doch die Trockenlegung der Moore und der Torfabbau hätten dazu geführt, dass die Lebensräume immer weniger und somit auch diese Libellenart in Sachsen-Anhalt sehr selten geworden sei, sagte Annette Westermann von der Bürgerinitiative Naturnaher Hochwasserschutz Selke. Wie viele der graubraunen Torf-Mosaikjungfern es noch gebe, könne Westermann nicht einschätzen. Im Harz komme diese Libelle aber vor. „Dort haben auch Moor-Renaturierungen sofort dazu geführt, dass sich diese Art leicht vermehren konnte“, sagte Westermann.
Rotmilan
Etwa 2000 bis 2800 Rotmilan-Brutpaare leben hauptsächlich in der Elbaue oder dem Harzvorland. Doch die Landwirtschaft führt zu Nahrungsengpässen der Raubvögel. „Das Getreide steht zu hoch, so dass die Raubvögel ihre Beute auf dem Boden nicht mehr sehen können. Außerdem werden unter anderem Feldmäuse zusätzlich als Schädlinge bekämpft“, sagte Gunthard Dornbusch von der Vogelschutzwarte Steckby in Zerbst/Anhalt (Landkreis Anhalt-Bitterfeld). Auch Windkraftanlagen würden die Zahl der Populationen dezimieren. Das Vorkommen der Rotmilane in Sachsen-Anhalt entspricht 20 Prozent der Population in Deutschland. (dpa)