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Ausstellung zur DDR-Trinkkultur Ausstellung zur DDR-Trinkkultur: Erinnerung an "Kumpeltod" und "Herrengedeck"

29.01.2014, 06:55
Den Bergarbeiter-Schnaps „Steuerfreien Trinkbranntwein“, 0,7 Liter für 1,12 Ostmark, hergestellt in der „Konsum-Spirituosenfabrik“ in Allstedt im heutigen Kreis Mansfeld-Südharz, nannte man zu DDR wegen des kaum genießbaren Geschmacks „Kumpeltod“.
Den Bergarbeiter-Schnaps „Steuerfreien Trinkbranntwein“, 0,7 Liter für 1,12 Ostmark, hergestellt in der „Konsum-Spirituosenfabrik“ in Allstedt im heutigen Kreis Mansfeld-Südharz, nannte man zu DDR wegen des kaum genießbaren Geschmacks „Kumpeltod“. Archiv/Peter Wölk Lizenz

Nordhausen/dpa - Ob „Herrengedeck“, „Kumpeltod“ oder Nordhäuser Doppelkorn zu Brigadetreffen, Frauentagsfeiern oder Familienfesten - in geselliger Runde wurde in der DDR gern Hochprozentiges gebechert. Mit den vielfältigen Facetten ostdeutschen Alkoholkonsums befasst sich die Sonderschau „trinkKultur in der DDR“, die von Mittwoch an im Museum Tabakspeicher in Nordhausen (Thüringen) zu sehen ist. „Eine sehr interessante, aufschlussreiche und hochprozentige Sonderausstellung zu einem mittlerweile kulturhistorischen Thema“, sagte Museumsleiter Jürgen Rennebach.

Das Gemeinschaftsprojekt mit den Städtischen Museen Jena, wo die Schau 2012 zu sehen war, ist bis 3. April geöffnet. Der Schwerpunkt liege auf persönlichen Erinnerungen. Beleuchtet würden „alkoholgenießende“ Gruppen, aber auch Hintergründe des Alkoholkonsums und Trinksitten. Anhand des Trinkens lasse sich Alltagskultur der DDR nachvollziehen, aber auch mit stereotypen Meinungen aufräumen, sagte Rennebach.

Eine zentrale Rolle spiele das „gängige, aber falsche Vorurteil“, dass sich die „eingesperrten DDR-Bürger ihre graue Realität schöntrinken mussten.“ Die Exponate - Schnapsflaschen, Biergläser, Bar-Zubehör, Getränkekarten von Restaurants oder Kneipen - stammen von mehr als hundert Leihgebern. Bei harten Getränken war die DDR seit 1987 Weltspitze. 1988 trank statistisch jeder DDR-Bürger im Schnitt 16 Liter oder 23 Flaschen Weinbrand, Klaren oder Likör. Die Westdeutschen griffen damals lieber zum Wein.