Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt: Harter Konkurrenzkampf regionaler Unternehmen um Auszubildende

Halle (Saale) - In Sachsen-Anhalt bleiben auch nach Beginn des neuen Lehrjahres im September tausende Ausbildungsplätze unbesetzt. Bis Ende August waren nach Angaben der Landesarbeitsagentur in Halle noch rund 4400 Stellen frei. Demgegenüber stehen aber ebenso knapp 4000 Jugendliche, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben.
Seit mehreren Jahren gehen die Bewerberzahlen für einen Ausbildungsplatz wegen sinkender Schülerzahlen zurück. „Seit 2004 haben sie sich halbiert, die Belegschaft innerhalb der Unternehmen wird dagegen immer älter“, sagt Kristian Veil, Sprecher der Landesarbeitsagentur. Das bestätigt auch die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK): Laut einer Umfrage können 40 Prozent der Unternehmen ihre Ausbildungsplätze nicht vollständig besetzen. Die Ursachen sieht die Arbeitsagentur auch in der erhöhten Attraktivität eines Universitätsstudiums.
Der Konkurrenzkampf regionaler Unternehmen in Sachsen-Anhalt um Auszubildende ist damit härter als je zuvor. Allein in der Lebensmittelindustrie sind nach Angaben der Arbeitsagentur im Land noch 175 Ausbildungsplätze frei, demgegenüber stehen nur 34 suchende Bewerber. Ähnlich prekär sei die Situation im Metallbau sowie der Schweiß- und Energietechnik.
Keine Klagen über Bewerbermangel kommen lediglich aus den Ausbildungsbereichen, die sich seit jeher großer Beliebtheit erfreuen: Bei Ausbildungsberufen wie Verkäufer beziehungsweise Kaufmann im Einzelhandel, Bürokaufmann, Mechatroniker und Fachlagerist sei die Nachfrage weiterhin größer als das Angebot.
Hier wünscht sich IHK-Ausbildungsleiter Björn Bosse ein Umdenken: „Junge Menschen sollten sich fragen, welche Ausbildungsberufe es darüber hinaus gibt.“ Dann steige auch die Chance, selbst nach Beginn des neuen Lehrjahres in Betrieben unter zu kommen. „Jeder kann in Sachsen-Anhalt auch jetzt noch einen Ausbildungsplatz finden“, versichert Bosse.
Doch selbst wenn Lehrlinge einen Platz ergattern können, sind die Probleme nicht gelöst. So klagen die Unternehmen nach Worten von Bosse zunehmend über eine mangelnde Berufsorientierung der Azubis. Viele Bewerber wüssten nur wenig über die verschiedenen Ausbildungsberufe und hätten schulische Defizite, die im Rahmen der Ausbildung aufgeholt werden müssten.
Im Gegenzug wächst aber auch unter den Azubis laut einem Ausbildungsbericht des Deutschen Gewerkschaftsbunds die Unzufriedenheit mit ihrer Arbeit. Während vor allem angehende Industriemechaniker, Industrie- und Bankkaufleute sich in ihrer Ausbildung wohlfühlen, kam Kritik am Arbeitsalltag vor allem von zukünftigen Malern, Hotelfachleuten und Fachverkäuferinnen im Lebensmittelhandwerk. Als Probleme nennt der Report in den schlecht bewerteten Berufen „permanent viele Überstunden, einen rauen Ton, den Eindruck, ausgenutzt zu werden und eine oftmals fachlich schlechte Anleitung“. (mz)
