Angela Merkel im Fraunhofer-Institut in Halle Angela Merkel im Fraunhofer-Institut in Halle: Feier mit Schönheitsfehlern

halle (Saale) - Proteste gegen Angela Merkel draußen vor dem Institut, ein Zwischenrufer sowie ein Ministerpräsident mit einem schrägen Vergleich drinnen: Die Flüchtlingspolitik hat am Montag selbst die Eröffnung des Fraunhofer-Institutes in Halle überlagert: „Ich erwarte von Ihnen als Physikerin verantwortungsvollere Entscheidungen“, unterbrach einer der geladenen Gäste die Rede der Bundeskanzlerin und hielt kurz ein altes CDU-Wahlplakat mit dem Slogan „Keine Experimente“ hoch, bevor er hinausgebeten wurde.
Eigenständiges Institut
Und Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) bemühte sogar den Königsteiner Schlüssel, der Quoten für die Verteilung der Flüchtlinge auf die einzelnen Bundesländern festschreibt, um die Erfolge Sachsens-Anhalts in der Wissenschaftspolitik herauszustreichen. „Wir haben den Schlüssel überschritten und sind besser als der Durchschnitt.“ Nach dieser Regelung soll Sachsen-Anhalt 2,83 Prozent aller Flüchtlinge aufnehmen, hat aber rein rechnerisch 2,98 Prozent der Fraunhofer-Institute in Deutschland - zwei von 67.
Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, stellte das Engagement der Forschungsorganisation im Osten heraus. „Wir sind nach der Wende nicht nur vorbehaltlos in die neuen Bundesländer gegangen, sondern auch früher als andere Forschungsgemeinschaften.“ Los ging es mit acht Instituten, heute gibt es mit dem neuen Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen 15.
Das Besondere in Halle ist, dass die Einrichtung bisher nur als Außenstelle des Freiburger Institutes für Werkstoffmechanik bestand, nun aber ein eigenständiges Institut ist. „Großer Erfolg führt zur Zellteilung, dass der Erfolg sich mehre“, sagte Neugebauer. Für ihre Forschung haben die mehr als 200 Mitarbeiter einen jährlichen Etat von fast 20 Millionen Euro zur Verfügung.
Merkel würdigt Entwicklung in Sachsen-Anhalt
Die Kanzlerin sprach „von einer Erfolgsgeschichte, die tief blicken lässt“ - und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Wissenschaftler in Halle wollen mit neuen Methoden wie hoch auflösender Röntgen-Technologie die Materialstrukturen erforschen und neue, verbesserte Werkstoffe entwickeln. Die Spanne der Bereiche reicht von der Automobilindustrie über die Photovoltaik bis zur Mikroelektronik. Bisher, so Merkel, sei die Materialforschung unterschätzt worden, das werde sich ändern. „Es geht darum, möglichst schnell marktfähige Produkte zu entwickeln und damit auch neue Arbeitsplätze zu schaffen.“ Technologische Innovationen wie in Halle seien dabei „Garant für unseren Wohlstand“.
Angela Merkel würdigte jedoch auch grundsätzlich die Entwicklung in Sachsen-Anhalt, dem ostdeutschen Land, das nach der Wende „am stärksten von dem Strukturwandel betroffen war“. Seither habe sich hierzulande eine „leistungsfähige, blühende Forschungslandschaft entwickelt“.
Fraunhofer-Präsident Neugebauer hofft nun nicht nur auf viele Kooperationen mit der regionalen Industrie, die immer als Partner gesehen werde. Er hofft auch auch technologische Neuerungen aus dem neuen Fraunhofer-Institut auf dem Weinberg Campus in Halle - und ist dabei zuversichtlich. „Wenn in der Wissenschaft etwas Kleines passiert, so hat das in der Wirtschaft oft eine große Wirkung.“ (mz)