Ältestes deutsches Friseurgeschäft Ältestes deutsches Friseurgeschäft: Peruquier August Munckelt frisierte schon den Alten Fritz
Naumburg/MZ. - Es scheint, als blickten die Ahnen aus sieben Generationen etwas traurig aus den Rahmen ihrer Bilder und Fotografien in Jürgen Riesebecks Salon. "Aber, was sein muss, muss sein", sagt der 68-Jährige. "Ich will nicht im Salon sterben, wie mein Großvater und noch etwas vom Leben haben." Dabei denkt er an Reisen, Radwanderungen und geruhsame Tage mit seiner Frau Veronika.
1752 hatte der Peruquier August Munckelt, Riesebecks Ururururgroßvater, das Geschäft gegründet und vier Jahre später dem Alten Fritz die Perücke gerichtet, als der - leicht zerzaust von der Roßbacher Schlacht - im Haus Markt 10 Quartier bezog. Von Generation zu Generation wurde der Betrieb weiter vererbt, bis Jürgen Riesebeck den Salon von seiner Mutter, der letzten geborenen Munckelt, übernahm. Mit 19 Jahren war er jüngster Friseurmeister der DDR. Seit 1979 führen Jürgen und Veronika Riesebeck das älteste Friseurgeschäft Deutschlands gemeinsam.
Veronika kam als Lehrling ins Geschäft. 1961 frisierte Riesebeck sie für Ei-Shampoon-Werbung von Exquisit Berlin. Das Mädchen mit den wunderbaren blonden Haaren kannte damals die ganze DDR. Die Poster zierten jede Drogerie, sogar Postkarten gab es. Riesebeck aber fand in ihr die Partnerin fürs Leben und das Geschäft. Die beiden Meister wurden republikbekannt bei Schaufrisieren und Leistungswettbewerben, auf denen ihre Lehrlinge reihenweise Medaillen abräumten. 45 Lehrlinge wurden ausgebildet, viele sind heute selber Meister.
Nach der Wende haben die Riesebecks nochmal kräftig Dampf aufgemacht, das alte Haus saniert und modernen Ansprüchen an einen Friseursalon angepasst. Das alles soll nun verkauft werden. Ernsthafte Interessenten hat es schon gegeben. Zu Abschlüssen ist es nicht gekommen. Die Tochter Frauke? "Die wäre dafür bestens geeignet", sagt Jürgen Riesebeck und winkt ab: "Sie kommt nicht mehr nach Naumburg." Frauke Horn ist freischaffende Maskenbildnerin in Köln und hat 2004 an vier großen Fernsehproduktionen mitgewirkt. "Was soll sie da in der Marienstraße? Hier schaut weder eine Veronica Ferres noch ein Götz George herein." Er selber wird nicht mehr frisieren. Aber mit Friseurmeister Erhard Boßdorf eine Ausstellung zur Historie des Friseurhandwerks im Stadtmuseum aufbauen. Das soll noch in diesem Jahr geschehen.