Armutsbericht 15,7 Prozent der Thüringer leben unterhalb der Armutsgrenze
Thüringen liegt im Armutsbericht bundesweit auf Rang 9 und steht besser da als viele ostdeutsche Länder. Doch die Quote stagniert seit Jahren. Besonders hart trifft die Armen die Inflation.

Neudietendorf/Erfurt - 15,7 Prozent der Thüringer leben unterhalb der Armutsgrenze - das ist in etwa jeder Sechste im Freistaat. Damit liegt das Bundesland leicht über dem Bundesdurchschnitt von 15,5 Prozent und belegt im Ländervergleich den neunten Platz. Das geht aus dem jetzt veröffentlichten Armutsbericht des paritätischen Wohlfahrtsverbandes hervor. Demnach ist in Brandenburg als einzigem ostdeutschen Bundesland die Armutsquote geringer als in Thüringen.
Auch in westdeutschen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen leben dem Bericht zufolge anteilig mehr Menschen unterhalb der Armutsgrenze als in Thüringen. Die meisten armen Menschen gibt es laut Armutsbericht in Bremen gefolgt von Sachsen-Anhalt, die wenigsten in Bayern. In Thüringen blieb der Wert im Vergleich zu den beiden Vorjahren nahezu unverändert. „Der kaum wahrnehmbare Rückgang zeigt deutlich: An den strukturellen Ursachen von Armut hat sich kaum etwas geändert“, sagte Stephan Panhans, Landesgeschäftsführer des Paritätischen Thüringen.
„Menschen spüren keine echte Entlastung“
Die Inflation trage in ganz Deutschland zu einer drastischen Verschärfung der Armut bei. Demnach hätten die Preisentwicklung und die gesunkenen Reallöhne seit 2020 besonders bei armen Menschen dazu geführt, dass diese sich im Schnitt weniger leisten könnten. „Die Menschen spüren keine echte Entlastung – die Lebenshaltungskosten steigen, während viele Einkommen nicht mitwachsen“, so Panhans. „Es braucht endlich mutige politische Schritte zur wirksamen Bekämpfung von Armut.“
In Deutschland gilt als arm, wer monatlich weniger als 1.381 Euro Nettoeinkommen zur Verfügung hat. Für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren liegt der Wert bei 2.900 Euro. Wer darunter liegt, hat laut Definition nicht genug, um in angemessener Weise am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.