Alte Messe Leipzig wird 100 Alte Messe Leipzig wird 100: Ost-West-Drehscheibe im Kalten Krieg

Leipzig/DPA - Ost-West-Drehscheibe Leipzig: In Zeiten des Kalten Krieges war die alte Messestadt Ort der Begegnung von Menschen aus den zwei gegnerischen Systemen. Egal, wie die politische Großwetterlage war, zweimal im Jahr trafen sich Ost und West auf der Leipziger Messe. Ab 1955 hatte die Wirtschaftsvereinigung des Ostblocks RGW den Ost-West-Handel auf Leipzig konzentriert und die Stadt damit zu einem Zentrum im internationalen Warenverkehr gemacht. Nach der friedlichen Revolution erarbeitete sich die Leipziger Messe in der Marktwirtschaft diesen Anspruch erneut.
„Diese alten Zeiten sind bis heute auch im Westen nicht vergessen“, sagt der Projektentwickler WEP, Gregor Bogen. „Wenn ich bei Messen in den alten Bundesländern unterwegs bin, werde ich manchmal angesprochen, wie es denn heute so aussieht auf der Alten Messe“, sagt Bogen. Die WEP entwickelt und vermarktet das Gelände der Alten Messe, das jetzt 100 Jahre besteht. Am 3. Mai 1913 wurde hier auf dem Gelände am Völkerschlachtdenkmal die Erste Internationale Bau-Fachausstellung eröffnet. Die Geschichte der Messe in Leipzig hat indessen eine Tradition, die mehr als 850 Jahre zurückreicht.
Heute wird gegraben und gebaut auf dem Areal mit dem markanten Doppel-M als Wahrzeichen. Nach dem Aus für das Messegelände Anfang der 1990er Jahre sollte das etwa 50 Hektar große Areal mit neuen Inhalten belebt werden. „Die schwierigere Hälfte haben wir zurückgelegt“, sagt Bogen. „Heute glaubt man uns das, wenn wir sagen, das hier ist ein attraktives Ansiedlungsgelände.“
Etwa 20 Millionen Euro sind bisher in Erschließungsmaßnahmen geflossen. Ansiedler haben 300 Millionen Euro investiert. 2500 Arbeitsplätze sind laut Bogen bisher entstanden, etwa in der BioCity mit Biotechnologiefirmen und Forschungseinrichtungen.
„Die Alte Messe war nach 1990, so ehrlich muss man sein, kein leichtes Erbe. Wir hatten ein neues, hochmodernes Gelände im Norden der Stadt errichtet, für das alte historische Gelände musste eine neue Nutzung gefunden werden“, sagt Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). „Und dies inmitten einer damals wirtschaftlich schwierigen Zeit. Heute ist die Alte Messe ein wirtschaftlicher Anziehungspunkt auf historischem Boden. Zehn Jahre nach vorne geschaut, bin ich mir sicher, dass das Gelände eines der attraktivsten in der Stadt sein wird.“
Seit 1996 gibt es das neue Messegelände direkt an der A14. Im vorigen Jahr verbuchte die Messe rund 70 Millionen Euro Umsatz und damit etwa so viel wie in den Vorjahren. Zur Bilanz 2012 gehören 33 Messen, 98 Kongresse und 41 Sonderveranstaltungen. Zu den Messen kamen 10 000 Aussteller. Insgesamt wurden 1,2 Millionen Besucher gezählt, nach 1 Million im Jahr 2011. Nach den Angaben des Verbandes der deutschen Messewirtschaft Auma, gab es im vorigen Jahr in Deutschland 161 überregionale Messen mit 180 000 Ausstellern und gut 10 Millionen Besuchern.
Für Messe-Chef Martin Buhl-Wagner ist die Leipziger Messe in die erste Liga der Messe-Veranstalter aufgestiegen. „Die Leipziger Messe gehört heute zu den Top Ten der deutschen Messeplätze. Sie ist eine die innovativsten Messen. Seit 1991 wurden mehr als 30 eigene Messen dauerhaft in Leipzig verankert“, betont Buhl-Wagner.