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Ahnenforschung Ahnenforschung: «Schätze» in der Verwandtschaft?

12.04.2007, 06:08
Ob Sie mit jemandem aus dem britischem Königshaus verwandt sind? Das kann nur eine Ahnenforschung zu Tage bringen. (Foto: dpa)
Ob Sie mit jemandem aus dem britischem Königshaus verwandt sind? Das kann nur eine Ahnenforschung zu Tage bringen. (Foto: dpa) dpa

Leipzig/dpa. - Martina Wermes, Vorsitzende der«Leipziger Genealogischen Gesellschaft», erzählt begeistert dieGeschichte eines Hobby-Forschers, der nach akribischen Recherchen inalten Kirchenbüchern und Archiven einen gewissen Joseph Freiherr vonEichendorff in seine Ahnengalerie aufnehmen konnte. Die Ur-Ur-Oma desMannes war mit einem Josef Nikolaus von Holly verheiratet, dessenCousine wiederum die Ehefrau Eichendorffs war. «Im Jahr 2004 hat ersich dann sogar mit den Nachfahren Eichendorffs getroffen.»

Es sind Entdeckungen wie diese, die die 45 Hobby-Ahnenforscher derGesellschaft unter dem Kürzel LGG antreibt, ihre Familiengeschichtezu erforschen. Im März 1979 entstand die heutige Gesellschaft unterdem Namen «Arbeitsgemeinschaft Genealogie Leipzig». «In der DDR wardie Erforschung der Familiengeschichte in einer Organisation langeunerwünscht», sagt Volkmar Weiß, der zu den Gründern in Leipzigzählte. Bürgerliche Traditionspflege sei nicht im Sinne der Ideologiekommunistischer Staaten gewesen. «Alle galten als von Geburt angleich und fingen somit auch familiengeschichtlich beim Nullpunktan.» Dennoch hätten sich in der DDR Genealogen über viele Jahre inPrivatwohnungen getroffen, um sich auszutauschen.

Weiß ist heute Abteilungsleiter der Deutschen Zentralstelle fürGenealogie im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig. Hier werdenalte Kirchenbuchunterlagen bis zum Jahr 1874 archiviert. «Wer zu unskommt, sollte in seiner Familiengeschichte schon weiter vorgedrungensein. Eine Institution für Anfänger sind wir nicht», betont Weiß, derbei der Erforschung seines Stammbaumes bereits im Jahr 1550angekommen ist und etwa 4000 Vorfahren zählt.

Der Begriff Genealogie hat noch immer einen gewissen Beigeschmack.Denn im nationalsozialistischen Deutschland wurde von jeder deutschenFamilie ein «Ariernachweis» verlangt. Die genealogischen Vereinehalfen in dieser Zeit mit, Begriffe wie den von der «überlegenenRasse» zu verbreiten. Heute dient der «Ahnenpass» etwa der Großelterngerade jungen Hobby-Genealogen als Ausgangspunkt für ihreForschungen. «Es sind nämlich nicht nur Ältere, sondern auch vielejunge Leute, die ihre Familiengeschichte erkunden wollen», erklärtWeiß.

Interessierten rät der Wissenschaftler, genealogischen Vereinenbeizutreten. Rund 60 Vereine, Arbeitskreise und Gesellschaften zähltdie Deutsche Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände. Außerdemgibt es im Internet ein nahezu unüberschaubares Informationsangebot.Die Google-Suche ergibt mehr als zehn Millionen Einträge für dasStichwort «Genealogie». In Online-Buchhandlungen finden sich mehrüber 50 Publikationen zum Thema: «Auf Knopfdruck lässt sich dieeigene Familiengeschichte aber nicht in Erfahrung bringen. Das istalles sehr viel mühsamer», sagt LGG-Chefin Martina Wermes.

Trotzdem kann das Internet eine große Hilfe sein. Auf der Homepageder Leipziger Gesellschaft gibt es eine Ahnenbörse, wo sich dieHobby-Genealogen über die Erkundung ihrer Familiengeschichteaustauschen können. «Ich forsche seit geraumer Zeit über dieVorfahren meines Namens, die um Torgau, Sitzenroda und Belgernansässig waren und zum Teil auch noch sind», schreibt ein User. «Werträgt auch diesen Namen? Ich bin bis 1530 lückenlos zurück und mitLücken bis 1452. Wer hilft mir mit den Daten seiner Vorfahren,bereits vorhandene Familiendaten einzugliedern?» Ein anderer bietetAhnenlisten an, die anderen behilflich sein können. Wer weiß:Vielleicht ist da wieder ein Eichendorff dabei.