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Adel Adel: Die Töchter Anhalts

02.02.2012, 14:59

Berlin/MZ. - Wie lebt es sich als echte Prinzessin in Deutschland? Die Töchter von Eduard Prinz von Anhalt wissen es. Sie gehören der herzoglichen Familie an - und sind dabei sehr modern. Die Älteste, Prinzessin Julia Katharina (31), ist Musikmanagerin und betreibt mit ihrem Mann ein Internetportal. Prinzessin Julia Eilika (27) ist im Online-Marketing tätig und Geschäftsführerin der Marke "Made in Anhalt". Und Prinzessin Julia Felicitas (18) war bereits öfter im TV zu sehen - sie möchte Schauspielerin werden.

Mit den drei Prinzessinnen sprach in Berlin Antonie Städter.

Ich habe jetzt ein Problem: Wie spreche ich Sie überhaupt richtig an?

Juschka: "Hoheit" wäre korrekt. Genauso Julia Katharina, oder kurz Juschka, Prinzessin von Anhalt.

Felicitas: Hast du nicht noch mehr Vornamen?

Juschka: Ja, aber "Elisabeth" nutze ich ja selten. Oft stelle ich mich eh nur mit Juschka von Anhalt vor.

Felicitas: Ich sage einfach: Ich bin Feli. Oder Felicitas.

Eilika: Manchmal ist es besser, "Prinzessin" wegzulassen. Da bin ich vorsichtig geworden. Viele Leute reagieren voreingenommen.

Wie äußert sich das?

Eilika: Manche denken, dass man arrogant ist. Und sowieso, dass wir zu Hause einen Geldbaum stehen haben. Der Neid ist mitunter groß.

Juschka: Als Kind war das belastend für mich. Man musste sich immer erklären, wurde oft anders behandelt als andere. Und immer die Frage nach Kutsche und Krönchen.

Eilika: Als Sechsjährige habe ich mich beim Fasching noch als Prinzessin verkleidet. Doch später habe ich mir oft gewünscht, einfach Lieschen Müller zu heißen. Als ich mit zwölf in ein Internat kam, war das zum Glück kein Thema mehr.

Aber es gibt doch sicher auch oft positive Reaktionen.

Eilika: Das stimmt. Ich wohne in Kreuzberg - und wenn ich da in einem türkischen Supermarkt mit EC-Karte bezahle, wo der komplette Name draufstehen muss, sorgt das oft für ganz viel Interesse. Der Name kann auch ein Türöffner sein - etwa bei der Wohnungssuche.

Felicitas: In England, wo ich bis Juni zur Schule gegangen bin, hat das viele sehr fasziniert.

Dort liebt man ja Adelsstorys - gerade seit der Heirat von William und Kate. Dabei hatte ein Klatschblatt doch 2003 vermeldet, Sie seien die Auserwählte, Prinzessin Eilika.

Eilika: Ja, das war kurz nach meinem 18. Geburtstag und ich plötzlich "Person des öffentlichen Interesses". Mein damaliger Freund rief mich etwas irritiert an und erzählte mir davon. Es war beängstigend, was die alles über mich wussten. Mein Vater ist zwar ein Cousin von Prinz Charles und trifft ihn öfter, aber ich kenne Prinz William gar nicht persönlich. Das Blatt musste eine Gegendarstellung drucken.

Wünscht man sich als Prinzessin eine Märchenhochzeit?

Eilika: Nein. Ich wünsche mir eine Hochzeit im kleinen Kreis und nicht unbedingt in Weiß.

Felicitas: Ich habe eigentlich gar nicht vor, zu heiraten. Und falls doch, dann ausgefallen: zum Beispiel am Strand von Goa mit dem Kleid aus dem "November Rain"-Video von Guns N' Roses.

Juschka: Ich habe ganz bodenständig im Dirndl geheiratet.

Tatsächlich? Wie kam das?

Juschka: Das hat mit meiner Liebe zu Bayern zu tun, wo wir ja aufgewachsen sind und ich auch lebe.

Eilika: Und sicher auch damit, dass wir öfter die Möglichkeit haben, Roben zu tragen - etwa bei Bällen. Da verbindet man das nicht mit etwas Märchenhaftem, sondern mit repräsentativen Aufgaben. Oder?

Juschka: Das stimmt.

Dann haben Sie bestimmt, wovon viele Mädchen und Frauen träumen: etliche tolle Kleider.

Eilika: Nicht mehr als andere auch. Denn für offizielle Anlässe gibt es bei unserer Mutter einen großen Schrank mit Abendgarderobe.

Felicitas: Weil wir alle in etwa die gleiche Figur haben, tauschen wir uns da aus.

Zurück zum Heiraten. Erwartet Ihre Familie nicht, dass Sie das ganz traditionell handhaben - vielleicht auch einen Adligen zum Mann nehmen?

Felicitas: Unser Vater hat einmal zu mir gesagt: "Du kannst auch einen Bauarbeiter heiraten - solange er dir die Tür aufhält, in den Mantel hilft und dich glücklich macht."

Juschka: Wirklich? Das ist ja ein schöner Satz. Es geht eben um Werte. Mein Mann ist nicht adlig - wie auch unsere Mutter.

Eilika: Mein Partner auch nicht. Ich bin sehr dankbar, dass das bei uns keine Rolle spielt. Natürlich hat sich unser Vater aber gefreut, dass er mit Juschkas und meinem Sohn nun zwei Enkel hat, die die Linie fortführen. Wir sind ja in einer Situation, wo man aufpassen muss, dass die echte Familie von Anhalt nicht ausstirbt.

Derweil scheint es ja immer mehr adoptierte von Anhalts zu geben.

Juschka: Als ich hörte, dass auch das Model Gina-Lisa Lohfink von Prinz Frédéric adoptiert werden sollte, hat es mir die Schuhe ausgezogen. Doch ich bin froh, dass die Leute heute viel aufgeklärter sind - und die Hintergründe kennen.

Ihre Söhne sind derweil von Geburt an Prinzen - richtig?

Juschka: Genau. Sie haben unseren Nachnamen bekommen. Den habe ich bei der Hochzeit behalten, da ich mich sonst meiner Identität beraubt gefühlt hätte. Auch mein Mann trägt seinen Namen weiter: Sonst wäre sicher das Gerede losgegangen, wenn er - gerade als Geschäftsführer eines Unternehmens - plötzlich Prinz geworden wäre.

Sie leben in Berlin beziehungsweise München. Was bedeuten Ihnen Ihre Wurzeln in Ballenstedt, also Anhalt?

Eilika: Ich bin stolz, Teil dieser Familie zu sein. Unser Vater hat uns mitgegeben, dass wir immer mit einem Bein in Anhalt bleiben. Das soll bei meinem Sohn auch so sein.

Felicitas: Ich finde auch toll, zu so einer geschichtsträchtigen Familie zu gehören. Ich bin sehr gern dort.

Juschka: Ich wäre es gern viel öfter. Mein Mann hat von Anhalt fast noch gar nichts gesehen. Doch unser Sohn wird mit nun 13 Monaten ja immer reisefähiger. Dieses Jahr wollen wir durch Anhalt reisen.

Muss man als Prinzessin die Familiengeschichte auswendig können?

Juschka: Ich weiß davon leider viel weniger als ich gern würde.

Felicitas: Geschichte besteht ja aus so vielen Zahlen, das ist nicht so mein Ding. Aber wenn ich in Anhalt bin, fasziniert mich jedes Mal, was die Leute dort alles wissen.

Eilika: Stimmt. Man lernt bei Veranstaltungen immer dazu. Und da ich seit vorigem Jahr Geschäftsführerin von "Made in Anhalt" bin, komme ich nun auch öfter in die Region - etwa einmal im Monat.

Was bezweckt "Made in Anhalt?"

Eilika: Unter dieser Dachmarke, die unsere Mutter entwickelt hat, werden Produkte aus Anhalt überregional vermarktet und bekannt gemacht. Wir wollen damit auch die Unternehmen vor Ort stärken.

Dafür eignet sich das Jubiläum "800 Jahre Anhalt" doch sicher bestens.

Eilika: Unbedingt. Es passiert gerade viel Tolles in Anhalt - und die Aufmerksamkeit ist sehr groß.

Juschka: Es ist super, dass es diesen Anlass gibt und den Leuten damit Anhalt näher gebracht wird. Gerade ich in Bayern bekomme oft mit, wie wenig darüber bekannt ist.

Felicitas: Manchmal werden wir ja auch woanders "Frau von Sachsen-Anhalt" genannt.