ADAC-Test ADAC-Test: Raststätte Börde Süd siegt beim Rastanlagen-Test

Magdeburg/dpa - Von außen wirkt sie zunächst unscheinbar, aber die kleine Raststätte an der dreispurigen Autobahn 2 bei Magdeburg in Sachsen-Anhalt hat es in sich. Tische stehen einladend in der Sonne, der Innenraum ist lichtdurchflutet und die Waschbecken auf den Toiletten - blitzblank. „Testsieger“, lautet das Urteil des Automobilclubs ADAC im diesjährigen Rastanlagentest für die Raststätte Börde Süd.
Wie schafft man es auf das Siegertreppchen? Betriebsleiterin Vera Naumann verrät ihr Konzept: „Man muss eigentlich nur seine Arbeit mit Herz und Verstand machen“, sagt die 42 Jahre alte Raststätten-Chefin. „Wenn man seine Arbeit gerne macht, dann strahlt das aus.“ Und ganz wichtig sei natürlich das ganze Team - elf Mitarbeiter halten den Betrieb rund um die Uhr am Laufen.
Reinigungskraft Nancy Rabsch, die gerade die Toiletten putzt, macht keine große Geschichte um ihre Arbeit. „Wir machen eigentlich ganz normal sauber.“ Dass viel geputzt wird, ist der Raststätte anzusehen: Fenster sind blitzblank und der Boden gewischt. Gehört noch etwas dazu? „Wir sind freundlich zu den Kunden.“
Und die Kundschaft weiß es zu schätzen. „Es ist eine unheimlich nette Raststätte“, sagt Landwirt Hartwig Blotenberg, der etwa dreimal im Jahr aus dem Raum Bielefeld nach Berlin fährt. „Ich halte grundsätzlich hier an.“ Dass die Anlage und Sortiment recht klein sind, stört ihn nicht. „Ich liebe kleinere Einheiten“, sagt der 60-Jährige.
Die Berliner Jutta und Bernd Schulze sind auf dem Rückweg vom Urlaub in Niedersachsen zufällig hier gelandet. „Klein und niedlich“, urteilt die 58-Jährige. Ihr Mann ergänzt: „Uns waren lange Zeit die Raststätten viel zu teuer.“ Aber hier stimmten die Preise. „Sonst ist man ja schon die Hälfte des Geldes los, bevor man im Urlaub angekommen ist.“
120 Kilometer östlich vom Testsieger liegt die Rastanlage, die laut ADAC im Test am schlechtesten abgeschnitten hat - in Plötzin am westlichen Berliner Ring. Pächter Mike Wagner versteht die Welt nicht mehr. „Ich stehe hier mit meinen Leuten seit zehn Jahren jeden Tag rund um die Uhr mit soviel Herzblut. Und dann so etwas.“
Ungläubig starrt er auf ein Fax mit den Testergebnissen. „Wir sollen weder familien- noch behindertengerecht sein und die Sicherheit der Fußgänger ist auch nicht gewährleistet.“ Wagner schüttelt den Kopf und präsentiert seine Toilette für Behinderte sowie die beiden gekennzeichneten Extra-Parkplätze. Außerdem verweist er im Schnellrestaurant auf seine Kinderspielecke.
Alles andere könne er nicht beeinflussen, denn ursprünglich sei der Autohof nur eine Tankstelle gewesen. Gebäude wie Auto- und Lkw-Waschanlage oder Lastwagen-Parkplätze sind um das Tankstellengebäude errichtet worden - dem Autohof ist anzusehen, dass er in die Jahre gekommen ist. Kein Hochglanz, aber funktional. „Natürlich ist alles nicht mehr topneu“, gibt Wagner zu. Hier sei jedoch der Eigentümer gefragt. Der Mineralölkonzern Total erklärte, bei der Anlage handele es sich um einen klassischen Trucker-Stopp. Daher erklärten sich Kritikpunkte wie fehlender Kinderspielplatz, teilte ein Sprecher mit.
Beim Thema Hygiene bekommt Wagner einen hochroten Kopf. „Auf den Autobahntoiletten ringsherum muss man neuerdings zahlen. Deshalb kommen ganze Busladungen zu uns auf den Hof“, erklärt Wagner wütend. Er sei vom Verpächter angewiesen, keine Gebühren zu nehmen. Diesem Ansturm könne er mit seinen Leuten nicht nachkommen. „Wir putzen und putzen und es reicht einfach nicht“, sagt Wagner.
Doch im Vergleich zu manch einer anderen öffentlichen Toilette macht die Anlage von Wagner noch einen relativ soliden Eindruck. „Es ist schon alles sehr einfach hier, aber in Ordnung“, sagt etwa auch Autohof-Besucher Martin Schmitt aus Hannover. Er ist mit seiner Familie auf dem Weg an die Ostsee und hat in Plötzin eine Tankpause eingelegt. Die Preise seien zwar etwas hoch. Doch: „So ist das an einer Tankstelle eben“, sagt Schmitt.