Zeitz Zeitz: Jubelt-Plakette kommt nach Hause
Zeitz/MZ. - Großer Bahnhof und strahlende Gesichter in der Zeitzer Brüderstraße: Am Mittwoch wurde die Bronze-Plakette mit dem Konterfei von Reinhold Jubelt von der Polizei wieder an den Eigentümer übergeben. Sie war in der Nacht vom 14. auf den 15. Mai vom Haus Nummer 14 in der Brüderstraße gestohlen und am 27. Juni in einem Altkleidercontainer bei Teuchern gefunden worden. Die Rückgabe erfolgte natürlich vor dem Gebäudekomplex, in dem die Familie Jubelt zu Hause war. Seinen Platz wird das Relief, das den Gründer der "Zeitzer Neuesten Nachrichten" zeigt, allerdings nicht wieder einnehmen.
Peter Wöllner, der als Vertreter der Familie Jubelt eigens von Krefeld nach Zeitz gekommen war, übermittelte Grüße und Dank. Er möchte an der Brüderstraße 14 / 16 in Absprache mit der Polizei eine Kopie anbringen. "Es soll eine hochwertige Kopie sein, aber man soll fühlen, dass es sich nicht um ein Original, nicht um Bronze handelt." Er geht davon aus, dass die Kopie im Herbst ihren Platz einnehmen wird.
Bürgermeister Henrik Otto hatte es sich nicht nehmen lassen, bei der Übergabe dabei zu sein. Belohnung und öffentlicher Druck haben aus seiner Sicht zum Erfolg geführt. Seinen Dank an die Finder verband er mit dem Wunsch, dass die Zeitzer Augen und Ohren offen halten. So wie es das Ehepaar, das die Plakette entdeckte, getan hat. "Eine Belohnung kann da dem Handeln einen Schub geben."
Lutz Wagemann verfolgte das Geschehen interessiert. Als Zeitzer freute er sich einfach, dass die Tafel völlig heil wieder da war. "Ich hatte befürchtet, dass sie in tausend Teile zerschlagen doch schon bei Altmetallhändlern gelandet ist", meinte er.
Auch Jörg Bethmann, Pressesprecher des Polizeireviers Burgenlandkreis, war froh. "Es ist gut, dass wir über die Medien solchen Druck aufbauen konnten, dass die Täter die Plakette schnell loswerden wollten. " Bethmann meinte, dass auch die ausgesetzte Belohnung ihren Teil dazu beigetragen habe.
An eine Belohnung haben die Finder, ein Ehepaar aus Zeitz, allerdings gar nicht gedacht. Ihnen kullerte das Diebesgut, verpackt in einen Bettbezug, entgegen, als sie auf ihrer ehrenamtlichen Tour die Altkleidercontainer in Teuchern leeren wollten. Die Beiden erhalten auch keinen Finderlohn, sondern ein Sachgeschenk im Wert der Summe.
Immerhin 1 000 Euro hatte Peter Wöllner, Urenkel von Reinhold Jubelt, als Belohnung ausgesetzt. Den Anfang in Sachen Belohnung hatte aber Henry Dreblow gemacht, der im Namen des FDP-Ortsverbandes 100 Euro zur Verfügung stellte. Das Prinzip Belohnung hat für ihn funktioniert. Nicht zufällig hat er über den Arbeitskreis Altstadt, dessen Sprecher er ist, einen Vorschlag abstimmen lassen: Über einen Fonds, der mit notarieller Hilfe eingerichtet wird, soll bei Ordnungswidrigkeiten, Diebstählen und Sachbeschädigung in Zeitz eine Belohnung ausgesetzt werden. Gezahlt wird sie, wenn der Hinweis zur Ergreifung der Täter führt oder, wie im Fall des Reliefs, das gestohlene Gut zurückbringt.
Solche Belohnungen sind durchaus auch umstritten. Helfen sie, wie im Fall des Reliefs, oder verführen sie zur Denunziation? Das befürchtete unter anderen Mario Hübscher nach der Zusammenkunft des Arbeitskreises Altstadt, bei der das Projekt vorgestellt worden war. Lutz Wagemann aber meinte, dass es eine gute Sache sei, zu deren Gelingen sicher mancher, auch er, gern beitragen würde.
Auch Polizeisprecher Jörg Bethmann wägte ab, kam aber zu dem Schluss: "So eine Belohnung kann durchaus dazu beitragen, dass die Bürger nicht einfach wegschauen und vielleicht auch als Zeugen auftreten." Er wünschte sich in dieser Hinsicht mehr Zivilcourage. Dann gäbe es solche guten Anlässe wie den vom Mittwoch vielleicht sogar häufiger in Zeitz.