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Wirtschaft in der Region Wirtschaft in der Region: Pullover für halb Europa

Von Helga Heilig 28.07.2004, 15:29

Apolda. - Während in diesen Tagen die modebewussten Frauen und Männer die einschlägigen Geschäfte abgrasen, um hier und da noch ein Schnäppchen mit aktueller Mode zu machen, ist für die Modemacher die Kollektion für Frühjahr und Sommer 2005 bereits Geschichte. Derzeit tüftelt die firmeneigene Designerin Claudia Sturm im Apoldaer Unternehmen strickchic schon an der Kollektion für Herbst und Winter 2005 / 2006. Die Firma strickchic ist einer von den Betrieben, die im traditionellen Strickstandort Apolda die Wende mit allen Hürden genommen und neu begonnen haben. Geschäftsführer Gerald Rosner führt das Familienunternehmen, das 1896 gegründet wurde, fort. Derzeit sind hier 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Zwei Jahre lang hatten er und sein Vater Anfang der 90er Jahre mit der Treuhand verhandelt, um den ehemaligen VEB Herrenobertrikotagen zurück zu bekommen. 1992 wurde ihnen die Reprivatisierungsurkunde vom Thüringer Ministerpräsidenten überreicht. Seitdem wurden sieben Millionen Euro in die Sanierung und Erweiterung der Gebäude und in neue computergesteuerte Strickmaschinen investiert.

Inzwischen hat strickchic einen festen Kundinnenstamm in Deutschland, Österreich, Frankreich und den Niederlanden. Seit kurzem gibt es auch Geschäfte in Irland, die Interesse an Strickmode aus Apolda haben. 17 Handelsvertreter sorgen dafür, dass die neuen Kollektionen in die fast 650 Geschäfte kommen, in denen Strickwaren der Firma strickchic angeboten werden. "Wir beliefern ausschließlich Fachgeschäfte, betont Geschäftsführer Rosner. Es gibt eine Ausnahme. Die große Handelskette Peek & Cloppenburg, handelt im Saale-Park Günthersdorf, in Leipzig und Dresden auch mit Pullovern und anderen Strickteilen von strickchic aus Apolda.

Unterdessen verlassen das Unternehmen jährlich rund 100 000 Teile - Pullover, Strickjacken, Kleider, Röcke und Hosen. Und diese Konfektionsteile sind ausschließlich in Apolda entwickelt und hergestellt worden. "Hier bleibt alles in einer Hand", betont Rosner. Dies habe den Vorteil kurzer Wege, und dass eine Qualitätsgarantie gegeben werden kann, die die strickchic-Kundinnen durchaus zu schätzen wissen.

In der Firma strickchic hat man sich in der Hauptsache auf die modischen Bedürfnisse der Frauen ab 35 Jahren eingestellt. Die meisten Teile werden in den Konfektionsgrößen 42 bis 44 produziert, aber eigentlich reicht die Produktpalette von Größe 34 bis 54. Entworfen und gefertigt werden jeweils zwei Hauptkollektionen: für Herbst und Winter und für Frühling und Sommer. Die Preise für Mode von strickchic liegen zwischen 69 Euro und 89 Euro pro Stück, informiert der 43-jährige Geschäftsführer.

Der gelernte Stricker mit Abitur hat in Karl-Marx-Stadt Informatik studiert und in Zwickau Programme für Strickmaschinen entwickelt. Zwei Jahre lang hat er im VEB Obertrikotagenkombinat Apolda für die richtige Steuerung der Strickmaschinen gesorgt, bis er in die Fußstapfen seines Vaters und Großvaters getreten ist.

Anders als seine Mitkonkurrenten in Apolda und der Region setzt Rosner weniger auf den Werksverkauf. Er sieht es viel lieber, wenn die Mode von strickchic in den verschiedenen Geschäften angeboten und auch verkauft wird. Allerdings ist sie in Naumburg nicht zu haben, sondern unter anderem in Modetreff am Kurhaus in Bad Kösen und im Bekleidungshaus Taubert in Zeitz.