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Edle Tat statt edlem Tropfen Whisky-Brenner Rost in Zeitz: Desinfektionsmittel statt Schnaps

Von Julius Lukas 16.05.2020, 10:00
Brennmeister Daniel Rost in seiner Zeitzer Whisky Manufaktur.
Brennmeister Daniel Rost in seiner Zeitzer Whisky Manufaktur. Andreas Stedtler

Zeitz - Eigentlich wollte Daniel Rost seinen hochprozentigen Alkohol in alten Fässern zu Whisky reifen lassen. Doch dann entschied der Zeitzer, ihn an Apotheken und Heime abzugeben.

Ein bisschen schade sei es ja schon um das gute schottische Malz gewesen, meint Daniel Rost. Der Inhaber der Zeitzer Whisky Manufaktur im Burgenlandkreis steht zwischen Edelstahltanks, alten Weinfässern und zwei großen Holzbottichen, die zusammen um die 5.000 Liter fassen. Hier in seiner Brennerei stellt Rost aus eben diesem schottischen Malz, Wasser und Hefe hochprozentigen Alkohol her, den er dann in den rustikalen Weinfässern zu vollmundigem Whisky reifen lässt. Seit 2014 macht er das bereits. So lange ist seine kleine Schnapsdestille am Markt.

Desinfektionsmittel statt Whisky: Brennmeister hilft in der Corona-Krise

Doch in den vergangenen Wochen wurden mit den Beständen des Brennmeisters nur wenige edle Tropfen angesetzt. Anstatt den Rachen von Feinschmeckern zu putzen, reinigt der Alkohol nun Geländer, Türklinken und Hände. Er wurde zu Desinfektionsmittel verarbeitet. Und das kam so: Wenngleich in Krisenzeiten das Brennen von Hochprozentigem nicht verboten ist, hatte die umfassende Schließung der Gesellschaft doch auch Auswirkungen auf das Geschäft von Rost.

„Unsere Produkte werden in kleineren Läden verkauft“, erzählt der Zeitzer. Und die hatten alle geschlossen. Hinzu kam, dass Rost neben seiner Brennerei noch einen irischen Pub betreibt. Doch auch dort versiegten behördlich angeordnet die Guinness- und Kilkenny-Quellen. Es herrschte beim Fachmann für Liquidität Einnahmen-Ebbe auf allen Ebenen – fast zumindest.

Reiner Alkohol statt edlem Tropfen: Whisky-Brenner als Retter in der Not

Denn erfreulicherweise entwickelte sich ein größeres Verlangen nach dem Grundstoff der Spirituosenherstellung: „Im Laden und der Brennerei fragten plötzlich verschiedenste Leute nach reinem Alkohol“, berichtet Daniel Rost. Im Internet war zu dieser Zeit kaum noch Desinfektionsmittel zu bekommen. Und wenn, dann zu astronomischen Preisen. Selbst die Großhändler, die sonst die Industrie, Apotheken und Altenpflegeheime belieferten, winkten ab, wenn danach gefragt wurde.

So wurde die Whisky Manufaktur zum rettenden Ufer in der Desinfektionsmitteldürre. Und auch wenn es Daniel Rost schmerzte, dass mit dem, was in ferner Zukunft ein kulinarischer Schatz hätte sein können, nun Böden zu hygienischem Glanz gebracht wurden, entschied er sich ohne Zögern, den Alkohol zu verkaufen. „Da habe ich gar nicht lange überlegt, denn wenn wir als Brennerei in einer Notlage Praxen, Altenheimen und Apotheken helfen können, dann machen wir das natürlich.“

Ertrag geringer als beim Schnaps - Doch jetzt zählt nicht der Profit

Etwa 1.500 Liter Alkohol in verschiedensten Prozentstufen hat er bereits an Bedürftige herausgegeben. Das große Geschäft macht er damit allerdings nicht. „Hätte ich den Alkohol zu Whisky oder anderen Spirituosen verarbeitet, wäre der Ertrag natürlich höher“, sagt der Brennmeister. Doch mehr als das komme es darauf an, dass den Abnehmern geholfen ist. Und das sei ohnehin gerade das Wichtigste, meint Rost. (mz)