Wetter Wetter: Gärten im Winterschlaf

Zeitz/MZ - Es ist Frühling. Und es gibt Schnee. Schnee und kein Ende. Allein 13 Zentimeter waren es am Dienstag zum Beispiel in Goßra und an der Wetterstation in der Zeitzer Bergsiedlung, etwa acht Zentimeter im Elstertal. „Wir haben eine erstaunlich stabile Wetterlage um die null Grad. Wenn es nur ein wenig wärmer gewesen wäre, hätte es in den letzten Tagen reichlich geregnet“, sagt Diplommeteorologe Ralf Oestreicher. Doch Ostern mit Schnee sei für ihn nichts Besonderes, das habe es schon hin und wieder hierzulande gegeben.
„Ich finde den Winter richtig herrlich. Als ich früh durch das verschneite Elstertal fuhr, habe ich die verschneite Landschaft genossen“, sagt Frank Jacob. Dem Bürgermeister der Gemeinde Wetterzeube ist bei dem erneuten Wintereinbruch nicht bange. Er selbst legt Hand an, schippt Fußwege und Bushaltestellen mit frei. Natürlich können die Gemeindearbeiter nicht in allen 16 Ortsteilen zur gleichen Zeit sein. „Priorität haben die Wege zu Schule, Kindertagesstätten, Feuerwehren und Arztpraxen“, zählt Jacob auf. Mit zwei Traktoren und drei Multicars - alle mit Schiebeschild ausgerüstet - sind die Gemeindearbeiter unterwegs. Mit Salz hält man sich im Elstertal aus Umweltschutzgründen zurück. Es gab einen Vorrat von 60 Tonnen Splitt und davon sind etwa drei Viertel verbraucht. „Wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen und sind jedem Anrufer für Hinweise dankbar. Doch wir können nicht überall zur gleichen Zeit im Einsatz sein, aber Meckerer sollen erst einmal vor der eigenen Haustür kehren“, sagt Jacob.
40 Leute sind unterdessen im Stadtreinigungs- und Servicebetrieb Zeitz (SSBZ) mit Winterdienst beschäftigt. So sorgen zwei große Räumfahrzeuge, 15 Kleintransporter und Rasentraktoren mit Schiebeschild für freie Bahn. „Gut und gerne zwischen zehn und 15 Tonnen Streusalz brauchen wir an solchen Tagen wie Dienstag. Wir haben schon zum zweiten Mal rund 150 Tonnen nachbestellt“, sagt Christian Gast, Geschäftsführer des SSBZ. Doch eigentlich wäre jetzt schon Pflanzzeit. „Wechselbeete und Schalen würden wir jetzt normalerweise mit Stiefmütterchen, Primeln und Vergissmeinnicht bepflanzen“, fährt Gast fort. Blumen wie Tulpen oder Osterglocken werden auf jeden Fall ausschlagen, die Zwiebeln sind ja im Boden, was aus der Frühjahrsbepflanzung wird, ist ungewiss.
Japanischer Garten fällt aus
Ein wenig ratlos schaut auch Sybille Immisch-Näther zum Himmel. „Am bevorstehenden Wochenende war unser Arbeitseinsatz im japanischen Garten im Schlosspark Moritzburg geplant. Doch bei diesem Wetter muss er ausfallen. Ob wir bis zum Frühlingsmarkt in zwei Wochen noch einen neuen Termin finden, weiß ich leider nicht“, sagt die Vorsitzende des Fördervereins der Landesgartenschau Zeitz. „Wir wünschen uns jetzt zwei Wochen voller Sonnenschein“, sagt Silke Hötzel, Veranstaltungsmanager im Schlosspark. Am Osterwochenende sollte es losgehen. „Wir eröffnen auf jeden Fall die Saison und am Ostersonntag wird es auch die traditionelle Eiersuche geben“, fährt Hötzel fort. Daher hätte man jetzt im Park viel zu tun, die Frühjahrsbepflanzung ausbringen, altes Laub kehren, Wege herrichten. Doch unterm Schnee geht das eben nicht.
Uwe Kraneis, Bürgermeister der Gemeinde Gutenborn, hat unterdessen zwei Sorgenkinder. „Wir müssen rund um die Uhr die Zufahrt und die Straße im Gewerbegebiet Droßdorf freihalten. Hier wird in den beiden Großbäckereien und in der Spedition rund um die Uhr gearbeitet, Beschäftigte kommen und gehen im Schichtbetrieb und Waren werden transportiert“, erklärt Kraneis. Das zweite Sorgenkind ist der Kuhndorfberg. „Es ist vermutlich der steilste Berg in der Region. In Kuhndorf selbst wohnen zwar nur 100 Leute, doch freie Wege für Krankenauto und Feuerwehr müssen gewährleistet sein.
In der Elsteraue wird dem Schnee zu Fuß oder auf Rädern zu Leibe gerückt. Die Mitarbeiter der Zeitzer innovativen Arbeitsfördergesellschaft (Ziag) schieben die weißen Massen auf Tröglitz’ Fußwegen zur Seite. „Ich bin seit ungefähr drei Wochen dabei und musste bis jetzt ständig Schnee schieben“, sagt der 51-jährige Stephan Löwe, der seit sechs Uhr im Einsatz ist. „Mir reicht es schon lange mit dem Winter, das Maß ist voll. Es soll jetzt endlich einmal aufhören mit schneien“, schimpft der gleichaltrige Norbert Regner, der erst seit zwei Tagen im Dienst ist.
Mit neuer Technik gegen die Schneemassen
Der Winter sorgt auch bei Peter Marschner für viele Überstunden. Er kämpft seit Oktober gegen die weiße Pracht. „Wir arbeiten nach Rufbereitschaft, das heißt, man ruft zwei Tage vor dem gewünschten Termin bei uns an und dann rücken wir von sechs bis 20 Uhr aus“, sagt der 52-Jährige, der von der Gemeinde Elsteraue engagiert wurde. „Ich muss sagen, dass wir bis jetzt ganz gut mit dem Räumen zurechtgekommen sind. Unsere Fahrzeuge sind mit neuer Technik ausgestattet, gerade die Streutechnik funktioniert sehr gut“, sagt Marschner, der in Rehmsdorf, Krimmitzschen und Sprossen für freie Straßen sorgt. Trotzdem habe auch er die Nase voll von Schnee und Matsch. Ohne moderne Technik kämpft Frank Heber in Profen gegen die Schneemassen. Mit dem Schneeschieber räumt er die Fußwege vor dem Haus seines Sohnes frei. „Ich spiele den Hausmeister für meinen Jungen, dafür darf ich mietfrei bei ihm wohnen“, sagt der 65-Jährige mit einem Zwinkern. Er habe in all seinen Jahren noch nie so lange Schnee beseitigen müssen und hat genug vom Winter. „Wir hatten schon erste Frühblüher im Garten, die sind jetzt von einer Schneedecke überzogen. Hoffentlich können wir sie bald wieder sehen.“