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Weit gereister Besuch Weit gereister Besuch: Kanadier kommt zu Mutters 80. geflogen

Von Torsten Gerbank 10.02.2004, 19:22

Zeitz/MZ. - Zu ihrem 80. Geburtstag bekam Elfriede Spyrka aus Zeitz weit gereisten Besuch. Sohn Siegfried Spyrka (51) kam aus dem rund 10000 Kilometer entfernten Kanada an die Elster, um seiner Mutter zu gratulieren und mit Eltern und Schwiegereltern gemeinsam das Jubiläum zu feiern.

Vor genau einem Jahrzehnt fand der Mann aus Zeitz seine zweite Heimat in dem fernen Land. Seit dem Jahr 2000 besitzt er die kanadische Staatsbürgerschaft. Der deutschen zu entsagen, sei für ihn kein Problem gewesen, "ist Kopfsache", sagt Spyrka.

Ein Zurück nach Deutschland soll es für ihn sowieso nie wieder geben. Höchstens auf Besuch. "Denn in Kanada", schwärmt Spyrka, "lebt es sich gut." Nicht nur, weil es dort weniger bürokratisch zugehe. Sondern auch, weil es kaum Probleme gibt, Arbeit zu finden. Und überhaupt könne man das Leben viel entspannter angehen, verrät der ehemalige Zeitzer. Allerdings möchte er auch in der Ferne auf zwei Dinge nicht ständig verzichten: auf deutsche Schokolade und Bier aus der Heimat. Noch vor der Wende ist Spyrka gemeinsam mit seiner Frau Marion und den Töchtern Anita und Manuela, heute 19 und 23Jahre alt, per Trabant über Ungarn aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland geflüchtet.

Ein Probejahr

Von 1989 bis 1994 lebte der gelernte Uhrmacher in Iserlohn (Sauerland). Auf dem dortigen Arbeitsamt hat er dann irgendwann nach einem Job als Uhrmacher gesucht. Dabei entdeckte er, dass ein deutscher Uhrmacher im kanadischen Calgary einen Mitarbeiter mit einem Faible für antike Uhren sucht. Spyrka bewarb sich und bekam die Stelle. Zunächst blieb er ein Jahr auf Probe in der Fremde, dann holte er seine Familie nach.

Langsamer Einstieg

Noch heute sieht er es als Glück an, dass er anfangs bei einem Deutschen eine Anstellung besaß. So war ein langsamer Einstieg möglich. Spyrkas Englischkenntnisse waren äußerst bescheiden. "Doch durch den täglichen Umgang mit der fremden Sprache und die Hilfe der Kanadier habe ich sie gelernt", sagt er. Heute hat der ehemalige Zeitzer sein eigenes Geschäft. Er repariert nach wie vor Uhren. Außerdem arbeitet er drei Tage pro Woche in einer Flugzeugfirma, wo er Messgeräte in Ordnung bringt.

Auch wenn den Eltern Elfriede und Ignaz Spyrka (78) anfangs die Trennung von Sohn, Schwiegertochter und vor allem den Enkelkindern schwer fiel. Längst freuen sie sich mit ihnen über das neu gefundene Glück. Schon vier Mal haben sie ihre Familie im fernen Land besucht und Kanada kennen und auch ein wenig lieben gelernt. Aufgefallen sind den Senioren beispielsweise die Sauberkeit dort und die Freundlichkeit der Menschen. "Und die Kraftfahrer sind so anständig", betont Frau Spyrka.