Vorgestellt: Hebamme Barbara Walter Vorgestellt: Hebamme Barbara Walter: "Bei jeder Entbindung blubbert mein Herz"

Zeitz - Das erste Baby im neuen Jahr hat Hebamme Barbara Walter im Zeitzer Klinikum auf die Welt geholt. Und am Heiligenabend hatte sie an der Geburt eines von drei neuen Erdenbürgern maßgeblichen Anteil. Die 48-Jährige lebt für ihren Beruf. „Eine Geburt ist wie ein neues Buch, wir schreiben die ersten Zeilen hinein“, sagt sie heute. Silvester hatte sie Bereitschaft und daher keine Feier geplant. „Das Neujahrsbaby sollte eigentlich erst am 11. Januar geboren werden, so hatte ich mich auf einen ruhigen Dienst eingestellt“, sagt sie. Es kam anders, doch damit musste sie rechnen.
„In Zeitz sind wir ein eingespieltes Team von drei bis vier Hebammen, wir stimmen uns gut miteinander ab“, sagt sie. Im vergangenen Jahr gab es 390 Geburten im Zeitzer Klinikum, das seien etwa 30 Babys mehr als im Jahr zuvor. Die meisten Kinder seien dabei im September geboren. Mittlerweile kommen die Mütter nicht nur aus der Region Zeitz, sondern auch aus Teuchern und Hohenmölsen, Osterfeld, sogar aus Gera und Meuselwitz. Im Januar werden übrigens zwei Zwillingspärchen erwartet. Bei jedem Wort wird deutlich, die Hebamme liebt ihren Beruf.
Geboren und aufgewachsen ist die 48-Jährige in Thüringen, genauer gesagt in Sonneberg. „Bei der Berufswahl tat ich mich schwer, ich wusste nicht, was ich werden soll. Da entschied meine Mutter, du wirst Hebamme“, erinnert sie sich. Ihre erste Entbindung erlebte sie während ihrer Ausbildung in der Uni-Klinik Jena. Ihr erstes Baby holte sie als frisch gebackene Hebamme in einer Nachtschicht in Sonneberg. Damals habe die gestandene Bauersfrau die blutjunge Frau mehrfach gefragt, wo denn die Hebamme bleibe. Denn sie hat die Anfängerin nicht als Hebamme wahrgenommen. Doch alles ging glatt.
Beruf nicht familienfreundlich
„Heute passt die Jacke, ich bin geduldiger, einfühlsamer und kann besser zwischen den Zeilen lesen. Doch bei jeder Entbindung blubbert mein Herz ganz aufgeregt“, erzählt Barbara Walter. Seit 22 Jahren lebt sie mit ihrem Mann in Zeitz. Er arbeitet als Arzt im Klinikum. „Am Anfang habe ich Thüringen sehr vermisst, jetzt wohnen wir gern in Zeitz. Hier sind wir zu Hause“, sagt Barbara Walter. Ein bisschen grün und hügelig ist es auch im Kuhndorftal, hier geht sie oft mit ihrem Hund spazieren. Barbara Walter selbst ist Mutter von drei erwachsenen Kindern. „Ich war vollkommen überrascht, als meine Tochter plötzlich Hebamme werden wollte“, erzählt sie. Denn aus ihrer Sicht sei dieser Beruf nicht sehr familienfreundlich. „Die meisten Babys werden in der Nacht geboren“, begründet sie ihre Meinung.
Der Beruf habe sich in den letzten Jahren sehr verändert. Vor allem in den Aspekten der Geburtsvorbereitung hat sich manches getan. Die Periduralanästhesie (PDA) wird im Zeitzer Klinikum nicht angeboten. Praktiziert werde hingegen seit zwei Jahren die Geburt unter Lachgas. „Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht, wir nehmen natürlich nur eine sehr geringe Dosis. Das Lachgas ist für Mutter und Kind ungefährlich“, sagt die Hebamme.
An diesem Tag trifft sich eine muntere Runde von sieben werdenden Müttern im Haus der Hebamme in der Weißenfelser Straße. Die Frauen plaudern miteinander, fühlen sich in geselliger Runde wohl. „Es ist mein erstes Kind und natürlich ein Wunschkind“, verrät Jenny Pscheidt. Die 25-Jährige kommt aus Theißen und hat Mitte März ihren Entbindungstermin. Im Kurs lernen die jungen Frauen an diesem Tag Wissenswertes über den eigentlichen Geburtsvorgang.
„Wassergeburten sind zwar im Klinikum möglich, haben sich aber nicht bewährt. Vielmehr haben sich alternative Geburtspositionen wie stehen, hocken oder knien durchgesetzt“, sagt die Hebamme. Für das Wochenende lädt sie die Frauen ihres Kurses „zum Probeliegen in den Kreißsaal“ ein. „Ich sehe der Entbindung ganz locker entgegen. Ich weiß, was auf mich zukommt, denn es ist mein zweites Kind, da macht man sich nicht mehr so verrückt“, sagt Doreen Sauter aus Romsdorf. „Mit meiner Hebamme stimmt vor allem die Chemie“, sagt die 31-Jährige. (mz)