Trauergesellschaft lacht sich halb tot
Osterfeld/MZ. - Denn die Osterfelder Karnevalisten zogen mitten im Mai noch einmal alle Register ihres Könnens, sie lachten und feierten gemeinsam mit ihrem Publikum, als hätte die fünfte Jahreszeit gerade ihren Höhepunkt erreicht und die Welt wäre in Ordnung. Ist sie aber nicht. Zumindest was die karnevalistische Welt des kleinsten närrischen Vereins Sachsen-Anhalts anbelangt. Denn der gab am Samstag im Saal der Osterfelder Gaststätte "Bauernstube" seine Abschiedsvorstellung. 15 Sessionen lang haben die Lissener Karnevalisten ihr Publikum, das bei weitem nicht nur aus Osterfeld und Umgebung stammt, unterhalten und ihm Faschingsveranstaltungen geboten, deren Qualität immer wieder überzeugte. Nun ist Schluss.
Die Gründe für die Auflösung nannte Lothar Pietsch, der Präsident des 1. LCV, der sieben aktive Mitglieder zählt: "Wir schaffen es aus dienstlichen Gründen nicht mehr und sind zum Teil auch gesundheitlich etwas angeschlagen." Und bevor das Programm an Qualität verliert, weil nicht mehr genügend Leute zur Verfügung stehen beziehungsweise die Zeit zum Proben fehlt, und die Narren dem Verein die Freundschaft kündigen, sagen die Karnevalisten lieber adieu. Ein Schritt, der jedem der Vereinsmitglieder wehtut.
"Was du außen siehst, ist Fassade, hier drinnen schmerzt es gewaltig", sagt Bernd Rennebach, Wirt und Urgestein des Osterfelder Karnevals, und klopft sich mit der Hand auf die linke Brust. Pietsch konnte bei der Begrüßung des Publikums die Tränen nicht mehr zurückhalten, als er für den 1. Juli die Löschung des Vereins aus dem Vereinsregister ankündigte.
Zu den treuesten Fans des LCV gehören die so genannten "Kellerfrauen aus dem Neubau". Passend zum Anlass erschienen sie am Samstagabend als Trauergesellschaft. "Osterfeld geht ein Stück Kultur verloren", war sich Steffi Hunger sicher. Sie und ihre Mitstreiter, die nur eine der 15 Sessionen ausgelassen haben, finden es traurig, dass die fünf Männer und zwei Frauen im Alter von 47 bis 61 Jahren nun das Handtuch werfen. "Sie haben uns viel Freude und Spaß bereitet", sagt Frau Hunger. Obwohl kein schöner Anlass, halb tot gelacht hat sich die Trauergesellschaft dennoch.
Zum Beispiel als "Der Rekrut" (Manfred Hulsch) zum Besten gab, dass er als Nichtschwimmer zur Marine musste. "Warum? Weil Nichtschwimmer die Boote länger verteidigen."