Stolz auf berühmten Sohn
ZEITZ/MZ. - Das war 1947. Damals studierte Peter Merseburger in Halle. "Es war ein bisschen eng hier", erinnert er sich und spielt darauf an, dass er ein Jahr zuvor in Zeitz im Gefängnis saß. Weil er für die CDU Plakate geklebt und Zeitungen aus der amerikanischen Besatzungszone verteilt hatte. Was nicht verboten war, aber dennoch ausreichte, um Merseburger für zwei Wochen in der Moritzburg einzusperren.
Sieben Jahrzehnte liegen zwischen Peter Merseburgers Kindheit in Zeitz und dem Heute. Oft hat er seine Geburtsstadt in den Jahren dazwischen nicht gesehen. Ein, zwei, drei Stippvisiten in den Jahren als ARD-Korrespondent in Ost-Berlin. Hier und da mal ein Besuch. "Zeitz ist Zeitz", meint er und räumt ein, dass ihn das aktuelle Bild von Zeitz nachdenklich stimmt. Leerstand. Neben sanierten Häusern immer wieder welche, die verfallen und kaum noch zu retten sind. Der Niedergang von Zeitz habe mit der Vertreibung des Bürgertums begonnen. Mit ihm sei das Quirlige, Lebendige aus der Stadt gewichen, sagt er. Bei seiner Rückkehr als Ost-Korrespondent nach 1982 habe er die Stadt als öde empfunden.
Die Erinnerungen, die der 80-Jährige während der Verleihungszeremonie im Rathaus aufzählt, sind Erinnerungen an ein versunkenes Zeitz. Es ist die Blutbuche in Großvaters Garten. Es sind Gerüche, die ihm im Gedächtnis haften blieben: Der Gestank nach Chemie und die Abluft verbrannter Braunkohle beispielsweise. Das war 1947 so und auch in den 80ern. So richtig geschnuppert habe er am Freitag nicht, aber vom massiven Abbau von Industrie in der Region gehört. Peter Merseburger ist ein scharfer Beobachter geblieben. Ein Journalist, der unbequem war und ist, der Deutschen in Ost und West neue Ein- und Ansichten als Korrespondent und Fernsehmacher bot.
Zur Auszeichnung am Freitagabend im Friedenssaal des Rathauses würdigte auch ein Kollege und Wegbegleiter Peter Merseburgers Schaffen: Dirk Sager. Vom "Anecken" spricht er, das für Peter Merseburger den Verlust der Heimat bedeutete. Auch von einer Zeit, in der Journalisten wie Merseburger noch was erreichen konnten. Mit Politmagazinen "Panorama" wie es unter Merseburgers Leitung war; auch mit Sendereihen wie "Deutsches aus der anderen Republik", die Merseburger in seiner Zeit als Korrespondent in Ostberlin machte. Sager nennt den Tag der Auszeichnung "für Zeitz die Heimkehr eines verlorenen Sohnes".
Ein Stück gesamtdeutsche Fernsehgeschichte habe Peter Merseburger geschrieben, verliest Roland Seidelt in seiner Laudatio. Und der SPD-Politiker beschreibt Peter Merseburger als Menschen, dem nachhakender, politischer Journalismus Herzensangelegenheit ist. "Die Stadt Zeitz ist stolz auf ihren berühmten Sohn. Mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft würdigt sie das Lebenswerk von Peter Merseburger als eine herausragende Persönlichkeit der deutschen Medienlandschaft", erklärt Roland Seidelt und bittet den Geehrten um Eintragung ins Goldene Buch der Stadt.
Vor der Verleihungszeremonie der Ehrenbürgerschaft im Rahmen einer Sondersitzung des Stadtrates besuchte Peter Merseburger eine Ausstellungseröffnung in der Gewandhausgalerie mit Grafiken seines Vaters Karl Erich Merseburger. Am Abend las er im Festsaal von Schloss Moritzburg aus seinen Büchern "Willy Brandt. Visionär und Realist" und "Mythos Weimar - Zwischen Geist und Macht".