Skandal Stadtwerke Zeitz Stadtwerke Zeitz: Staatsanwaltschaft Halle ermittelt gegen Ex-Geschäftsführer Andreas Huke

Zeitz - Fast eine Woche lang wurde in Zeitz gerätselt, warum der Geschäftsführer der Zeitzer Stadtwerke seinen Job verloren hat. Jetzt kommt Licht ins Dunkel: Gegen Andreas Huke (53) ermittelt die Staatsanwaltschaft in Halle wegen Untreue-Verdachts. Huke war bereits vergangene Woche von der Gesellschafterversammlung der Stadtwerke mit sofortiger Wirkung abberufen worden.Auch der Aufsichtsratsvorsitzende, der ehemalige Zeitzer Oberbürgermeister Volkmar Kunze (FDP), wurde seines Postens enthoben.
Gründe dafür wurden aber mit Hinweis auf die Verschwiegenheitspflicht der Gesellschafter nicht genannt. Bekannt war lediglich, dass eine mehrwöchige Betriebsprüfung Anfang des Jahres die entscheidenden Hinweise geliefert haben soll. Erst die Nachfrage bei der Staatsanwaltschaft Naumburg ergab nun, dass in der Abteilung Wirtschaftskriminalität in Halle ein Verfahren eröffnet wurde. Es sollen mehrere anonyme Anzeigen eingegangen sein. Die Ermittlungen wurden daraufhin aufgenommen.
Gesellschafter haben Untersuchungen eingeleitet
Die Gesellschafter, Stadt Zeitz, die Gelsenwasser AG, enviaM und die Stadtwerke Detmold GmbH, sollen aber unabhängig davon schon eine Untersuchung gegen den Geschäftsführer eingeleitet haben. Grund dafür waren schriftliche Hinweise zweier ehemaliger Mitarbeiter des Unternehmens, die der MZ vorliegen. Dazu sagte Unternehmenssprecher Sebastian Nicolai: „Der Aufsichtsrat der Stadtwerke Zeitz hat aufgrund von Hinweisen eine Untersuchung gegen die Geschäftsführung des Unternehmens und seiner Tochtergesellschaften eingeleitet. Die bisherigen Ergebnisse machen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Andreas Huke nicht länger möglich. Das Gleiche gilt für Volkmar Kunze, den Aufsichtsratsvorsitzenden.“
Die Betroffenen selbst schweigen bislang zu den Untreuevorwürfen: Andreas Huke war für die MZ weder telefonisch noch sonst irgendwie erreichbar. Volkmar Kunze möchte sich zumindest öffentlich nicht zu den Vorwürfen äußern. Er könne das auch gar nicht, meint er, denn, wie er schon hinsichtlich seiner Abberufung erklärte, haben ihm die Gesellschafter keine Sachverhalte genannt.
Als stellvertretender Leiter der Gesellschafterversammlung war Oberbürgermeister Christian Thieme (CDU) an der Entscheidung der Stadtwerke beteiligt. „Es gab einfach gar keine andere Möglichkeit als die sofortige Abberufung.“ Dass diese einstimmig und mit sofortiger Wirkung gefallen ist, spricht aus Sicht des Stadtoberhauptes für sich.
Von einem angespannten Verhältnis zwischen Aufsichtsrat und Gesellschaftern der Stadtwerke berichtet Ex-OB Dieter Kmietczyk (Bündnis 90/Die Grünen), der selbst bis Mai als Stadtrat im Aufsichtsrat saß. Demnach sei etwa über die Verbraucherpreise entgegen der Satzung des Unternehmens am Aufsichtsrat vorbei entschieden worden. Den Stadtvertretern im Aufsichtsrat sowie den Stadtratsfraktionen insgesamt wirft Kmietczyk vor, ihrer Kontrollpflicht nicht ausreichend nachgekommen zu sein.
Einladungen in die Schalke-Arena
„Diejenigen, die sich in die Schalke Arena einladen haben lassen, sollten sich dringend fragen, ob sie sich vor den falschen Karren haben spannen lassen“, spielt der Ex-OB auf die regelmäßigen Ausflüge zu Bundesligaspielen des FC Schalke 04 nach Gelsenkirchen an, zu denen der Stadtwerke-Chef Huke Wirtschaft und Politik mitgenommen haben soll.
Diese Fahrten ebenso wie Fragen nach der Finanzierung von Reisen in die US-amerikanische Partnerstadt Prescott, wo Huke gemeinsam mit Kunze als offizielle Vertreter der Stadt Zeitz empfangen wurden, obwohl die Fahrten Urlaubsreisen genannt wurden, sollen aber nur die Spitze des Eisberges sein, wie ein Mitarbeiter der Stadtwerke befürchtet. „Leider sind wir als Mitarbeiter auch nicht über die Hintergründe der Entlassung informiert worden. Aber hier wird das natürlich genau so diskutiert wie in der Stadt“, sagt er, „wir hoffen allerdings, dass sich die Situation bald normalisiert und unsere Arbeit einfach normal weitergeht.“ (mz)
