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Seeteufel badet im Spiritus

Von Uta Kunick 16.09.2004, 18:16

Spora/MZ. - Kröber, der heute das Geschäft selbst führt, arbeitete zu jener Zeit als Angestellter mit. Einen Fisch hatte er bis dato noch nie präpariert. Die Sache reizte ihn. Und so wälzte der gelernte Bankkaufmann mit den geschickten Händen erst einmal Fachliteratur. Dann ging es ans Werk.

Nicht nur dem Seeteufel hauchte Kröber ein ewiges Leben ein. Auch Sternrochen, Seewolf und Hecht verfolgen - allesamt sorgfältig konserviert - von den Wänden das Geschehen im Laden. In den meisten Fällen wurde nur der Kopf des Fisches präpariert. Abgesehen von einem Hecht, der zu Kröbers bisher kapitalstem Fang zählt. Das 1,17 Meter lange Tier zog der im Angelverein Spora aktive Sportfreund aus dem Angelteich in Spora an Land. Stolze zwölfeinhalb Kilo brachte der Hecht auf die Waage. Dieser Fang musste einfach erhalten werden. Schon allein wegen des Lateins, für das die Angler ja so berüchtigt sind.

Für die Mitglieder im Sporaer Verein hat Gunter Kröber schon etliche Fische präpariert. "Im Gegenzug dafür werde ich von den Arbeitseinsätzen befreit", sagt der Angelsportler, dem das Präparieren mittlerweile gekonnt von der Hand geht.

Um die Arbeitsschritte auch anschaulich zu erklären, stülpt er sich die Gummihandschuhe über, holt einen schleimigen Hechtkopf aus der Werkstatt und legt sich die Instrumente zurecht. Sofort macht sich überall ein unangenehmer Geruch breit. "Der Fischkopf hat zwei Wochen in Spiritus gelegen", erklärt Kröber, als wolle er sich für den Gestank entschuldigen.

Durch den Alkohol ist die Haut gegoren. Auch Fette und Wasser werden ihr auf diesem Weg entzogen. Der Präparator setzt das Messer an und löst zunächst das Fleisch aus den Backentaschen. Auch der Hirnstamm wird entfernt. Ein Handgriff löst den anderen ab. "Das muss hintereinander weg gehen. Ansonsten trocknet die Haut nämlich aus und lässt sich nicht mehr bewegen", begründet der im Umgang mit Skalpell und Arterienklemme Geübte. Zum Ausfüllen wird eine Mixtur aus geraspeltem Hartschaum und Gips verwendet.

Vorsichtig zieht Kröber die Kiemendeckel auseinander, um sie zur Verfestigung mit Pappe und Klammern zu fixieren. Das Modellieren der Augen erfolgt mit Wachs. Zum Schluss bringt Kröber auf das präparierte Teil Sprühlack auf.

"Ich arbeite mit einfachen Mitteln, damit das Ganze für die Leute bezahlbar bleibt", sagt Kröber. Das Geschäft in Ronneburg gibt er Ende des Monats zwar auf, das Präparieren behält er aber bei. "Ich richte mir Zuhause in Naundorf bei Kayna in der Unteren Dorfstraße 43a eine Werkstatt ein."