Schloss Burgscheidungen Schloss Burgscheidungen: Warten auf den Märchenprinz
Burgscheidungen. - Das Gras wird regelmäßig geschnitten und die Hecken kommen immer mal wieder unter die Schere des Gärtners. Dennoch liegt das Schloss Burgscheidungen seit Jahren im Dornröschenschlaf. Ein Prinz, der es wach küsst, ist nicht in Sicht, auch wenn im Juni ein norwegischer Professor in Burgscheidungen gesichtet wurde, der Interesse am Schloss bekundet haben soll. Der Norweger ist auf der Suche nach einem geeigneten Objekt für ein Bildungs- und Tagungshotel, war im Amt für Wirtschaftsförderung des Burgenlandkreises zu erfahren, und wenn es im Burgenlandkreis ein Objekt gibt, das ihn ernstlich interessiert, sei es das Schloss Burgscheidungen.
"Alles Quatsch", sagt Elias Dächert, der Unternehmer aus dem hessischen Griesheim, der gemeinsam mit dem Hotelier Karl Friedrich Isenberg Besitzer des Schlosses ist. Sie hatten die einstige Bildungsstätte der Ost-CDU im März 1995 erworben. Von einem ernsthaften Interessenten für das Schloss Burgscheidungen sei ihm nichts bekannt, gibt Dächert Auskunft.
Auch Dächert und Isenberg hatten einst im prächtigen Barockbau ein Tagungshotel einrichten wollen. Zuletzt hatte Isenberg im Sommer 2001 den Burgscheidunger Gemeinderat mit kühnen Visionen beeindruckt. Mittlerweile backen die Herren von Schloss Burgscheidungen etwas kleinere Brötchen. Bei der Oberfinanzdirektion - sie agiert in Nachfolge der Treuhand, von der Dächert und Isenberg das Schloss gekauft hatten - haben sie ein neues Konzept eingereicht. Darüber werde jetzt verhandelt. Das Konzept sieht Ferienwohnungen vor. Wie Dächert erläuterte, ist dafür das einstige Bettenhaus der Schulungsstätte ins Auge gefasst. "Preisgünstige Ferienwohnungen sind das Einzige, für das in der Region noch Bedarf besteht", hat Dächert inzwischen herausgefunden. Das Schloss mit seinem Festsaal könne dann für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden.
Bei der Oberfinanzdirektion möchte man keine Stellungnahme abgeben. Hier wird - seit Monaten übrigens - geprüft, wie damit umgegangen werden soll, dass die von den Eigentümern im Kaufvertrag zugesagten Investitionen bisher nicht erfolgten. Thomas Böhm, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung bei der Kreisverwaltung hält es für das Beste, wenn der Vertrag rückabgewickelt wird, um den Weg für neue Investoren frei zu machen. Dass ein neuer Investor wie etwa der Norweger das Schloss zum Leben erwecke, sei zwar ebenfalls nicht sicher, dass Isenberg und Dächert das in den nächsten Jahren nicht tun würden, sei hingegen mit einiger Gewissheit anzunehmen. Problematisch für einen Investor ist, dass Fördermöglichkeiten kaum zu erwarten sind.
Vor vier Jahren hatte es Meinungsverschiedenheiten zwischen den jetzigen Besitzern gegeben. "So was kommt eben immer mal vor", bekundet Dächert. Er gehe im Übrigen nach wie vor davon aus, dass sich sein Partner Isenberg aus dem Projekt zurückziehen wolle. Isenberg selbst war für die Presse nicht zu erreichen.
Elias Dächert, einer der beiden Eigentümer des Schlosses von Burgscheidungen, war bis voriges Jahr auch Besitzer des Schlosses in Stolberg im Kreis Sangerhausen gewesen. Im vorigen Jahr verkaufte er es an die Stiftung Burgen und Schlösser Sachsen-Anhalts. Das Stolberger Schloss hatte Dächert 1993 von der Treuhand für etwa 1,9 Millionen Mark gekauft. Er wollte ursprünglich acht Millionen Mark in ein Schlosshotel nebst Bettenhaus und Tiefgarage investieren. Die Plänen scheiterten allerding. Dazu sollen zahlreiche Streitereien zwischen Dächert und den Behörden über die Baugenehmigungen und Auflagen des Denkmalschutzes beigetragen haben. Am Schloss wurden nur die notwendigsten Arbeiten ausgeführt. Unter Federführung der Stiftung begann jetzt die Sanierung. Vorstellungen zur Nutzung gibt es noch nicht.