Schlaflabor Teuchern Schlaflabor Teuchern: Das neue Leben beginnt über Nacht
Teuchern/MZ. - Manuela Klemp hat es satt: Ihr Mann Jörg schnarcht. Und wie. Nacht für Nacht. Am Morgen ist sie wie gerädert. Das muss ein Ende haben, vertraut sie sich ihrem Mann an. Hilfe verspricht sich das Ehepaar aus Halle von Dr. Volker Schlegel, der seit 1997 in Teuchern ein Schlaflabor mit vier Plätzen leitet.
Jörg Klemp verbringt darauf hin eine Nacht ausnahmsweise nicht zu Hause. Geheimnisse hat er vor seiner Frau natürlich nicht, denn sie weiß, dass er in Teuchern weilt. Dort beginnt für Schlaflabor-Assistentin Gabriele Kern die Nachtschicht wie jede andere. Für den 42-Jährigen, der normalerweise um 21 Uhr nicht ins Bett geht, verlaufen die nächsten Stunden anders: Zunächst misst Frau Kern bei dem gelernten Medizintechniker den Blutdruck. Dann wird Klemp verkabelt. Am Kopf, an den Beinen sowie am Oberkörper werden 20 Elektroden verteilt angebracht. So ist es möglich, 17 verschiedene Messungen vorzunehmen.
Alle Daten werden im Computer festgehalten: Unter anderem die Ein- und Ausatmung, die Beinbewegungen, die Tiefe des Schlafes, Schnarchgeräusche, der Atemstillstand, die Sauerstoffsättigung, der Herzschlag oder auch die Augenbewegungen. Selbst Träume werden registriert. Einmal verkabelt, beginnt für den Hallenser die Nachtruhe. Er weiß allerdings, dass er die ganze Zeit über in seinem Einzelzimmer unter Beobachtung steht: Eine Kamera ist auf ihn gerichtet. In einem anderen Raum kontrolliert Frau Kern bis zum Morgen, ob es zu irgendwelchen Störungen kommt. Besteht Handlungsbedarf, braucht Klemp lediglich die Hand zu heben und die 56-Jährige wäre sofort zur Stelle, um zu helfen.
Am Morgen danach schaut sich zunächst Rosemarie Wahl, die leitende Medizinisch-technische-Assistentin, die Aufzeichnungen der Nacht an, um eine erste Bewertung vorzunehmen. Frau Wahl, die bereits Erfahrungen in einem Kölner Schlaflabor sammelte und beim Aufbau der gleichen Einrichtung in Teuchern half, reicht die Aufzeichnung dann an Dr. Schlegel weiter.
"Der Schlaf hat eine Erholungsfunktion", sagt der Arzt. "Schlafstörungen werden mitunter unterschätzt", weiß der Mediziner aus Erfahrung zu berichten. Es komme oftmals zu Folgeerkrankungen, die selbst von Ärzten nicht immer erkannt würden. "Eine Verkäuferin klagte uns mal ihr Leid", erzählt der Teucherner Leiter des Schlaflabors. Sie sei selbst am Tag kurzzeitig eingeschlafen, so dass ihr Chef sie zur Rede gestellt habe. Im Labor erkannte man glücklicherweise die Ursache der Schlafstörung.
"Wir helfen Menschen, für die über Nacht ein neues Leben beginnt", erklärt Dr. Schlegel, der das belegen kann. Zu 95 Prozent der Fälle sind die Patienten nach dem Besuch im Schlaflabor ihr Problem los. Zu ihnen gehört mittlerweile auch Jörg Klemp aus Halle. "Ich hätte viel eher nach Teuchern fahren sollen", sagt er. Schnarchen ist für seine Frau nun ein Fremdwort.