Oase auf dem Bauernhof Oase auf dem Bauernhof: Warum zwei Leipziger in Profen das Glück fanden

Profen - Sie sind Weltenbummler, Kanu-Guide. Ski- und Segellehrer - jetzt haben sich Karen Helms und Dirk Härtel für eine grüne Oase in der Elsteraue entschieden und kauften einen alten Bauernhof in Profen. „Wir sind genau eine Woche vor der dem Schulanfang unserer Tochter am 6. Juni 2016 hier eingezogen“, sagt Karen Heims. Dabei mussten die Sachsen aus Leipzig feststellen, dass die Ferien in Sachsen-Anhalt gelegentlich anders liegen als im benachbarten Bundesland.
Inzwischen ist die kleine Familie in Profen angekommen. Das 260 Jahre alten Fachwerkhaus strahlt Gemütlichkeit aus. Die alten Balken in der historischen Bohlenstube sind wieder sichtbar, die Dielen auf dem Fußboden neu. Und an der Wand flackert ein elektrischer Kamin. „Wir fühlen uns wohl in unserem neuen Zuhause“, sagt Dirk Härtel. Beide sind in Leipzig geboren und aufgewachsen.
„Manche unserer Freunde schütteln darüber den Kopf“
Das Paar wollte aus dem alltäglichen Hamsterrad auszubrechen und machte sich im Jahr 2014 auf Weltreise. In Südafrika arbeiteten sie auf einer 34.000 Hektar großen Farm im Nirgendwo. Die nächste Stadt samt Einkaufsmöglichkeiten war gut eine Autostunde entfernt. Zurück in Deutschland haben sie ihre Stadtwohnung in Leipzig gegen einen Bauernhof in Profen eingetauscht.
„Manche unserer Freunde schütteln darüber den Kopf, doch wir sind in 30 Minuten in Leipzig“, sagt Dirk Härtel. Der Aufenthalt in Südafrika lehrte sie, das ist ein kurzer Weg. Auf der anderen Seite halfen viele Freunde bei der Sanierung des Hofes mit, probierten sich dabei handwerklich aus, besserten mit Strom und Lehm das Fachwerk aus, rissen Fußböden heraus und bauten neue ein.
Oase in Profen: Karen Heims Reich war von Anfang an der Garten
Karen Heims Reich war von Anfang an der Garten. Sie sammelte Ideen, legte Beete an, verarbeitete die eigene Ernte und irgendwann kamen Tiere zum Hof: Hühner, Schafe, eine Katze. Die kleine Tochter regte an, einen bunten Kindergeburtstag auf dem Bauernhof zu feiern und daraus wuchs der Einfall, dies für andere Kinder anzubieten. Die Idee „Kindergeburtstag auf dem Bauernhof“ war geboren.
Karen Heims hat Sport studiert und arbeitet bis heute als Lehrerin in Leipzig. Sie hat ein Händchen für Kinder, möchte ihnen die Natur näher bringen, mit ihnen im Grünen Neues entdecken. Längst waren die ersten Schulklassen in Profen zu Gast. „Für Kinder ist es ein unbeschreibliches Erlebnis, aus dem Stall die frischen Eier zu holen und davon selber Eierkuchen zu backen“, erzählt die Pädagogin. Schritt für Schritt probierte das Paar Neues.
Aus Milch von Nachbars Kühen wurde eigene Butter gemacht
Aus Milch von Nachbars Kühen wurde eigene Butter gemacht. Zu Weihnachten gibt selbst gebackenes Brot, Käse und Schinken aus der eigenen Räucherkammer. Selbst gemachte Limonade, frisches Obst und Gemüse aus dem Garten gehören heute zum Programm.
„Irgendwie brauchten wir noch ein Maskottchen. Wir legen viel Wert auf Grünes, betreiben einen Bauernhof und daraus wurde die grüne Kuh“, erzählen die beiden. Die Kuh gibt es jetzt als farbenfrohes Kostüm, denn das Milchvieh selbst gibt es nur beim Nachbarn. Ob Vogelscheuchen selber bauen, Schubkarren-Rennen, Schatzsuche in der Elsteraue, Holzarbeiten oder Traktor fahren, viel Sport und Bewegung - all das können heute Kinder und Eltern mit ihren Kindern auf diesem Hof schon erleben.
Oase in Profen: „Wir lieben das Miteinander im Dorf“
„Wir lieben das Miteinander im Dorf, ob beim Subbotnik oder unserem ersten Fest, welches wir Hofbeben genannt haben“, erzählt Dirk Härtel. Die Sachsen bringen Ideen aus der Stadt aufs Land, und andersrum werde dem Paar in der Elsteraue der Blick auf neue Dinge geschärft. „Wir haben uns als Erstes einen Canadier gekauft und fahren damit auf der Weißen Elster“, erzählt Härtel. Denn aus seiner Sicht habe der Wassersport und überhaupt der sanfte Tourismus in der Aue ein enormes Potenzial. „Ich glaube aber, viele Menschen selbst haben das hier noch nicht erkannt, und warten, dass etwas von außen kommt. Aber vielmehr ist Eigeninitiative gefragt“, so der Sachse.
Natürlich haben die beiden weitere Ideen im Kopf. Da ist die Rede vom Heuhotel und Pension, von neuen eigenen Tieren wie Ziegen und Gänsen. „Wir sind zwar Städter, doch wir legen einfach mal los und lernen mit jeder neuen Herausforderung“, sagt Härtel. Bewusst suchen sie das Miteinander in der Region, haben Kontakte zu manch anderen, die ebenfalls schon aus Leipzig in die Elsteraue zogen und das Leben bunter machen. Das fängt bei der Familie an, die in Zeitz den Bioladen betreibt, reicht über die Kommune in Lützkewitz und den Schriftstellern. Es tut sich was, in der Elsteraue. (mz)
