MZ-Ferienspaß in Zeitz MZ-Ferienspaß in Zeitz: Gäste erkunden den Herrmannschacht

Zeitz/MZ. - "Eigentlich weiß ich gar nicht was ein Brikett ist", steht Sidney Bartels ratlos auf dem ehemaligen Fabrikgelände. Hier am Zeitzer Herrmannschacht ist sie da genau richtig, den beim MZ-Ferientag dreht sich alles um die Kohle.
Die Zehnjährige kommt aus Rostock und verbringt ihre Ferien bei den Großeltern in Lobitzsch. "Wir haben noch einen Ofen zu Hause, den heizen wir mit Kohlen", erklärt ihr ihre Freundin Helen Walch. Mit wachen Augen folgen die Mädchen, die Großeltern und viele andere der Kinderführung. "Wir befinden uns hier in der ältesten noch erhaltenen Brikettfabrik der Welt", erklärt Waltraud Schöbel. So bestaunen die Gäste Stachelwalze und Flammenrohrkessel, Dampfmaschinen und Kohlepresse. Vor einem Stahlkoloss so hoch wie ein Neubaublock bleiben sie staunend stehen. "Das ist eine Tellerpresse", fährt Schöbel fort. Insgesamt 20 runde Eisenplatten türmen sich bis zum Dach der Halle. Hier wird die Rohbraunkohle aus dem Tagebau Stück für Stück zermahlen. "Wenn das schwarze Gold unten ankommt, ist es nur noch so klein wie ein Reiskorn", erklärt Schöbel.
Drei Exemplare standen einst im Trocknerraum. Zu Produktionszeiten herrschte hier unerträgliche Hitze und eine Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent. Von so viel Technik ist Anton fasziniert und dreht gleich die Rädchen an dem kleinen Modell, das zum Ausprobieren bereit steht. "Wir sind von der Brikettfabrik begeistert", sagt Tibor Fischer, der mit Sohn Anton aus Halle angereist ist. Von Braunkohle, Förderung im Tagebau und der Weiterverarbeitung hatten die beiden noch nicht viel gehört. "Die Kinderführung ist altersgerecht und schön ist, dass die Kinder so manches selbst ausprobieren dürfen. Ein Lob für den gelungenen MZ-Ferientag", sagt der Vater.
Kinder bauen aus Ziegelsteinen eine Mauer, daneben pressen sie aus Rohkohle Briketts, andere gehen im Sand auf Schatzsuche - kurzum der durfte sich Nachwuchs ausprobieren. Ganz begeistert hält Till Lennard Oestreicher ein Stück Kohle in der Hand "Die Kohle habe ich selbst gepresst und darf sie mit nach Hause nehmen", sagt der künftige Drittklässler. Allerdings seien beim Kohlepressen an der nachgebauten Maschine gleich ein paar Bolzen gebrochen. "Doch es hat niemand geschimpft, im Gegenteil die kaputten Bolzen dürfen wir jetzt auch mitnehmen", sagt der Junge. Der Achtjährige kommt aus Torno in Brandenburg und verbringt seine letzten Ferientage in Kayna.
Auch für Elisabeth und Ben Reuter (6 und 8 Jahre alt) aus Flensburg beginnt am Montag das neue Schuljahr. "Klar kenne ich Kohle, immer wenn wir grillen brauchen wir welche", sagt das Mädchen keck und schaut Hilfe suchend zu ihren Großeltern. "Wir wollen unseren Enkelkindern einen erlebnisreichen letzten Ferientag schenken. Dabei können wir selbst noch etwas Neues dazu lernen", sagen Beate und Volker Bernshausen aus Oelsen. "Die Brikettfabrik liegt zwar vor unserer Haustür, doch so oft waren wir noch nicht hier", sagen die beiden und zollen der Einrichtung und der Museumsführung großes Lob.
Nathalie Jacob streift mit ihren Großeltern durch den Braunkohlewald, schaut sich zwischen Moor- eichen und versteinerten Baumstämmen um. "Einen Mammutbaum kenn ich bis jetzt nur aus dem Fernsehen. Ich hätte nie gedacht, dass es ihn wirklich gibt", sagt die Zwölfjährige. Sie ist begeistert von der Pflanzenwelt. Vor allem von dem Lebkuchenbaum. "Mit botanischen Namen heißt er Katsurabaum. Doch im Herbst, wenn seine Blätter fallen, verströmt er einen leichten Duft nach Lebkuchen", erklärt Waltraud Schöbel. Dann möchte das Mädchen aus Weißenfels garantiert noch einmal wiederkommen, das nächste Mal mit der ganzen Klasse.
Auch Lisa Andrae ist gern im Herrmannschacht. "Ich helfe hier gelegentlich mal aus", sagt die junge Frau. Sie hat gerade den Abschluss des Sozialassistenten an der Zeitzer Berufsschule gemacht und möchte Erzieherin werden. Zehn Leute vom Herrmannschacht und weitere MZ-Mitarbeiter sorgten für einen reibungslosen Ablauf des Tages. Rund 350 Gäste kamen. "Es war der Wahnsinn mit solch einem Andrang haben wir nicht gerechnet", sagt Christine Wende, Leiterin des Herrmannschachtes.