Mühlentag in der Region Mühlentag in der Region: Wohin sich am Pfingstmontag ein Ausflug lohnt

Suxdorf - Die Windmühle in Suxdorf (Bockwitz) ist umzingelt. Schweift der Blick in die Runde, dann sieht man die neuen gigantischen Windräder in Richtung Heuckewalde, ein Stück weiter drehen sich Windräder auf dem Höhenzug hinter Kayna und auch der neue Windpark im Tagebau Profen ist gut zu sehen.
„Die Leute fragen mich immer, wann wir einen Generator anschließen“, sagt Ronny Oertel und lacht dabei. Ja, man könnte einen Generator anschließen. Dieser würde etwa 50 Kilowatt pro Stunde liefern. Kein Vergleich mit den Riesen der Moderne. Diese ragen mehr als 100 Meter in die Höhe. Das historische Exemplar in Suxdorf ist gerademal 20 Meter hoch. Schließlich wurde die Mühle vor fast 200 Jahren für einen bestimmten Zweck gebaut, nämlich zum Mehlmahlen.
„Leider brannte das komplette Innenleben 1990 aus“
„Leider brannte das komplette Innenleben 1990 aus“, sagt der Müller, und so steht eigentlich nur die bauliche Hülle. Innen wurde nach dem Brand das Denkmal neu gestaltet, Zwischendecken eingezogen und Holztreppen eingebaut. „Einen Bedarf, hier wieder Mehl zu mahlen, gibt es längst nicht mehr und selbst die ganze Bioschiene mit diversen Körnern würde einen Aufbau der Technik im Inneren nicht rentabel machen“, sagt Oertel.
Dennoch ist die Mühle ein wundervolles Wahrzeichen für die ganze Region und zieht vor allem zum traditionellen Mühlentag am Pfingstmontag Hunderte Gäste an. Eigentlich steht sie auf Suxdorfer Flur. Doch im Volksmund ist sie als Bockwitzer Windmühle bekannt. Bei den Führungen von Ronny und Vater Eberhard Oertel wird die Geschichte lebendig. 1836 wurde die Windmühle gebaut, und seit 1891 befindet sich das imposante Bauwerk in Familienbesitz. Damals kaufte Ururgroßvater Karl Gneist die Mühle. Früher gehörten auch eine gut gehende Bäckerei und eine kleine Landwirtschaft dazu.
Anfang der 1960er Jahre wurde der Familie die „Handelsmüllerei“ vom DDR-Staat weggenommen
Eberhard Oertel lernte noch den traditionellen Beruf eines Müllers, studierte danach Lebensmitteltechnologie und arbeitete zu DDR-Zeiten bei der Firma Ogis in Zeitz. Anfang der 1960er Jahre wurde der Familie die „Handelsmüllerei“ vom DDR-Staat weggenommen, das heißt, es durfte kein Mehl mehr für den Handel produziert werden. Produziert wurden nur noch drei Tonnen Mehl für wenige Bauern und zirka 60 bis 70 Tonnen Schrot als Futter.
Die Mühle ist und bleibt bis heute ein teures Hobby. „Wir waren im vergangenen Jahr gerade mit der Sanierung des kleinen Windrades fertig, da hat uns das Orkantief „Friederike“ einen Strich durch die Rechnung gemacht und das Metallgestänge wie ein Streichholz umgeknickt“, erzählt Ronny Oertel. In vielen Stunden Eigenleistung und mit jeder Menge Enthusiasmus wurde das Rad aufwändig wieder aufgebaut. „Wir hatten einen riesigen Kran auf dem Hof, das war ein toller Anblick“, sagt Ronny Oertel. Er hat einst Elektriker gelernt und arbeitet bis heute beim Mühlen- und Maschinenbau in Zeitz-Rasberg.
„Im Dach ist ein Balken kaputt, den werden wir wohl 2020 auswechseln müssen“
„Im Dach ist ein Balken kaputt, den werden wir wohl 2020 auswechseln müssen“, sagt Ronny Oertel weiter. Und irgendwann einmal müssen auch wieder neue Flügel her. Die jetzigen Exemplare drehen sich bereits seit 2003 im Wind. „So lange haben es keine anderen Flügel ohne Reparatur geschafft“, sagt Oertel-Junior. Um den Mühlentag vorzubereiten, hat sich die Familie freigenommen. So wurde im Inneren eine Etage frisch gestrichen, ein Meer von Blumen außen in Beete gepflanzt, Sonnensegel aufgebaut, Tische und Bänke aufgestellt.
Beim Fest helfen dann viele Freunde und Bekannte mit. Einige fahren mit ihren Oldtimern wie Traktor, Motorrad oder Auto vor und locken viele Schaulustige an. Die Band Black & White aus Würchwitz spielt live auf. Kurzum - es herrscht Volksfeststimmung rund um die Mühle. (mz)
Windmühle in Suxdorf (Bockwitz) öffnet zum Mühlentag am Pfingstmontag von 10 bis 18 Uhr. Eintritt frei
Große Auswahl am Pfingstmontag - Vom Wasserrad bis zur Bockwindmühle viel los
Zum bundesweiten Mühlentag am 10. Juni lassen zahlreiche Mühlenbesitzer und -betreiber die Flügel oder Wasserräder drehen, setzen Mahlvorgänge in Gang und laden zu Führungen ein. Hier eine kleine regionale Auswahl. Dieser Tag findet seit 1994 statt.
Blumenmühle Würchwitz: Ritterlager, historische Schmiede, Kräuterhexe, Milbenkäse und Bogenschießstand versetzen die Besucher ab 10 Uhr in die Zeit des Mittelalters. Die Interessengemeinschaft Blumenmühle lädt in ein historisches Ambiente zum gemütlichen Familientag bei Kaffee, Mühlenkuchen sowie deftigen Speisen.
Eisenmühle Elstertrebnitz: Von 10 bis 17 Uhr öffnen sich auch die Türen von Deutschlands letzter Eisenpulvermühle. Es werden Führungen durch die historische Wasserkraftanlage und das Eisenmühlen-Museum des technischen Kulturdenkmals angeboten. Zudem gibt es einen Handwerker-Markt. Dort lassen sich Könner bei ihrer Arbeit über die Schultern schauen. Dazu gehört dieses Mal ein „Papiermacher“.
Lindigtmühle in Kohren-Sahlis am Lindenvorwerk: Von 10 bis 18 Uhr können Besucher die Lindigtmühle in Aktion sehen. Es ist die einzige noch erhaltene Wassermühle im Kohren-Sahliser Land. Das technische Denkmal ist voll funktionsfähig, besitzt ein großes Wasserrad und man kann sich die Abläufe erklären lassen. Parallel dazu findet auf der Festwiese ein Kunst- und Handwerkermarkt statt. Frischgebackenes Mühlenbrot und Bauernkuchen aus der Museumsbäckerei der Mühle sowie musikalische Unterhaltung und Theateraufführungen ergänzen das Programm.
Wassermühle Zeddenbach: Die Mühle in Zeddenbach gilt als letzter mit Wasserkraft betriebener Mühlenbetrieb an der Unstrut (nahe Freyburg). Die mühlentechnische Einrichtung ist noch vollständig erhalten. Ab 10 Uhr öffnen Mühle und Laden. Man kann die ruhende Technik besichtigen. Es gibt Führungen und Verkauf der Mühlenprodukte.
Mühltal bei Eisenberg: Im Mühltal in Eisenberg lädt zum Beispiel die Wassermühle Naupoldsmühle zur Besichtigung und Bewirtung ein. Gleich am Eingang des Tals bei Rauda (Nähe Robertsmühle) hat der Verein ländliche Kerne die Mühlen des Tales originalgetreu nachgebaut und in einem Miniaturpark vereint. Der Park ist geöffnet.
Lumpziger Bockwindmühle: Der Verein Altenburger Bauernhöfe lädt von 10 bis 17 Uhr zu einem bunten Fest ein. Auf dem gesamten Gelände bieten Handwerker ihre Produkte an, zum Beispiel die NaturWunderBar, ein Mineralien-Sammler, Keramiker aus Ponitz, eine Flechtgestalterin. Es gibt selbst gebastelten Schmuck und eine Kreativwerkstatt, gehäkelte Handtaschen, Honig vom Imker und Nützliches für Haus und Garten. Auch echte Handarbeit ist zu erleben. Es wird gesponnen, gestrickt und geklöppelt. (mz)