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"Mordsmäßige Friedhofsgebühren" "Mordsmäßige Friedhofsgebühren": Friedhofsgebühren in Teuchern steigen fast um 500 Prozent

Von Jan Iven 15.10.2015, 06:00
In der Einheitsgemeinde Teuchern werden die Gebühren für die Bestattungen ab kommendem Jahr drastisch erhöht.
In der Einheitsgemeinde Teuchern werden die Gebühren für die Bestattungen ab kommendem Jahr drastisch erhöht. Peter Lisker Lizenz

Teuchern - Monatelang hatten die Teucherner Stadträte in den Ausschüssen über die neue Friedhofsgebührensatzung diskutiert und an den Details gefeilt. Der Beschluss des Stadtrates Anfang der Woche sollte eigentlich nur noch Formsache sein. Doch kurz vor der Abstimmung meldeten die CDU-Stadträte plötzlich massive Bedenken an. „Die Erhöhung der Friedhofsgebühren um fast 500 Prozent ist mordsmäßig“, schimpfte Siegfried Köhler von der CDU. In Hohenmölsen seien die Gebühren viel niedriger. „Irgendetwas passt da doch nicht“, ist der Stadtrat aus Teuchern überzeugt.

Gerade in der Kernstadt werden die Gebühren für ein Erdbestattungsgrab ab kommendem Jahr von 155 Euro auf 400 Euro steigen (die MZ berichtete). Und das bei einer gleichzeitigen Halbierung der Nutzungsdauer von 40 auf 20 Jahre. Da die Verlängerung einer Grabstätte in der ganzen Einheitsgemeinde nun mit 15 Euro pro Jahr zu Buche schlagen wird, kosten 40 Jahre in Zukunft 700 Euro.

Die Verwaltung begründet die starke Erhöhung damit, dass mit der Einführung der doppischen Haushaltsführung die tatsächlich anfallenden Kosten ermittelt wurden. Und die sollen auf Druck der Kommunalaufsicht nun auch für die Nutzung des Friedhofes umgesetzt werden, der einigermaßen kostendeckend arbeiten muss. Die bisherigen Gebühren seien nach Angaben der Teucherner Verwaltung auf jeden Fall viel zu niedrig.

Für die neue Friedhofsgebührensatzung von Teuchern wurden die realen Kosten für Bestattungen ermittelt. Dies führt in manchen Ortsteilen zu einem drastischen Anstieg. Gleichzeitig fand eine Vereinheitlichung der Gebühren in allen Ortsteilen statt, da die Kosten in der Vergangenheit zum Teil sehr unterschiedlich waren.

Ein Urnengrab mit bis zu vier Urnen schlägt in Zukunft mit 350 Euro für 15 Jahre zu Buche. Bisher waren es für 25 Jahre in der Stadt Teuchern 180 Euro und in Gröben 200 Euro für 25 Jahre. Derselbe Zeitraum kostet ab nächstem Jahr 450 Euro. Die neue Satzung gilt ab Januar 2016.  (ivn)

Dafür hagelte es ebenfalls Kritik aus dem Stadtrat. „Offensichtlich wurde verschlafen, die Kosten regelmäßig anzupassen, wenn wir jetzt so einen großen Sprung machen müssen“, kritisierte Matthias Köhler von der CDU. Bürgermeister Frank Puschendorf (parteilos) konnte das nur bestätigen: „Tatsächlich haben wir das nicht früher gemacht, obwohl es notwendig gewesen wäre.“

Dennoch verteidigte das Gemeindeoberhaupt die neue Satzung. „Wir haben die realen Kosten auf allen 16 Friedhöfen in Teuchern ermittelt und einen Durchschnittswert gebildet. Dabei sind wir sogar noch leicht unter den tatsächlichen Kosten geblieben“, sagte er. Zudem würden die Gebühren komplett den Friedhöfen zugute kommen. „Die Anlagen müssen zum Teil dringend saniert werden“, sagte er.

Die CDU-Fraktion sieht nun eine weitere Gefahr. „Wenn Kosten für die Erdbestattungsgräber so stark steigen, werden immer mehr Leute auf Urnen ausweichen. Dadurch werden die Friedhöfe immer leerer“, befürchtet Matthias Köhler. Gleichzeitig werden die Kosten für die gesamte Anlage auf die einzelnen Gräber umgelegt. Letztendlich werde sich auch die Frage stellen, ob die Einheitsgemeinde so viele Gräber wie derzeit vorhalten will. „Teuchern hat praktisch für jeden lebenden Teucherner ein Grab vorrätig“, merkte ein Stadtrat an.

Gleichzeitig zeigte sich Bürgermeister Frank Puschendorf auch ziemlich erstaunt über die plötzliche Diskussion. „Wir haben doch schon alles lang und breit besprochen und die Gebührensatzung mit den Vorschlägen der Stadträte nachgebessert. Auch die Zahlen lagen schon immer vor“, sagte er. Fast schien es so, dass einige Stadträte erst aus der MZ erfahren hätten, wie sehr die Kosten nun letztendlich steigen würden. Bei der Abstimmung stimmten schließlich elf Stadträte für die neue Friedhofsgebührensatzung und vier dagegen bei zwei Enthaltungen. (mz)