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„Blickpunkt Auge“ Lotse durch die Bürokratie machte in Zeitz Station

Das Mobil „Blickpunkt Auge“ machte am Mittwoch auf dem Markt in Zeitz-Ost Station. Zahlreiche Menschen suchen Rat.

Von Yvette Meinhardt 26.08.2021, 14:03
 Susanne Templin und Peter Fischer waren  am Mittwoch mit dem Mobil ?Blickpunkt Auge? in Zeitz-Ost und zeigen  moderne Lesehilfen.
Susanne Templin und Peter Fischer waren am Mittwoch mit dem Mobil ?Blickpunkt Auge? in Zeitz-Ost und zeigen moderne Lesehilfen. (Foto: Y. Meinhardt)

Zeitz/MZ - „Ich sehe mich und unser Beratungsmobil als Lotse durch die Bürokratie“, sagt Peter Fischer. Er ist seit 1992 Mitglied im Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen-Anhalt, seit 2012 mit dem „Blickpunkt Auge“ vertraut und leitet inzwischen die Beratungsstelle in Halle. Am Mittwoch macht er mit seiner Kollegein Susanne Templin mit dem Mobil „Blickpunkt Auge“ auf dem Markt in Zeitz-Ost Station und viele Wissbegierige kamen.

„Ich muss mit dem Taxi regelmäßig zum Augenarzt nach Weißenfels, zahle dafür 110 Euro und bekomme keinen Cent von meiner Krankenkasse zurück“, erzählt eine Seniorin, die sich Rat holen möchte. Seit 1983 habe sie schon einen Schwerbehindertenausweis, allerdings wegen einer Gehbehinderung. Sie benutzt heute einen Stock und einen Rollator. Im Laufe der Jahre kamen Probleme mit den Augen hinzu. Sie leidet unter Makula-Degeneration (Erkrankung der Netzhaut), was massive Einschränkungen des Sehvermögens zur Folge hat. Doch wer kann sie beraten?

„Ja, es gibt Nachteilsausgleiche“

„Ja, es gibt Nachteilsausgleiche, doch das ist ein weites Feld. Deshalb helfen wir bei der Antragstellung in verschiedenen Bereichen“, sagt Fischer, der selbst sehbehindert ist und ebenfalls einen Behindertenausweis besitzt. Auch die Übernahme von Transportkosten sei beispielsweise möglich oder das kostenlose Fahren mit Bus und Bahn.

Doch die Materie ist äußerst umfangreich. Es kommt auf den Grad und die Art der Behinderung an. Deswegen fragen die Besucher häufig, wo man Anträge stellen kann. Welche Hilfen sind generell möglich? „Berufstätige stellen ihre Anträge, zum Beispiel jene auf Hilfsmittel bei der Rentenversicherung, Senioren im Ruhestand hingegen bei ihrer Krankenkasse“, sagt Fischer Ab wann man einen Schwerbehindertenausweis bekommt, dafür gibt es Tabellen. Im Mobil selbst gibt es umfangreiches Informationsmaterial. So wird kostenfrei zu grundlegenden Fragen zur Augenerkrankung, über die Möglichkeiten von Sehhilfen und andere Hilfsmittel beraten, aber auch über rechtliche und finanzielle Ansprüche sowie Tipps, Tricks und Schulungen zur Alltagsbewältigung.

„Wir machen keine Sehtests, dafür sind wir nicht ausgebildet. Das überlassen wir den Fachleuten wie Ärzten und Optikern“, sagt Fischer weiter. Dabei wünsche er sich eine bessere Zusammenarbeit mit den Augenärzten. Der Facharztmangel ist auch auf dem Markt in Zeitz-Ost ein heiß diskutiertes Thema. „Ich brauche dringend einen Termin beim Augenarzt, habe bisher nur Absagen bekommen“, sagt eine Besucherin. Susanne Templin sucht für die Dame eine Telefonnummer heraus, wo sie mehr Erfolg haben könnte. Außerdem verweist das Team des Infomobils auf die zahlreichen Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen in Sachsen-Anhalt. Mehr als 200 ehrenamtliche Mitarbeiter hat der Blinden- und Sehbehindertenverband in Sachsen-Anhalt .