Lobaser saniert ein altes Bauernhaus
Lobas/MZ. - Wann sein altes Bauernhaus gebaut wurde, vergisst Lars Reißmann sein Leben lang nicht. Die Zahl ist nämlich in Sandstein eingehauen: 1710. "Am Heiligabend habe ich im vergangenen Jahr zum ersten Mal in meinem Haus geschlafen", erinnert sich der 30-Jährige, der zuvor in einer kleineren Wohnung in Kayna lebte.
Man hätte von Anfang an in dem Haus wohnen können. "Aber nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe." Kurze Zeit später machte sich der junge Mann an die Sanierung des historischen Gebäudes. So sind beispielsweise Sandsteine freigelegt worden. Der vordere Teil der Außenfront wurde neu verputzt und wird derzeit gestrichen. Dafür orderte Reißmann die Firma Michael Junghanns aus Würchwitz. Irgendwann ist im unteren Bereich aus zwei kleinen Fenstern, die inzwischen zugemauert wurden, ein großes Doppelfenster eingebaut worden. Von innen sind die Umrisse gut zu erkennen.
Anhand des Zustandes des Fensters ist allerdings zu sehen, dass das schon eine ganze Weile her sein muss. Reißmann ließ außerdem das Dach eindecken und baute das obere Stockwerk zu einem schmucken Wohnbereich aus. Die Eingangstür kommt demnächst an die Reihe, denn die muss noch aufgearbeitet werden. In einem der unteren Räume wurden die Dielen herausgerissen. In einer Ecke steht ein alter Kachelofen, den er stehen lassen will. Der optischen Ausstrahlung wegen. Aus der Nachbarschaft gab es jede Menge Unterstützung. "Das ist richtig toll", freut sich der Steuerfachangestellte.
Mittlerweile hat sich der Neu-Lobaser einen kleinen Garten zugelegt und baute dort unter anderem Kartoffeln an. Zum Bienenhaus, das hinter einer Scheune steht, hat Reißmann zwar noch keine Beziehung aufgebaut, aber die Bienenunterkunft will er stehen lassen. Was mit dem Seitengebäude wird, das einst wirtschaftlichen Zwecken diente, weiß er ebenfalls noch nicht so recht. Vorgenommen hat sich der Lobaser jedoch, in seinem Keller später Milbenkäse herzustellen. So, wie das in früheren Zeiten in vielen Familien der Fall war.
2010 will Lars Reißmann, der sich im Sport- und Kleefestverein einbringt, dann mit dem ganzen Dorf ein großes Fest feiern: In jenem Jahr hat sein Haus Geburtstag und wird 300 Jahre alt. Darüber hinaus wird außerdem schon an Plänen für die Zukunft geschmiedet. So will er in einem großen Zimmer im Erdgeschoss eine Begegnungsstätte einrichten. 20, vielleicht sogar 30 Leute könnten sich hier treffen und miteinander gemütlich ins Gespräch kommen. Er denkt an eine Heimatstube. "Tagsüber bin ich im Büro. Aber wenn ich abends nach Hause komme, brauche ich das dörfliche Leben", erklärt Reißmann. Lobas habe er deswegen in Betracht gezogen, da in diesem Dorf seine familiären Wurzeln liegen. Die älteren Leute, die in seinem Haus wohnten, aber verstorben sind, die kannte er. Für das Altertümliche hat er ein Faible. Ein neues Haus komme für ihn nicht in Frage. "Mich beeindruckt, wie die Leute früher gebaut haben, ohne große technische Hilfsmittel. Das ist erstaunlich." Lobas war unter den vielen Dörfern ein wichtiges Zentrum in der Gegend. "Der Agrarreformer Schubart zog an diesem Haus vorbei und ging zur Kirche", spricht ein strahlender Lars Reißmann. Möglicherweise hat Schubart mit einer netten Bäuerin, die hier lebte, geplaudert. Reißmann kommt ein bisschen ins Träumen: "Vielleicht passiert mir das auch, dass eine junge hübsche Bäuerin hier vorbeikommt."