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Lesung in der Franziskanerkirche Lesung in der Franziskanerkirche: Marianne Sägebrecht begeistert die Zeitzer

Von Stefan schneider 05.10.2015, 08:17
Marianne Sägebrecht gastierte am Sonnabend in der Zeitzer Franziskanerkirche.
Marianne Sägebrecht gastierte am Sonnabend in der Zeitzer Franziskanerkirche. Corina Wuitsdhik Lizenz

Zeitz - Reger Andrang herrscht an diesem Samstagabend um kurz vor 19 Uhr in der Zeitzer Franziskanerklosterkirche. Das zahlreich erschienene Publikum freut sich auf ein ganz besonderes Programm. Im Rahmen ihrer Lesung „Ob der Mensch den Menschen liebt“ gastiert erstmals die bekannte bayrische Schauspielerin Marianne Sägebrecht in der Elsterstadt. „Ich bringe zu meinen Veranstaltungen auch immer etwas Musik mit“, so die sympathische 70-Jährige.

Anekdoten und kleine Geschichten

Gemeinsam mit Liedermacher Ralf Glenk bestreitet sie einen vielfältigen, unterhaltsamen Abend. Das Repertoire reicht weit. Von ihrem Leben auf dem Lande außerhalb der Großstadt München und ihren frühen beruflichen Erlebnisse im medizinischen Bereich bis hin zu ihren Erfahrungen im nicht immer einfachen Verhältnis zwischen Mann und Frau. Gespickt mit eigenen Texten, aber auch denen anderer Autoren wie Bertold Brecht, gestaltet sie ein Programm mit vielen Anekdoten und kleinen Geschichten, das die Zuhörer auf eine ungewöhnliche Reise mitnimmt und zu begeistern weiß.

Aber auch die bunte Mischung in der Liedauswahl trägt zum Gelingen des Abends bei. Vor allem die Vertonungen lyrischer Werke des Österreichers Theodor Kramer (1897 bis 1958) regen das Publikum zum Nachdenken an. Kramer war Jude und musste 1939, nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, nach London emigrieren. „Seine Texte passen heute wieder“, so Sägebrecht. Aber auch andere musikalische Akteure kamen zum Einsatz. Das Zeitzer Saxophonensemble „Saxyladies“, diesmal nur zu dritt, begleitet Glenk zu „Über sieben Brücken musst du gehen“ und der Chor des Geschwister-Scholl-Gymnasiums bietet mit der „Ode an die Freude“ einen gelungenen Abschluss des Abends. „Ich werde euch nicht vergessen. In fünf Jahren komme ich wieder“, sagt die Schauspielerin. In der Zwischenzeit will sie Surinam, das Sehnsuchtsland ihrer Kindheit, erkundigen.

Sehr authentisch

Das Zeitzer Ehepaar Magda und Günther Holluba zeigt sich angetan von der Veranstaltung: „Man bekommt den Eindruck, dass sie das, was sie sagt, auch lebt. Sie wirkt sehr authentisch.“ Die Akteurin selbst zeigt sich begeistert von der Stadt Zeitz: „Petra Tischendorf, die gemeinsam mit ihrer Bienchengruppe den Abend organisiert hat, hat mir viel gezeigt. Die Plätze, die Kirchen, überall findet man Spuren einer interessanten Geschichte. Hier in der Franziskanerkirche hat Luther sogar seinen ersten Bischof geweiht!“

Seit Mitte der 1980er Jahre ist sie viel in Ostdeutschland herumgekommen und hat viele Städte in ihr Herz geschlossen, nun auch Zeitz. Auch die in der ehemaligen Klosterkirche ausgestellten Werke des Künstlers Roland Lindner gefallen ihr sehr: „Ich möchte eine Ausstellung mit ihm in München organisieren.“ Keine Sorgen bereitet ihr, die im August 70 geworden ist, das Alter: „Ich mache mir darüber keine Gedanken, ich sehe es positiv und gelassen. Mit der Reife bekommt man einen neuen Blick auf die Dinge.“ (mz)